Du lebst nur zweimal
Paket, verbeugte sich tief und schloß die Tür auf. Kissy dankte mit einer mechanischen Verbeugung und eilte aus dem Laden und die Straße hinunter, als hätte sie eben einen Pakt mit dem Teufel geschlossen.
Bond erwartete sie auf dem Landesteg. Es war sein erster Tag ohne sie gewesen, und er hatte sie schmerzlich vermißt. Sie sprachen glücklich miteinander, während sie Hand in Hand am Ufer zwischen Netzen und Booten entlangschlenderten. Die Leute lächelten, als sie sie sahen, grüßten sie aber nicht. Hatte nicht der Priester angeordnet, daß ihr gajin-Held offiziell nicht existierte? Und die Anweisung des Priesters war unumstößlich.
Nach Hause zurückgekehrt, begann Kissy fröhlich ein Essen aus stark gewürztem sukiyaki, dem japanischen Nationalgericht zu bereiten. Es war nicht nur ein Festmahl, denn sie aßen selten Fleisch, es war auch eine Vorsichtsmaßnahme, weil Kissy nicht wußte, ob ihre Liebestränke irgendeinen Geschmack hatten. Sie wollte kein Risiko eingehen. Als das Gericht fertig war, schüttete sie mit zitternden Händen das braune Pulver und die Flüssigkeit in Bonds Portion und verrührte alles gut. Dann trug sie die Teller ins Zimmer, wo ihre Familie schon auf der tatami vor dem niedrigen Tisch saß.
Verstohlen beobachtete sie, wie Bond jeden Bissen auf seinem Teller verzehrte und ihn dann mit etwas Reis sauberwischte. Er machte ein paar freundliche Bemerkungen über ihre Kochkunst, trank seinen Tee und zog sich in ihr Zimmer zurück. An den Abenden besserte er gewöhnlich Netze oder Angelschnüre aus, ehe er ins Bett ging. Während sie ihrer Mutter beim Spülen half, fragte sie sich, ob er heute seine Gewohnheit beibehielt!
Kissy brauchte lange, um ihr Haar herzurichten und sich schön zu machen, ehe sie mit klopfendem Herzen zu ihm ging. Er sah von dem Kopfkissenbuch auf und lachte: »Wo, um alles in der Welt, hast du das her, Kissy?«
Sie kicherte. »Oh, das! Ich habe vergessen, es dir zu erzählen. Ein fremder böser Mann hat sich in einem Geschäft an mich herangemacht. Er drückte es mir in die Hand und wollte mich am Abend treffen. Um ihn loszuwerden, habe ich zugesagt. Wir nennen es Kopfkissenbuch. Liebespaare verwenden das. Sind die Bilder nicht aufregend?«
Bond warf seinen Kimono ab. Er deutete auf das weiche futon auf dem Boden und sagte leidenschaftlich: »Kissy, zieh dich aus und leg dich hin. Wir fangen auf Seite eins an!«
Der Winter ging langsam in den Frühling über, und die Zeit des Fischens begann wieder. Diesmal tauchte Kissy nackt wie die anderen Mädchen, Bond und der Vogel tauchten mit ihr, und sie erlebten gute und schlechte Tage. Doch die Sonne schien unentwegt, das Meer war blau und wilde Schwertlilien bedeckten den Hügel. Große Aufregung erfaßte alle, als die wenigen Kirschbäume zu blühen begannen, und Kissy überlegte sich, wann sie Bond sagen sollte, daß sie ein Kind erwartete.
Eines Tages, sie waren gerade auf dem Weg zur Bucht, schien Bond sehr zerstreut zu sein. Als er sie bat, noch zu warten, ehe sie das Boot zu Wasser ließen, da er etwas Wichtiges mit ihr zu besprechen habe, begann ihr Herz freudig zu schlagen. Sie setzte sich neben ihn auf einen glatten Stein, legte die Arme um ihn und wartete.
Bond zog ein zerknülltes Stück Papier aus der Tasche und hielt es ihr hin. Sie zitterte vor Angst und wußte, was nun kommen würde. Sie ließ ihn los und starrte auf das Papier. Es war ein Stück Zeitung aus der kleinen Toilette. Sie zerriß die Zeitungen immer selbst und ließ alle Stücke verschwinden, die englische Wörter enthielten - für alle Fälle.
»Kissy, was heißt dieses Wort >Wladiwostok Was bedeutet es? Es enthält irgendeine Botschaft für mich. Es hängt mit einem sehr großen Land zusammen. Ich glaube, das Land heißt Rußland. Habe ich recht?«
Kissy dachte an das Versprechen, das sie dem Priester gegeben hatte. Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen. »Ja, Taro-san, du hast recht.«
Bond preßte seine Fäuste gegen die Stirn. »Ich habe das Gefühl, daß ich viel mit diesem Rußland zu tun habe, daß ein großer Teil meiner Vergangenheit damit zusammenhängt. Könnte das möglich sein? Ich möchte unter allen Umständen wissen, wo ich war, ehe ich nach Kuro kam. Willst du mir helfen, Kissy?«
Kissy sah ihn an und sagte ruhig: »Ja, ich werde dir helfen, mein Schatz.«
»Ich muß nach Wladiwostok. Vielleicht ruft es mehr Erinnerungen in mir wach, und ich kann von dort aus meinen Weg zurückfinden.«
»Morgen geht das
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