Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht
Lippe, als er hinausging, und sah dann zu mir hinüber. Wie ein schuldbewusstes Schulmädchen wandte ich den Blick ab.
Elodie und Clark verabschiedeten sich kurz darauf, und ich machte gerade Anstalten, sie und Adam allein zu lassen, als Ellie mich zurückhielt.
»Was stimmt bei Braden und dir nicht?«
»Ellie, ich behellige dich nicht mit unserem Drama, solange du noch nicht wieder gesund bist.«
»Ist es wegen der kleinen Notlüge, die ich dir über Isla erzählt habe?«
Ich fuhr herum und zog eine Braue hoch, als ich Ellies betretene Miene sah. »Ja. Ich habe eben die Wahrheit herausgefunden.«
Ellie sah Adam an, der verwirrt die Stirn runzelte. »Ich habe Mist gebaut.«
Er nickte. »Das habe ich schon begriffen. Was ist denn passiert?«
»Ich habe Joss erzählt, dass du und ich uns mit Isla und Braden zum Lunch getroffen und die beiden dabei sehr verliebt gewirkt hätten.«
Ihr Freund zuckte genauso zurück, wie Braden es getan hatte. Jetzt fiel mir auf, dass die beiden viele ähnliche Eigenarten hatten. Sie verbrachten entschieden zu viel Zeit miteinander. »Wir hatten keinen gemeinsamen Lunch, wir haben nur zwei Sekunden lang im Club vorbeigeschaut.«
»Okay, das Spiel ist jetzt nicht mehr komisch«, fauchte ich, wobei ich vergaß, dass ich eine Patientin anschnauzte. »Warum hast du mich angelogen?«
Ellies Augen wurden groß und mitleiderregend. Das Mädchen würde allein wegen dieses Blickes vermutlich sogar mit einem Mord davonkommen. »Braden meinte, es hätte nicht gewirkt, dass er dir ständig auf den Pelz rückt, und deswegen kam er auf die dumme Idee, sich rar zu machen, weil er hoffte, du würdest ihn dann so vermissen, dass du zu ihm zurückkommst. Ich warnte ihn, dass du zu störrisch wärst, um darauf hereinzufallen.«
Ich hatte ihn vermisst. Der Hund kannte mich entschieden zu gut. »Mmm«, erwiderte ich unverbindlich.
»Du warst auch wirklich halsstarrig, Joss. Ich dachte, wenn ich deine Eifersucht wecken würde, würdest du es mit der Angst zu tun bekommen und versuchen, ihn zurückzugewinnen.« Sie war blass geworden, als sie Adam ansah. »Aber der Schuss ist nach hinten losgegangen.«
»Das sehe ich«, murmelte er, bemüht, ein Lächeln zu unterdrücken.
Ich fand das überhaupt nicht lustig.
»Dein Glück, dass du frisch operiert bist.«
Ellie zuckte zusammen. »Sorry, Joss.« Dann trat ein hoffnungsvoller Ausdruck in ihre Augen. »Ich wollte es dir vor dem Eingriff sagen, aber ich hatte an dem Tag solche Angst, dass ich es vergessen habe. Aber jetzt kennst du ja die Wahrheit. Du kannst den Kampf aufgeben und zu ihm zurückgehen.«
Jetzt war es an mir, zu seufzen. »Aber nun ist er sauer auf mich .«
»Weil du ihm nicht vertraut hast?«
»So was in der Art«, murmelte ich und fragte mich, was zum Teufel ich als Nächstes tun sollte.
»Bist du mir noch böse?«, fragte Ellie leise.
Ich verdrehte angesichts der Frage die Augen. »Natürlich nicht. Nur … versuch dich bitte nicht mehr als Kupplerin. Du hast kein gutes Händchen dafür.« Ich winkte den beiden kläglich zu, verließ das Zimmer und schloss behutsam die Tür hinter mir.
Ich setzte mich an meine Schreibmaschine, starrte die letzten Seiten an und versuchte mir darüber klar zu werden, was das alles jetzt für mich bedeutete. Dr. Pritchard hatte gesagt, ich würde es bereuen, wenn ich Braden gegenüber nicht aufrichtig war. Und tatsächlich kamen mir all die Dinge, wegen derer ich mich mit Sorgen herumgeschlagen hatte – meine Furcht, nicht gut genug für ihn zu sein, die Intensität von Bradens Gefühlen, die Zukunft und was sie uns bringen mochte –, klein und unbedeutend vor, nachdem ich einen Vorgeschmack davon erhalten hatte, was der Gedanke, er könne mich nicht mehr lieben, in mir auslöste.
Ich sollte mit ihm reden.
Ich würde auf jeden Fall nach Virginia fliegen, um mich mit dem Tod meiner Familie auseinanderzusetzen.
Aber vorher musste ich mit ihm reden.
Moment mal. Ich schwang meinen Stuhl herum, um das Bücherregal zu betrachten, auf dem das Ticket gelegen hatte. Es war nicht mehr da. Und wenn ich mich recht entsann, hatte ich auch nicht gesehen, wie Braden es zurückgelegt hatte.
Großer Gott, er hatte mein Ticket gestohlen!
Die in mir aufwallende Wut löste einen Energieschub aus. Intensive Gefühle? Braden? Er war ein gottverdammtes herrschsüchtiges Arschloch, ein Kontrollfreak! Ich schob die Füße in meine Stiefel, schlüpfte in meinen Mantel, knöpfte ihn falsch zu und fluchte
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