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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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oberhalb des Wipfels einer großen alten Kiefer und zausten sie und brachten sie zum Schwingen. »Hat es das, Owen?«
    »Nein«, sagte der. »Überhaupt nicht, Boss.«
    »Dann hören Sie mit dem Geschnatter auf. Das ist Zeitverschwendung, bei Gott.«
    Owen hielt für einen Moment inne und sagte dann, nach reiflicher Überlegung: »Jawohl, Sir.«

6
    Kurtz saß kerzengerade auf dem rechten Sitz des Kiowa – »stocksteif«, wie es in Büchern und Filmen immer hieß. Er hatte trotz des mattgrauen Tageslichts seine Sonnenbrille auf, und Freddy, sein Pilot, wagte ihn trotzdem nur aus dem Augenwinkel anzusehen. Es war eine Rundum-Sonnenbrille, und wenn er sie aufhatte, wusste man nie, wohin der Boss gerade schaute. Auf keinen Fall konnte man sich darauf verlassen, wohin sein Kopf gerade gerichtet war.
    Die Derry News lag auf Kurtz’ Schoß (GEHEIMNISVOLLE LICHTER AM HIMMEL UND VERMISSTE JÄGER LÖSEN IN JEFFERSON TRACT PANIK AUS, lautete die Schlagzeile). Jetzt nahm er die Zeitung und faltete sie sorgsam zusammen. Das beherrschte er gut, und bald hatte er die Derry News so zusammengefaltet, wie er Owen Underhill bald zusammenfalten würde, hatte sie so zu einem Papierhut geknickt, wie Underhill seine weitere Militärlaufbahn gerade geknickt hatte. Underhill rechnete zweifellos mit irgendwelchen disziplinarischen Konsequenzen – von Kurtz’ Seite, denn es war ja, zumindest bisher, ein Geheimeinsatz – und anschließend einer zweiten Chance. Ihm war anscheinend überhaupt nicht bewusst (und das war wahrscheinlich auch gut so; unverhofft bedeutete normalerweise auch unbewaffnet), dass er eben bereits seine zweite Chance verspielt hatte. Und das war eine Chance mehr, als Kurtz üblicherweise vergab, was er nun bitter bereute. Bitter bereute. Dass Owen nach ihrem Gespräch im Büro dieses Ladens losging und so eine Nummer abzog … nachdem er ihn ausdrücklich gewarnt hatte …
    »Wer erteilt den Befehl?«, knackte Underhills Stimme auf Kurtz’ privatem Kanal.
    Kurtz war über seinen Zorn erstaunt und auch ein wenig bestürzt. Hauptsächlich rührte er wohl schlicht von dem Erstaunen her, dem einfachsten Gefühl, das Babys als Allererstes empfanden. Owen hatte ihn kalt erwischt, als er die Grauen auf den Kommando-Kanal geschaltet hatte; und von wegen, er habe nur hören wollen, ob sich irgendwas geändert hatte – das konnte er schön zusammenrollen und sich in den Arsch stecken. Owen war wahrscheinlich der beste zweite Mann, den Kurtz in seiner langen und verschlungenen Laufbahn gehabt hatte, und die hatte Anfang der Siebziger in Kambodscha begonnen. Aber Kurtz würde ihn trotzdem einen Kopf kürzer machen. Wegen dieser Sache mit dem Funkgerät und weil Owen nicht dazugelernt hatte. Jetzt ging es nicht mehr um ein paar Kinder in Bosanski Novi oder um brabbelnde Stimmen. Es ging nicht mehr um den Gehorsam oder auch nur ums Prinzip. Jetzt ging es um die Grenze. Seine Grenze. Die Kurtz-Grenze.
    Und dann war da auch noch das Sir.
    Dieses rotzige Sir.
    »Boss?« Jetzt klang Owen ein wenig nervös, und er hatte, bei Gott, auch allen Grund dazu. »Wer erteilt …«
    »Gemeinschaftskanal, Freddy«, sagte Kurtz. »Schalten Sie mich drauf.«
    Der Kiowa, der viel leichter war als die Kampfhubschrauber, bekam eine Böe ab und schaukelte hin und her. Kurtz und Freddy achteten nicht darauf. Freddy schaltete ihn auf den Gemeinschaftskanal.
    »Hört zu, Jungs«, sagte Kurtz und sah zu den vier Kampfhubschraubern hinüber, die wie gläserne Libellen in einer Reihe über den Bäumen und unter den Wolken hingen. Genau voraus befanden sich der Sumpf und die riesige, perlmuttfarbene geneigte Schüssel, unter deren hinterem Rand die überlebenden Crew-Mitglieder – oder wer sonst sie waren – standen.
    »Hört zu, Jungs, jetzt hält Daddy einen Vortrag. Hört ihr zu? Meldet euch.«
    Ja, ja, bestätige, verstanden, roger (und gelegentlich ein Sir dabei, aber das war schon in Ordnung; es bestand ein Unterschied zwischen Achtlosigkeit und Unverschämtheit).
    »Ich bin kein großer Redner, Jungs, fürs Reden werd ich nicht bezahlt, aber ich möchte, dass ihr wisst, dass wir es hier nicht, ich wiederhole: nicht mit einem Fall von What you see is what you get zu tun haben. Ihr seht dort etwa sechs Dutzend graue, anscheinend geschlechtslose Humanoide, die so nackt herumstehen, wie Gott sie schuf, und ihr sagt, jedenfalls sagen manche: ›Ach, die armen Leutchen, nackt und unbewaffnet, haben keine Schwengel und keine Mösen, um sich dran zu

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