Du lebst nur zweimal
ausgebildet.«
Doch Bond folgte ihr nicht, als sie losschwamm. Statt dessen paddelte er wie ein verletztes Tier kraftlos im Kreis herum. Sie weinte fast. Was war geschehen? Was hatten sie im Schloß des Todes mit ihm gemacht? Schließlich hielt sie ihn fest und sprach sanft auf ihn ein. Widerspruchslos ließ er sie ihre Arme unter seine Achselhöhle schieben. Sein Kopf ruhte fest zwischen ihren Brüsten.
Es war eine erstaunliche Leistung für ein Mädchen - ein Kilometer gegen die Strömung, wobei ihr ein gelegentlicher schneller Blick über die Schulter die Richtung anzeigte. Doch dann hatte sie es geschafft. Sie zerrte Bond in ihrer kleinen Bucht aus dem Wasser und brach auf den glatten Steinen neben ihm zusammen.
Ein Stöhnen von Bond weckte sie auf. Er hatte sich übergeben, saß mit dem Kopf in den Händen da und starrte mit den verschleierten Augen eines Schlafwandlers auf das Meer hinaus. Als Kissy den Arm um seine Schultern legte, sah er sie geistesabwesend an. »Wer bist du? Wie bin ich hierhergekommen? Wo bin ich?« Er betrachtete sie aufmerksamer. »Du bist sehr schön.«
Kissy musterte ihn scharf. Ein abenteuerlicher Gedanke schoß ihr plötzlich durch den Kopf, und sie sagte: »Du erinnerst dich an gar nichts? Du weißt nicht, wer du bist und wo du herkommst?«
Bond fuhr sich mit der Hand über die Stirn und kniff die Augen zusammen. »Ich erinnere mich an nichts«, sagte er müde. »Nur an das Gesicht eines Mannes. Ich glaube, er war tot. Ich glaube, er war ein schlechter Mann. Wie heißt du? Du mußt mir alles sagen!«
»Ich heiße Kissy Suzuki, und du bist mein Geliebter. Dein Name ist Taro Todoroki. Wir leben auf dieser Insel und fischen zusammen. Es ist ein schönes Leben. Kannst du ein Stück laufen? Ich muß dich dahin bringen, wo du wohnst, und dir etwas zu essen geben und einen Arzt holen. Du hast eine tiefe Wunde an der Schläfe und einen Schnitt quer über die Brust. Du mußt bei der Suche nach Seemöweneiern von den Klippen gestürzt sein.« Sie stand auf und hielt ihm die Hände hin.
Bond nahm sie und kam schwankend auf die Füße. Sie führte ihn den Pfad zum Haus der Suzukis entlang. Doch sie ging daran vorbei und stieg mit ihm hinauf zu dem kleinen Hain aus Zwergahorn und Kamelien. Sie führte ihn hinter den Schrein und in die Höhle. Sie war geräumig und hatte einen trockenen Boden aus gestampfter Erde. »Hier wohnst du«, sagte sie. »Ich lebe hier mit dir. Ich habe unser Bettzeug weggeräumt. Ich werde es holen - und auch etwas zu essen. Lege dich jetzt hin, mein Schatz, und ruhe dich aus. Ich werde auf dich aufpassen. Du bist krank, aber der Arzt wird dich wieder gesund machen.«
Bond legte sich hin und war sofort eingeschlafen.
Kissy rannte den Hügel hinunter, ihr Herz jubelte. Es gab viel zu tun, viel zu ordnen. Jetzt, da sie ihn wieder hatte, war sie fest entschlossen, ihn zu behalten.
Es dämmerte schon, und ihre Eltern waren wach. Sie flüsterte aufgeregt mit ihnen, während sie Milch anwärmte. Sie packte Bettzeug zusammen, den besten Kimono ihres Vaters und einige von Bonds Wäschestücken - nichts, was ihn an seine Vergangenheit erinnern konnte. Ihre Eltern waren an ihre Launen und an ihre Unabhängigkeit gewöhnt. Ihr Vater meinte nur freundlich, alles wäre in Ordnung, wenn der kannushi-san seinen Segen erteile. Nachdem sie sich das Salz abgewaschen und ihren einfachen braunen Kimono angezogen hatte, rannte sie den Hügel zur Höhle hinauf.
Später empfing der Schintopriester sie würdevoll. Er schien sie sogar erwartet zu haben. Mit erhobener Hand sprach er zu dem knienden Mädchen: »Kissy-chan, ich weiß, was ich weiß. Der Gehilfe des Teufels ist tot, seine Frau auch. Das Schloß des Todes ist vernichtet. Dies alles hat der Mann von jenseits des Meeres vollbracht, wie es die sechs Wächter voraussagten. Wo ist er jetzt?«
»In der Höhle hinter dem Schrein, kannushi-san. Er ist schwer verwundet. Ich liebe ihn. Und ich möchte ihn behalten und für ihn sorgen. Er erinnert sich an nichts aus seiner Vergangenheit. Ich möchte, daß es so bleibt, damit wir heiraten können, damit er für immer ein Sohn Kuros wird!«
»Das wird nicht möglich sein, meine Tochter. Eines Tages wird er sich erinnern und dorthin zurückkehren, wo er herkam. Außerdem werden von Fukuoka und vielleicht auch von Tokio aus offizielle Nachforschungen über ihn angestellt, da er in seinem Land sicher ein berühmter Mann ist.«
»Aber, kannushi-san, wenn du die Altesten von Kuro
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