Du wirst die Schönste sein - Ein Mallorca-Roman (German Edition)
idiotischen Sprüche, die mich verfolgten, und mir war mittlerweile klar geworden, dass mir in meiner Aufregung wegen des gestohlenen Täschchens das Naheliegendste entgangen war. Während ich draußen herumirrte, war Ernesto mittlerweile garantiert wieder rein gegangen, sicherlich waren wir im Gedränge aneinander vorbei gelaufen. Ich drängelte mich vor bis zum Türsteher, der breit den Eingang versperre. Er tat, als ob ich Luft sei, blickte über mich hinweg.
„Entschuldigung, mein Freund ist noch da drin, ich muss wieder rein.“
„Kenn ich die Story.“
„Hören Sie, ich bin doch eben an Ihnen vorbei, bin nur kurz mal raus.“ Meine Stimme klang nicht wie sonst, war nur piepsiges Gezitter.
„Weg da, mach mal Platz!“ Ich wich dem Arm aus, ehe er mich wegschieben konnte, um Platz zu schaffen für eine Gruppe, die das EL FUEGO verließ.
Unbändige Wut stieg in mir auf, ja ich war kurz davor dem feisten Kerl mit seinen aufgeblähten Oberarmen eine rein zu hauen. Eine Reaktion über die ich Sekunden später aber bereits erschrak und wie um mich vor mir selbst zu schützen, zog ich mich zurück zu einer der gemauerten Bänke auf dem gekiesten Vorplatz.
Nachdem ich mit gemurmelten Flüchen und Verwünschungen meinen Hass auf diesen Scheißkerl an der Tür einigermaßen nieder gekämpft hatte, setzte ich mich so, dass ich den Ausgang im Blick hatte. Denn das eine stand fest, früher oder später musste Ernesto dort auftauchen. Enttäuscht, verärgert oder sogar wütend nach seiner natürlich ebenfalls erfolglosen Suche. Vielleicht hatte er sich frustriert noch einen Drink bestellt, aber irgendwann würde er hundert- nein tausendprozentig aus jener Tür kommen.
Blieb noch das Problem mit meinem Täschchen. Wie konnte man bloß derart dämlich, derart bescheuert sein, um im Gedränge eines überfüllten Clubs eine schon durch ihr glitzerndes Türkis auffallende kleine Handtasche einfach so auf dem Tresen liegen lassen. Eine kleine Handtasche, die auch noch, wie mir schien, alles für mich Lebensnotwendige enthielt. Meinen Geldbeutel, inklusive Personalausweis und Führerschein und mein Handy. Mein Handy. Hätte ich das wenigstens noch, ein Anruf bei Ernesto „wo steckst du?“ und ich säße nicht hilflos und mittellos auf dieser Bank.
Ernesto! Ernesto! Komm doch endlich! Flüsterte ich wie ein Mantra vor mich hin.
Gut eine halbe Stunde später saß ich immer noch auf dieser Bank. Wieso kam Ernesto nicht raus, was trieb er dort drinnen? Der Gedanke, er könnte sich inzwischen Ersatz für eine verloren gegangene Begleiterin gesucht haben, ließ sich mittlerweile kaum noch unterdrücken. Irgendeine junge Beauty ließ sich vermutlich gerne zu einem Drink einladen.
Plötzlich roch ich Zigarettenrauch. Ich drehte mich hastig um. Ein junger blonder Typ grinste mich verlegen an. Enttäuscht wandte ich mich ab, konnte dann aber nicht widerstehen.
„Hast du eine Zigarette für mich?“
„Klar.“ Umständlich schüttelte er aus seiner John-Player-Packung eine Kippe raus und bot sie mir an.
„Kann ich dich was fragen?“
„Hm.“ Gierig inhalierte ich den Rauch.
„Bist du allein hier oder wartest du auf jemand?“
„Ich warte .. und warte ... und warte ...“ Rauch schien mir in die Augen gekommen zu sein, jedenfalls tränten sie plötzlich. Ich wandte mich ab und wir rauchten beide schweigend, wobei ich weiterhin die Eingangstür nicht aus den Augen ließ. Als ich das Filterstück in den Kies schnippte, erkundigte sich der Unbekannte mit leiser, unsicherer Stimme, ob wir nicht woanders hingehen könnten. Ich schüttelte den Kopf, worauf er sich zögernd davon machte.
Wieder blieb mir nichts weiter als auf Ernesto zu warten, aber schon kurz darauf ließ mich ein Antippen am Rücken herumfahren. Nur war es nicht der nette schüchterne Typ, der hinter mir stand sondern ein bulliger Kerl. Sein Gesicht war nur undeutlich zu erkennen, da er im Schatten der Straßenbeleuchtung stand.
„Komm mit!“ Seine Hand lag jetzt auf meiner Schulter. „Los, komm schon!“
Ich stand auf. „Wohin?“
Ein Versuch, durch eine Drehung seine Hand los zu werden, misslang. Plötzlich kam mir ein Gedanke. „Schickt Ernesto Sie?“
„Kluges Mädchen. Los! Bewegung!“
Der Ton gefiel mir ganz und gar nicht, weshalb ich noch einmal nachhakte und wissen wollte, ob er mich zu Ernesto bringen würde. Er antwortete nicht darauf. Zwar war ich durchaus bereit, nach dem Strohhalm zu greifen und mit dem Typ mitzugehen, jedoch
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