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Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Titel: Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Todenhöfer
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habe noch nie Rücksicht auf Zivilisten genommen.
    Auch Mitglieder der demokratischen Inlandsopposition, Männer, die oft mehr als ein Jahrzehnt unter dem Assad-Regime im Gefängnis saßen, vertreten ausdrücklich diese Meinung. Ich kann ihre Aussagen nicht überprüfen. In jedem Fall ist der Bürgerkrieg komplexer, als er im Westen dargestellt wird. Schwarz-Weiß-Malerei wird den syrischen Realitäten nicht gerecht.
    Dass man die Verhältnisse autoritärer Staaten auch gewaltlos ändern kann, haben die Tunesier und Ägypter im Jahr 2011 bewiesen. Hunderte friedlicher Demonstranten starben dort für Demokratie und Freiheit. Sie waren bereit, für ihre Ziele zu sterben, aber nicht, für sie zu töten.
    Es ist ein mühsamer Weg, die Welt gewaltlos zu verändern. Freiheitskämpfer, die dies trotzdem wagen, sind für André Glucksmann »Helden«. 68 Für mich auch.
    Assad kann den Krieg noch lange führen. Auch weil er nach Schätzung vieler Syrer mit etwa 40 Prozent noch immer mehr Anhänger in der Bevölkerung haben dürfte als die Rebellen. Die haben angeblich allenfalls ein Drittel der Bevölkerung hinter sich. Wenn diese Zahlen auch nur annähernd richtig sind, würden sie erklären, warum alle westlichen Politiker, die Assads Sturz seit zwei Jahren »für übermorgen« ankündigen, immer danebenlagen.
    Das schließt nicht aus, dass schon morgen ein Attentat Assads Leben ein Ende bereiten könnte. Er selbst hält dies jederzeit für möglich. Trotzdem sind die Maßnahmen zu seinem persönlichen Schutz erheblich bescheidener als die der meisten westlichen Staatschefs. Vielleicht ist er in diesem Punkt einfach nur gelassener als die meisten seiner mächtigen Feinde im Westen. Vielleicht aber auch mutiger.
    Auch die Rebellen können noch lange kämpfen – wenn weiter Geld und Waffen aus Saudi-Arabien, Katar und dem Westen nach Syrien fließen. Die Kampfmoral vor allem der Al-Nusra-Front ist hoch. Immerhin streitet sie für einen »Gottesstaat«.
    Dass in diesem Krieg ein multiethnischer und multireligiöser Staat mit einer der liebenswertesten Bevölkerungen Arabiens zerbricht, scheint nur wenige zu interessieren. Unsere westlichen »Weltstrategen« schon gar nicht. Auch nicht, dass bei einem Sieg von Extremisten wie Jabhat Al-Nusra zwei Millionen Christen ihre Heimat verlieren könnten.
    Die Unwahrheiten des Westens in einer Nussschale
    Die Weltöffentlichkeit wird im Syrienkonflikt vor allem durch folgende »Unwahrheiten« des Westens manipuliert:
    • Durch die Behauptung, in Syrien kämpfe wie in Tunesien, Ägypten und Libyen ein ganzes Volk gegen seinen Diktator. In Wirklichkeit kämpft lediglich eine oppositionelle Minderheit gegen eine zahlenmäßig mindestens ebenso große Anhängerschaft der Regierung. Während die »schweigende Mehrheit« entsetzt zuschaut.
    • Durch die Behauptung, die Rebellen kämpften für Demokratie. In Wirklichkeit kämpft die überwältigende Mehrheit der Rebellen für ein radikales islamistisches Kalifat.
    • Durch die Behauptung, die geschätzten 100000 Toten des Krieges seien Opfer der staatlichen Sicherheitskräfte. In Wirklichkeit sind grob gerechnet ein Drittel der Toten Soldaten und Polizisten, ein Drittel Rebellen und ein Drittel Zivilisten. Für den Tod der Zivilisten könnten beide Seiten in etwa gleichem Maße Verantwortung tragen.
    Viele Anhänger der »schweigenden Mehrheit« sehen den Rückhalt und die Ziele der Rebellen noch kritischer, als ich sie hier darstelle.
    Die Legende vom Kampf um Demokratie
    Dass die USA und große Teile des Westens in Syrien inzwischen an der Seite von Al-Qaida kämpfen, können sie öffentlich schlecht zugeben. Die Wähler würden dieses zynische Spiel nicht mitmachen. Die Mär von der Unterstützung des demokratischen Aufstands eines geknechteten Volkes gegen seinen Tyrannen lässt sich besser verkaufen. Da werden die edelsten Instinkte des Menschen geweckt.
    Doch Demokratie ist leider das Letzte, was die USA und ihre Verbündeten im Mittleren Osten anstreben. 69 Demokratie in diesen Ländern ist ihnen viel zu gefährlich. Da stünde ja alle vier, fünf Jahre die westliche Erdölversorgung auf dem Spiel. Es könnten Leute an die Macht kommen, die arabisches Öl lieber selbst behalten oder an China verkaufen würden. Nie wird der Westen in der arabischen Welt freie Demokratien anstreben. Das entspricht nicht seinen imperialen Interessen.
    Assad ist in der Tat ein Diktator. Aber wann immer er zu vorsichtigen demokratischen Reformen

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