Du kuesst so teuflisch gut
sich auf allen Tischen häuften.
Ihre Kameradschaft und die Art und Weise, wie Meri mit ihren Kollegen umgegangen war, hatten ihm sehr imponiert. Ihm fehlte ihre Stimme, ihr Lachen und ihre Art, sich zu bewegen. Wenn er an ihren ganz besonderen Humor dachte oder an ihr Lächeln, das einen ganzen Raum erhellen konnte, dann wurde ihm das Herz schwer.
Sie fehlte ihm so.
Sie war nicht mehr der Teenager, den er von früher kannte. Das Mädchen, das ihn einerseits gereizt, ihn andererseits aber auch verwirrt hatte. Nicht nur, weil sie Hunters Schwester war, sondern weil er spürte, dass sie viel erwartete, nicht nur von sich selbst, sondern auch von denjenigen, die ihr nahestanden.
Anfangs hatte er noch gehofft, er könne später vielleicht ihre Erwartungen erfüllen, aber dann wurde Hunter krank, und alles war plötzlich anders. Damals hatte er gedacht, es wäre besser, sie zu vergessen, sich keine gemeinsame Zukunft mit ihr auszumalen. Gründe dafür hatte er viele gefunden: Sie würde im Leben nicht das erreichen, was sie sich vorgenommen hatte. Und er würde sich später ewige Vorwürfe machen, dass sie ihr Potenzial nicht ausgeschöpft hatte.
Damals hatte er wirklich daran geglaubt, dass seine Entscheidung richtig war. Sie brauchte ihn nicht. Sie war besser dran ohne ihn. Deshalb hatte er sie verlassen und nur aus der Ferne über sie gewacht. Heute war ihm klar, dass er feige gewesen war.
Er hatte nicht damit gerechnet, sie jemals wiederzusehen. Dann war sie plötzlich hier aufgetaucht, und das hatte ihn vollkommen umgehauen. Sie wollte ihn verführen, aber das durfte er einfach nicht zulassen. Denn das war er ihr und Hunter schuldig.
Er ging ins Wohnzimmer und starrte auf die perfekte Einrichtung. Alles war so sauber und geordnet und sah so behaglich aus. Am liebsten hätte er alles durcheinandergebracht, hätte die Sessel umgeworfen und die Vasen an die Wand geworfen. Denn das Leben war nicht geordnet und behaglich. Es war mühsam und oft qualvoll.
Als er sich zum Gehen wandte, bemerkte er eine DVD, die auf dem Boden vor dem Sofa lag. Hatte die jemand verloren? Oder absichtlich hiergelassen? Aber wer? Meri? Betina?
Er hob sie auf. Auf der schwarzen Hülle klebte ein Zettel mit einem einzigen Wort.
Hunter.
Gegen besseres Wissen ging er zum Fernseher und legte die DVD ein. Dann ließ er sich davor auf dem Boden nieder.
Offenbar hatte jemand Hunters Videos auf eine DVD übertragen lassen, denn dies waren alles Szenen aus ihrem Collegeleben in Harvard. Alle Freunde waren zu sehen. Und Meri, denn sie war oft dabei gewesen. Man sah die Sieben Samurai bei Schnellballschlachten und bei feuchtfröhlichen Partys, beim Feuerwerk am 4. Juli und während der Ferien auf dem Land.
Jack schloss kurz die Augen und verlor sich in Erinnerungen. Sieben Freunde, die sich nahestanden wie Brüder. Brüder, mit denen er in den letzten Jahren weder gesprochen noch sie gesehen hatte.
Er seufzte und öffnete wieder die Augen. Gerade waren sie alle auf einem Segelboot. Jack erinnerte sich, das war während der Frühlingsferien gewesen. Sie lagen ausgestreckt auf dem Deck, wahrscheinlich nach einer langen Nacht. Meri ging zwischen ihnen umher, dann blieb sie kurz vor ihm, Jack, stehen und sah ihn an. Da er die Augen geschlossen hatte, hatte er ihren Blick nicht sehen können. Ein Blick, der ihm gezeigt hätte, dass sie ihn liebte.
Er fuhr zusammen, als hätte ihm ein glühendes Messer das Herz durchbohrt. Der Schmerz nahm ihm den Atem. Er hatte etwas verloren, was er nie ersetzen konnte.
Schnell zog er sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer seines Büros.
„Ich weiß nichts Neues!“, fuhr Bobbi Sue ihn an, ohne sich zu melden. „Wenn Sie endlich aufhören würden, mich dauernd anzurufen, wäre ich mit meinen Nachforschungen wahrscheinlich schon viel weiter.“
„Aber sie muss doch irgendwo sein.“
„Das weiß ich. Sie hat den Mietwagen am Flughafen von Los Angeles wieder abgegeben, hat aber nicht eingecheckt. Falls sie irgendwo in einem Hotel abgestiegen ist, zahlt sie bar und benutzt einen falschen Namen. Ich versuche gerade herauszufinden, ob vielleicht einer ihrer Freunde unter dem eigenen Namen ein Zimmer für Meredith gebucht hat. Das dauert seine Zeit.“
Aber er hatte keine Zeit. Er musste sie sofort finden, jetzt. In den letzten Tagen hatte er immer wieder daran gedacht, sich selbst auf die Suche nach ihr zu machen. Aber wenn er die Lodge verließ, verstieß er gegen die testamentarische Bestimmung,
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