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Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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oft über sein Schicksal entschieden worden war. Zögernd, als sei sie elektrisch geladen, langte er nach der Klinke, ging durch die Tür und schloß sie hinter sich.
    3
    M. stand mit hängenden Schultern am Fenster und schaute auf den Park hinaus. Ohne sich umzudrehen, sagte er: »Setzen Sie sich.« Kein Name, keine Nummer!
    Bond nahm seinen üblichen Platz am Schreibtisch gegenüber M.s hohem Armsessel ein. Er bemerkte sofort, daß keine Akte auf der roten Schreibtischplatte aus Leder lag. Auch die Kästchen für Ein- und Ausgänge waren leer. Plötzlich hatte er ein ganz schlechtes Gewissen - daß er M. und den Secret Service vernachlässigt und sich selbst hatte so treiben lassen. Der leere Schreibtisch, der leere Stuhl bedeuteten das endgültige Urteil. Wir haben nichts für dich, schienen sie zu sagen. Wir können dich nicht länger brauchen. Schade, es hat uns gefreut, dich zu kennen, aber es läßt sich nicht ändern.
    M. kam vom Fenster herüber, ließ sich schwer in seinen Sessel fallen und sah Bond an. Sein zerfurchtes Seemannsgesicht war völlig ausdruckslos.
    »Sie wissen, warum ich Sie gerufen habe?« fragte M.
    »Ich kann es mir vorstellen, Sir. Sie können mein Rücktrittsgesuch haben.«
    M. rief ärgerlich: »Wovon, zum Teufel, sprechen Sie? Es ist schließlich nicht Ihre Schuld, daß die Doppelnull-Abteilung so lange nichts zu tun hatte. Das ist nun mal so. Sie haben schon öfter eine Sauregurkenzeit erlebt - Monate, in denen es für Sie keine Arbeit gab.«
    »Aber ich habe die beiden letzten Aufträge versiebt, Sir. Und ich weiß, daß mein Gesundheitszustand in den letzten Monaten ziemlich mies war.«
    »Unsinn. Es fehlt Ihnen gar nichts. Sie haben Unangenehmes durchgemacht und hatten allen Grund dazu, etwas niedergedrückt zu sein. Was die beiden letzten Aufträge betrifft - jeder kann mal Fehler machen! Aber ich kann es mir nicht leisten, meine Leute untätig im Büro herumsitzen zu lassen. Deshalb nehme ich Sie aus der Doppelnull-Abteilung heraus.«
    Bonds Herz hatte einen Augenblick lang höher geschlagen. Doch jetzt verflog die Hoffnung. Der alte Mann wollte es ihm nur erleichtern. Er sagte: »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Sir, möchte ich doch gern meinen Rücktritt einreichen. Ich habe die Doppelnull-Nummer zu lange getragen. An Schreibtischarbeit bin ich nicht interessiert, Sir. Außerdem verstehe ich nichts davon.«
    M. tat etwas, was Bond nie zuvor erlebt hatte. Er hob die rechte Faust und ließ sie krachend auf den Schreibtisch fallen. »Verdammt noch mal, was glauben Sie eigentlich, mit wem Sie sprechen? Und wer, zum Teufel, schmeißt den ganzen Laden hier? Du lieber Himmel! Ich lasse Sie kommen, um Sie zu befördern und Ihnen den wichtigsten Auftrag Ihrer Laufbahn zu übertragen - und Sie reden dauernd von Rücktritt! Sie verdammter Dickschädel!«
    Bond war sprachlos. Eine Welle der Erregung durchlief ihn. Himmel, was hatte das alles zu bedeuten? Er sagte: »Es tut mir schrecklich leid, Sir. Ich dachte nur, ich hätte in letzter Zeit sehr nachgelassen.«
    »Wenn Sie sich gehenlassen, werde ich Ihnen das bald genug unter die Nase reiben.« M. schlug zum zweitenmal auf den Schreibtisch, aber weniger energisch. »Und jetzt hören Sie mir zu: ich versetze Sie in die diplomatische Abteilung. Vierstellige Nummer und tausend Pfund Zulage pro Jahr. Sie werden über diese Abteilung nicht viel wissen, aber ich kann Ihnen sagen, daß außer Ihnen nur noch zwei Männer dazugehören. Sie können Ihr jetziges Büro und Ihre Sekretärin behalten, wenn Sie wollen. Offen gesagt würde ich es begrüßen. Ich möchte nicht, daß etwas über Ihr neues Aufgabengebiet durchsickert. Ist das klar?«
    »Ja, Sir.«
    »Sie werden jedenfalls innerhalb einer Woche nach Japan fliegen. Der Chef des Stabes trifft alle Vorbereitungen persönlich. Nicht einmal meine Sekretärin hat eine Ahnung davon. Wie Sie sehen können, gibt es über diesen Fall auch keine Akte. So wichtig ist er.«
    »Aber warum haben Sie ausgerechnet mich dafür ausgesucht, Sir?« Bonds Herz hämmerte. Das war der ungewöhnlichste Umschwung seines Schicksals, den er jemals erlebt hatte! Vor zehn Minuten hatte er noch auf dem Müllhaufen gelegen, und jetzt erhob man ihn auf ein Postament! Was sollte das alles? »Aus dem einfachen Grund, weil diese Aufgabe undurchführbar ist. Aber nein, soweit möchte ich nicht gehen. Sagen wir - ein Erfolg ist völlig unwahrscheinlich. Sie haben in der Vergangenheit bewiesen, daß Sie besonders für

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