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Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Titel: Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Todenhöfer
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unerbittliche Diktatur sei. Viele Berichte von Al-Dschasira seien so falsch, dass dies inzwischen selbst der Opposition auffalle. Die meisten Politiker des Westens aber hätten von Syrien leider nur wenig Ahnung. Sie fassten ihre Beschlüsse auf der Basis von Youtube-Videos, deren Herkunft niemand kenne. Das sei nicht seriös.
    Ich frage Ahmad nach Hamza Al-Khatib. Der dreizehnjährige Junge war im Mai in Daraa 100 Kilometer südlich von Damaskus erschossen aufgefunden worden. Und zur Symbolgestalt des Aufstands geworden. Ahmad erwidert, dieser Mord sei unverzeihlich. Wie alle Morde an Zivilisten, aber auch an Soldaten. Assad habe Hamsa daher sofort einen Märtyrer genannt, sich mit seiner Familie getroffen und ihr kondoliert. Gerade weil sich derartige Fälle nicht wiederholen dürften, seien die meisten Syrer für Reformen und gegen eine gewaltsame Revolution.
    Ich will von Ahmad wissen, ob er mich nach Daraa bringen könne. Wenn der Westen mit seiner Beurteilung Syriens so danebenliege, könne das ja nicht schwer sein. Nach westlichen Medienberichten allerdings sei die Stadt von Panzern umstellt. Ahmad antwortet diesmal deutlich zurückhaltender. Die Lage in Daraa sei ernster als in Damaskus. Dort seien inzwischen zahlreiche Menschen getötet worden.
    Eine Schulklasse mit Kindern im Alter von zwölf und dreizehn Jahren habe im März in Daraa die Wände mit der Aufschrift »Hau ab« bemalt. Ähnlich wie Demonstranten in Tunesien, Ägypten und Libyen. Wegen dieser Graffiti sei die ganze Klasse eingesperrt worden. Im Gefängnis seien die Kinder misshandelt worden. Die Nägel seien allerdings niemandem ausgerissen worden. Das sei die übliche Propaganda der Gegner Assads.
    Als die Eltern zu Recht einen Protestzug gegen die Inhaftierung ihrer Kinder organisierten, hätten Sicherheitskräfte des Geheimdienstes sie mit Sprüchen wie »Produziert doch einfach neue« beleidigt. Dann seien Schüsse gefallen. Es habe zwölf Tote gegeben. Das Verhalten des Geheimdienstes sei völlig unverantwortlich gewesen. Ein paar Tage später sei es zu gewalttätigen Demonstrationen gekommen. Siebzehn Sicherheitsbeamte seien zum Teil schwer verletzt worden.
    Trotzdem werde er mich nach Daraa begleiten. Die Berichte der Weltpresse, dass die Stadt von Panzern eingekesselt sei, seien falsch. Richtig sei nur, dass sich seit Wochen kein Westler mehr nach Daraa getraut habe. Die seien Opfer ihrer eigenen Propaganda.
    Der Muezzin ruft zum Gebet. »Gott ist größer. Ich bezeuge, es gibt keinen Gott außer Gott. Und Mohammed ist sein Prophet. Kommt zum Gebet, kommt zum Heil. Gott ist größer. Es gibt keinen Gott außer Gott.« Ahmad will beten. Wir verabreden uns für den nächsten Tag in meinem Hotel.
    Im Hotel informiere ich den Chef-Concierge über die geplante Fahrt. Ich gehe davon aus, dass er seine Freunde vom Geheimdienst informieren wird. Ich will alles ganz offen spielen, um unser Risiko zu verringern. Der Concierge rät mir, aus Sicherheitsgründen einen Hotelwagen und einen Berufschauffeur zu nehmen. Ein unbekannter Fahrer sei gefährlich. Er werde sich um eine Genehmigung der Sicherheitsbehörden bemühen, damit wir nicht ständig angehalten würden. Ich stimme zu. Ahmad kenne ich vielleicht doch zu wenig.
    Julia übernimmt es, Ahmad zu informieren. Er bekommt für die entfallene Reise nach Daraa zehn Dollar. Laut Julia ist er überglücklich. Angeblich nur wegen des Geldes und nicht, weil er nun nicht nach Daraa muss.
    Am Abend wühle ich mich durch westliche Presseberichte über Daraa. Die Stadt scheint in der Tat hermetisch abgeriegelt zu sein. Einwohner, die die Stadt verlassen, dürfen angeblich nicht zurück. Elektrizität und Wasser seien abgeschaltet, das Essen werde knapp. All das will ich sehen.
    Daraa, die verbotene Stadt
    Am nächsten Mittag geht es los. Das Hotel hat einen für syrische Verhältnisse sehr großen Wagen besorgt. Einen 5er- BMW . Noch beeindruckender ist unser Fahrer Dimitri. Seine Mutter stammt aus Russland. Er erinnert an den jungen Arnold Schwarzenegger. Nur dass er noch einen Kopf größer und deutlich jünger ist. Stolz erzählt er, er habe von den Behörden eine schriftliche Genehmigung für Daraa erhalten. Trotzdem nehme ich sicherheitshalber eine Zahnbürste mit. Verhöre auf syrischen Polizeistationen können nächtelang dauern, hat man mir erzählt.



Normalerweise reise ich in arabischen Ländern mit kleinen, unauffälligen Taxis. In ihnen fühle ich mich unbeobachtet und sicher. Aber

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