Du oder das ganze Leben
fantasievollen und … erhellenden Vorstellungen. Miss Ellis und Mr Fuentes, bitte kommen Sie nach der Stunde noch kurz zu mir.«
»Eure Vorstellungen waren nicht nur erschreckend, sie waren mir und euren Mitschülern gegenüber extrem respektlos«, erklärt uns Peterson nach der Stunde, als Brittany und ich vor
ihrem Pult stehen. »Ihr habt die Wahl.« Unsere Lehrerin hält zwei blaue Nachsitzzettel in der einen und zwei Notizblätter in der anderen Hand. »Ihr könnt entweder heute Nachmittag nachsitzen oder bis morgen einen fünfhundert Wort starken Essay zum Thema Respekt verfassen. Wofür entscheidet ihr euch?«
Ich schnappe mir den Nachsitzzettel. Brittany streckt den Arm aus und greift nach dem Notizzettel. Warum überrascht mich das nicht?
»Hat einer von euch ein Problem mit der Art und Weise, wie ich die Teams für die Projektarbeit zusammenstelle?«, fragt Peterson.
Brittany antwortet: »Ja.«
Im gleichen Moment erwidere ich »Nö.«
Peterson legt ihre Brille auf dem Pult ab. »Hört zu, ihr zwei, räumt besser eure Differenzen aus dem Weg, bevor das Jahr um ist. Brittany, ich werde dir keinen anderen Partner zuteilen. Ihr seid beide Seniors und werdet nach eurem Abschluss mit einer Fülle von Menschen und Charakteren klarkommen müssen. Wenn ihr nicht den ganzen Sommer für die Nachprüfung lernen wollt, weil ihr in meinem Kurs durchgefallen seid, schlage ich vor, ihr arbeitet zusammen anstatt gegeneinander. Jetzt geht, damit ihr rechtzeitig zu eurer nächsten Stunde kommt.«
Nachdem wir mit diesen Worten entlassen worden sind, folge ich meiner kleinen Chemiepartnerin aus dem Klassenzimmer und den Gang entlang.
»Hör auf, mir nachzulaufen«, faucht sie mich an. Mit einem Blick über die Schulter überprüft sie, wie viele Leute mitbekommen, dass wir im Gang nebeneinanderher gehen.
Als wäre ich der Teufel höchstpersönlich.
»Trag Samstag was Langärmliges«, weise ich sie an und bin mir nur allzu bewusst, dass sie kurz davor ist auszurasten. Normalerweise versuche ich gar nicht erst, weiße Hühner aus dem
Konzept zu bringen, aber bei diesem hier macht es verflixt großen Spaß. Denn diesem hier, dem begehrtesten und angesagtesten von allen, macht es tatsächlich etwas aus. »Auf meinem Motorrad kann es ziemlich kalt werden.«
»Hör zu, Alex«, sagte sie, fährt herum und wirft das sonnengebleichte Haar über ihre Schulter. Ihre klaren Augen blicken eiskalt. »Ich gehe nicht mit Kerlen aus, die in einer Gang sind. Und ich nehme keine Drogen.«
»Ich gehe auch nicht mit Kerlen aus, die in einer Gang sind«, erwidere ich und mache einen Schritt auf sie zu. »Und ich bin kein Drogi.«
»Ja, sicher. Es überrascht mich, dass du nicht im Entzug steckst oder in irgendeinem Jugendknast.«
»Du denkst, du weißt, wer ich bin?«
»Ich weiß genug.« Sie verschränkt ihre Arme vor der Brust, doch dann blickt sie an sich hinunter, als wäre ihr plötzlich aufgefallen, dass diese Haltung ihre chichis betont, und lässt die Arme wieder fallen.
Ich gebe mein Bestes, ihre chichis nicht anzustarren, als ich noch einen Schritt auf sie zugehe. »Hast du mich bei Aguirre verpfiffen?«
Sie weicht einen Schritt zurück. »Und wenn es so wäre?«
» Mujer , du hast ja Angst vor mir.« Es ist keine Frage. Ich möchte nur aus ihrem eigenen Mund hören, was der Grund dafür ist.
»Die meisten Leute auf dieser Schule haben Angst davor, dass du eine Waffe zückst, wenn sie dir blöd kommen.«
»Dann müsste mein Colt inzwischen ganz schön rauchen, was? Und wenn ich tatsächlich ein so übler Mexicano bin, was stehst du dann noch hier, hm? Los, renn!«
»Wenn du mir auch nur die geringste Chance lässt, werde ich es tun.«
Ich habe genug davon, so einen Tanz wegen dieser kleinen Schlampe zu veranstalten. Es ist Zeit, ihre Federn ordentlich zu zersausen, um sicherzustellen, dass ich die Oberhand bei diesem Schlagabtausch behalte. Ich nähere mich ihr und flüstere in ihr Ohr: »Sieh den Tatsachen ins Auge. Dein Leben ist einfach zu perfekt. Wahrscheinlich liegst du nachts wach und fantasierst davon, dein blütenreines Leben ein bisschen aufzupeppen.« Verdammt noch mal, ich erhasche einen Hauch Vanilleduft von ihrem Parfüm oder ihrer Lotion. Er erinnert mich an Plätzchen. Ich liebe Plätzchen, also ist das ganz und gar nicht gut. »Mit dem Feuer zu spielen, bedeutet nicht zwangsläufig, sich zu verbrennen, chica .«
»Fass sie an und du wirst es bereuen, Fuentes«, ertönt da Colins Stimme. Er
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