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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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auf die fleckige Tischdecke. Das hatten sie nicht erwartet. Ausgerechnet diese perfekte Traumfrau wurde schnöde hintergangen?
    »Vor drei Monaten habe ich zum ersten Mal eine Rechnungin seiner Manteltasche gefunden«, erzählte Beatrice mit brüchiger Stimme. »Saunaclub Désirée, neunhundert Euro. So viel kann kein Mann vertrinken. Da ist es handfest zur Sache gegangen, hundertpro.«
    »War bestimmt nur ein Ausrutscher«, versuchte Evi zu trösten. »So was kommt vor. Wie lange seid ihr denn schon verheiratet?«
    »Fast zwanzig Jahre. Aber ein Ausrutscher war das nicht. Ich habe seine Kreditkartenabrechnung gecheckt.« Beatrice fuhr sich mit zitternden Fingern durch ihr Blondhaar. »Einmal ist eine Tragödie. Zweimal ist ein Mordgrund. Dreimal ist ein Muster.«
    »Brill-llante Analyse«, sagte Katharina.
    Auch ihr war die Überdosis alkoholischer Getränke mittlerweile anzumerken. Normalerweise trank sie auf Partys nur Wasser, schließlich musste sie auf ihren Ruf achten. Untadelig musste sie sein, in jeder Lebenslage. Nur hier, hier war ungefährliches Terrain.
    Sie umklammerte ihr Glas. »Männer sind sowieso nicht für den täääg-lichen Bedarf geeignet.«
    »Wie meinst du das denn?«, fragte Evi, die noch einigermaßen geistesgegenwärtig wirkte.
    »Ach, die sind einfach – vollll daneben«, murmelte Katharina.
    »Auch der, der Dingens, na, dein Minister?«, wollte Beatrice wissen. Sie hatte einen untrüglichen Instinkt. Den Instinkt einer betrogenen Frau.
    Katharina starrte in ihr leeres Glas. »Der ist der schlimmste von allen. Soll ich euch mal was verraten?«
    Evi und Beatrice sahen sie erwartungsvoll an. Was kam denn jetzt?
    »Ein Heuchler ist er, ein mieser Heuchler!«, stieß Katharina hervor. »Lässt sich rauf und runter mit der lieben Familie fotografieren. Hält Sonntagsreden über Treue und den ganzen Krempel. Aber nachts steigt er in mein Bett und rattert, als gäb’s kein Morgen. Ich habe das alles so satt.«
    Beatrice neigte den Kopf. »Sieh an, der ehrenwerte –
hicks
– Herr Minister.«
    »Aber, aber – hast du denn keine Angst, dass euer Verhältnis auffliegt?«, fragte Evi furchtsam.
    »Er ist gaaanz vorsichtig«, seufzte Katharina.
    »Und hat dir versprochen, dass er dich irgendwann vor den Traualtar führt. Wenn die Kinder größer sind. Und wenn er nicht mehr im Rampenlicht rumtanzt«, sagte Beatrice.
    »Woher weißt du das denn?«
    »Männer sind Schufte. Da kannst du genauso gut auf den Osterhasen warten«, erwiderte Beatrice.
    Der Kellner kam mit der neuen Flasche. Sie ließen sich die Gläser vollgießen und stürzten den Champagner in einem Zug hinunter. Die Luft vibrierte. So nah waren sie einander noch nie gewesen. Selbst damals nicht. Alles konnten sie sich jetzt sagen. Die Stunde der Wahrheit war gekommen.
    Evi nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Wo wir gerade dabei sind – mein Mann will sich scheiden lassen.«
    Beatrice fiel fast vom Stuhl. »Was, was, was?«
    »Sei doch froh«, ätzte Katharina.
    »Bin ich aber nicht.«
    »Erzähl. Wann hat er es dir gesagt?«, fragte Beatrice. Eine Welle zärtlichen Mitgefühls überrollte sie. Evi wirkte trotz ihrer Leibesfülle plötzlich erschreckend zerbrechlich.
    »Nee, nee.« Eine Träne rollte über Evis Wange. »Ich habe es ganz zufällig gehört, als er in seinem Arbeitszimmer telefonierte. ›Sie ist so langweilig geworden‹, sagte er. ›Dick und langweilig. Ich regle das auf die coole Art. Sie kriegt das Haus, Ende. Das Geld liegt auf den Cayman-Inseln, davon sieht sie keinen Cent.‹«
    Sie schluchzte los. Noch niemandem hatte sie diese niederschmetternde Neuigkeit anvertraut. Wem auch? Die Kinder waren ihr fremd geworden. Eine beste Freundin hatte sie nicht. Und die Damen aus dem Bridgeclub kamen schon gar nicht in Frage. Die waren alle so einschüchternd mit ihrer ewig guten Laune.
    »Hat er was laufen?«, erkundigte sich Beatrice. »Andere Frauen, meine ich.«
    Evi zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Verstehen würde ich’s. Seht mich doch an: Welcher Mann steht denn auf eine wie mich?«
    Wo sie recht hatte, hatte sie recht. Evi war irgendwie liebenswert, aber verströmte die mütterliche Erotik einer Tupperdose. Und kein Mann war scharf darauf, mit seiner eigenen Mutter zu schlafen.
    »Jetzt hör mir mal gut zu«, sagte Beatrice. Sie legte einen Arm um ihre weinende Freundin. »Du bist wunderbar. Na ja, vielleicht nicht gerade das Playmate of the year. Aber ich mag dich. So wie du bist.«
    Erstaunt sah Evi auf.

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