Du Mich Auch
Luft herum. »Am nächsten Morgen haben wir die Sitze mit Sagrotan abgerubbelt, um die Spuren zu verwischen …«
»… und es gab Riesenärger, weil mein Vater die Kondome im Handschuhfach gefunden hat«, stöhnte Evi. »Er hat mir eine volle Woche Hausarrest verpasst!«
»Aber du bist Nacht für Nacht aus dem Fenster gestiegen und hast mit uns dummes Zeug angestellt!« Beatrice fischte einen Eiswürfel aus dem Champagnerkübel und ließ ihn in ihr Glas gleiten. »Die Straps-Modenschau, erinnert ihr euch?«
»Aber wie!«, rief Katharina.
»Ich habe die Sachen noch«, bekannte Evi. »Als Souvenir. Dieses rosa Mieder mit der schwarzen Spitze war der Bringer bei den Jungs. Kam nur leider nie wieder zum Einsatz …«
»Hört doch! Sie spielen unser Lied!«, rief Beatrice.
Gebannt lauschten sie auf die Stimmen der Weather Girls. Zu dritt fielen sie in den Refrain ein: »It’s raining men!«
Es war vier Uhr morgens, als der Kellner die Rechnung für zwei Flaschen Wein und drei Flaschen Champagner brachte. Die anderen Tische waren längst abgeräumt. Nur ein eng umschlungenes Paar tapste noch selbstvergessen über die Tanzfläche, obwohl die Musiker längst gegangen waren. Bevor Beatrice und Katharina ihre Kreditkarten zücken konnten, hatte Evi schon ein paar große Scheine hervorgeholt, die sie dem Kellner reichte.
»Und jetzt?«, fragte Katharina.
»Wir sollten vernünftig sein, lasst uns zu Bett gehen«, schlug Evi vor. »Es ist spät geworden«
»Och nö«, widersprach Katharina. »Ist doch gerade so schön.«
Sie öffnete den obersten Knopf ihrer Hemdbluse. Man sah ihr an, dass sie es genoss, sich endlich mal ein bisschen gehenzulassen. Ein paar Strähnen hatten sich aus ihrem korrekten Dutt gelöst, ihre Augen glänzten unternehmungslustig.
»Ziehen wir erst mal – Billlanz«, sagte Beatrice mit schwerer Zunge.
Sie hatte schneller getrunken als die anderen beiden. Die letzte Flasche Champagner hatte sie fast allein geleert. Etwas stimmt nicht mit ihr, dachte Evi besorgt.
In der Tat, Beatrice wirkte mehr als derangiert. »Klassentreffen sind totaaal daneben«, murmelte sie. »Kann mich nicht erinnern, dass ich jemals so viele schlechte Sprüche an einem einzigen Abend gehört habe. Ein Glück, dass wir uns damals abgeseilt haben. Die Männer hier sind doch alle Rohrkrepierer. Oversexed und underfucked.«
»Jetzt mal ganz unter uns – was läuft wirklich bei euch?«, fragte Katharina aufgekratzt. »In Sachen Sex, meine ich?«
Verträumt beobachtete Evi die perlenden Blasen in ihrem Rest Champagner. Was hatte sie schon zu verlieren? »Also, mein Mann sagt immer: Wenn er mit mir schläft, ist das wie einen Airbus A 380 einweisen.«
Beatrice und Katharina prusteten los vor Lachen. Kreischend trommelten sie mit den Handflächen auf den Tisch. Ein Glas fiel um, und der Champagner ergoss sich auf das Kleid von Beatrice.
Mit einem Schrei sprang sie auf. »Einen ganzen Riesen habe ich für das Ding bezahlt!«
»Beruhige dich, Champagner macht keine Rotweinflecken«, sagte Evi lapidar.
Sie sah sich nach dem Kellner um und deutete auf die leere Champagnerflasche. Sogleich eilte er davon, trotz der späten Uhrzeit. Evi hatte ihm ein so absurd hohes Trinkgeld gegeben, dass er die Gunst der Stunde nutzte.
Katharina kicherte immer noch hemmungslos. »Du bist ganz großes Kino, Evilein. Wie einen Airbus A 380 einweisen, du lieber Himmel, ich könnte mich wegschmeißen!«
»Und ich kann das Kleid wegschmeißen«, schmollte Beatrice.
Katharina klopfte ihr auf den Rücken. »Kopf hoch, Montagmorgen haben die Boutiquen wieder geöffnet, und du kannst deine Kreditkarte quälen.«
Beatrice hörte kaum hin. In ihren Ohren summte es. Sie nahm alles nur noch wie durch einen Schleier wahr. Was als Lockerungsübung begonnen hatte, war mittlerweile ein bisschen aus dem Ruder geraten. Vor allem hatte sie keine Lust mehr auf das Beeindruckungsprogramm, das sie sich auferlegt hatte. Insgeheim bewunderte sie Evi für ihre Offenheit.
Katharina betrachtete sie interessiert. »Wie steht’s überhaupt bei dir, Bella Beatrice? Ich meine, in puncto Sex? Dein Mann scheint ja eine Granate zu sein.«
Beatrice ließ sich schwerfällig auf den Stuhl fallen und stützte den Kopf in beide Hände. Ihre Miene verdüsterte sich plötzlich. »Ausgedehnte Liebesspiele in der Sauna.«
»Holla«, sagte Katharina anerkennend.
»Nix holla. Der Mistkerl geht fremd.«
Mit einem Schlag wurde es still. Fassungslos sahen Evi und Katharina
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