Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du wirst die Schönste sein - Ein Mallorca-Roman (German Edition)

Du wirst die Schönste sein - Ein Mallorca-Roman (German Edition)

Titel: Du wirst die Schönste sein - Ein Mallorca-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Posa
Vom Netzwerk:
einmal wiedersehen.

DRITTE RUNDE
     
    Ich verschlang meinen Big Mac geradezu, stopfte zwischendurch eine Handvoll patatas fritas in den Mund und spülte das Ganze mit prickelnd eisiger Cola hinunter.
    Der McDonald’s Laden lag neben einer Shopping-Mall, ebenso wie ein „ Chicken House“ ein „Mexican-Steak-House“ usw., allesamt sauber, einladend, auf der gegenüber liegenden Straßenseite dagegen eine heruntergekommene, armselige Imbissbude neben der anderen. Hinter zugemülltem Bürgersteig. Ich war müde, die Hitze, der Dreck nebenan, die Geräuschkulisse einer fremden Sprache, im Moment nervte mich einfach alles. Ich dachte an zuhause, an mein sauberes, hübsches Zimmer, sehnte mich danach, unter meine hellblaue petit-fleur Decke zu schlüpfen und die Welt Welt sein zu lassen. Beam me up, Scotty! Bitte! Eine Stimme hinter meinem Rücken ... die Stimme meiner Mutter?
    „Thea, wie können Sie nur dieses Ekelzeug essen?“
    Ernesto!
    Klar, Leute wie er hatten immer ein gut funktionierendes Netzwerk.
    Ich drehte mich nicht um, zeigte stattdessen rüber zur anderen Straßenseite, auf den wahren Ekel.
    „Ah, forget it ... Mallorca hat auch andere Gesichter … wissen Sie doch und ich kenne da eine kleine romantische Terrasse direkt am Meer. Mögen Sie gegrillte Riesengambas?“
    Ich entsorgte mein mit Ketchup verschmiertes Tablett im nahen Mülleimer. Als ich mich umdrehte, stand ich Ernesto gegenüber, und sein ehemaliges Paradiesvögelchen sah ihn schweigend an.
    „Ja, Herrgott noch mal, diese beiden Idioten ... wenn die sich an die Abmachungen gehalten hätten!“ Ernesto gestikulierte verärgert.
    „An welche? Holt euch das Fleisch?“ Einige wohlgenährte Kids am Nachbartisch blickten auf, klar, ich hatte nicht gerade geflüstert. Ich umrundete Ernesto und stieß die Tür auf. Er folgte mir.
    „Einverstanden, das war vielleicht daneben. Tut mir leid“
    Tut mir leid, tut mir leid ... mein Gott, wie erbärmlich. Sein „Tut mir leid“ klang eher nach „Schönes Wetter heute“ als wahrer Reue. Danach eine erneute Einladung zum Essen und als ich wieder nicht darauf einging, kam das Angebot einer Rückfahrt mit José, was ich strikt ablehnte. Trotz der sicheren Aussicht auf diverse Unbequemlichkeiten, die mir durch unkoordinierte Fahrtzeiten der Buslinien bevorstanden. Aber mein Bedürfnis nach Unabhängigkeit von Ernesto überwog. Wir trennten uns im Pulk der Wartenden an der nahen Bushaltestelle, in die ich mich in voller Absicht hineinschob. Ich atmete auf, als ich ihn im Eingang zur Tiefgarage verschwinden sah.
     
    Es ging auf Mitternacht zu, aber das „Paradiesvögelchen“ hockte noch immer hinter der Felsformation, an welcher der lange Sandstrand endete. Die Arme um die angezogenen Knie geschlungen, wenn schon sonst niemand das arme Ding umarmte...
    Obwohl tagsüber Barfu ßlaufen über den Sand ein Gang wie über glühende Kohlen war, spürte ich jetzt Kälte vom feuchten Sand durch meine Flip-Flop-Sohlen hochkriechen. Aber trotz der zugegeben mühseligen Heimfahrt, mühselig wegen der Wartezeiten auf Anschlussbusse, hatte es mich nicht in die verratzte Wohnung mit dem Sperrmüllmobiliar gezogen.
    Hinter mir wusste ich die erleuchteten Silhouetten der wuchtigen Hotelkästen, an deren Anblick ich längst gewöhnt war, aber auch für die dunkle, bleierne Masse des Wassers hatte ich keinen Blick. Mich beschäftigte Wichtigeres, so Bedeutendes wie die Frage: wer würde ich später einmal sein, ja wer wollte ich überhaupt einmal sein.
    Das Fotoshooting heute hatte mich noch immer fest im Griff. Zwar sah ich in der Grundidee durchaus einen gewissen Reiz des Exotischen, aber mich trieb dieser Moment noch immer um, in dem Ernesto mit seinem Kommando den beiden maskierten Typen nicht nur praktisch freie Hand gegeben sondern sie aufgefordert hatte, aufs Ganze zu gehen.
    Aber meine Fassungslosigkeit, meine Wut betraf mich selbst nicht weniger. Wieso hatte ich zugelassen, dass das Ganze immer stärker in Richtung Pornografie abrutschte, wieso hatte ich nicht Stopp! gesagt, als mir mein Kleid herunter gerissen wurde?
    Wieso ließ ich mit mir machen anstatt selber etwas auf die Reihe zu bringen? Pack dich, hätte ich zu Uli sagen müssen, als ich von seinen Aktivitäten in Richtung rothaarigem Lockenkopf aus der Parallelklasse erfuhr. Anstatt still vor mich hin zu leiden bis Uli dann den Schlussstrich zog. Und wieso war ich nicht erhobenen Hauptes mit auf die Klassenreise gegangen anstatt mich unter

Weitere Kostenlose Bücher