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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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genannt werden, schon gar nicht über Funk.
    »Hier Conklin, S… Ich höre.«
    »Sagen Sie den Männern, dreißig bis fünfundvierzig Minuten Wartestellung. Wiederhole: dreißig bis fünfundvierzig.«
    »Verstanden. Dreißig bis fünfundvierzig.«
    »Spielen wir doch irgendwas aus der Jukebox.«
    »Okay. Irgendwelche Wünsche?«
    »Spielen Sie, was Sie wollen. Außer der Kommando-Hymne.«
    »Verstanden, Kommando-Hymne wird zurückgestellt.« Conks Stimme war kein Lächeln anzuhören. Gab es da also wenigstens einen Mann, dem das hier genauso wenig gefiel wie Owen. Aber Conklin war eben auch 1995 bei dem Einsatz in Bosanski Novi dabei gewesen. In Owens Kopfhörer legten Pearl Jam los. Er nahm ihn ab und hängte ihn sich wie ein Kummet um den Hals. Er mochte Pearl Jam nicht, war aber bei seiner Truppe da in der Minderheit.
    Archie Perlmutter und seine Männer liefen wie geköpfte Hühner auf und ab. Es wurde gegrüßt und dann, mitten in der Bewegung, die Hand wieder heruntergerissen, und viele der Grüßenden warfen einen Hat-er-das-gesehen-Blick zu dem kleinen grünen Aufklärungshubschrauber hinüber, in dem Kurtz saß, den Kopfhörer fest auf beiden Ohren und eine Derry News vor der Nase. Kurtz schien in die Zeitungslektüre vertieft, aber Owen hatte so eine Ahnung, dass er jeden unwillkürlichen Gruß bemerkte, jeden Soldaten, der die Situation nicht bedachte und in alte Gewohnheiten verfiel. Links neben Kurtz saß Freddy Johnson. Johnson war ungefähr seit der Zeit bei Kurtz, als die Arche Noah auf dem Berg Ararat auf Grund gelaufen war. Er war auch in Bosanski Novi dabei gewesen und hatte Kurtz zweifellos ausführlich Bericht erstattet, als Kurtz selber hatte zurückbleiben müssen und wegen seines Leistenbruchs nicht in den Sattel seines geliebten Phooka-Pferdes hatte steigen können.
    Im Juni 1995 hatte die US-Luftwaffe in der Flugverbotszone der NATO, nahe der kroatischen Grenze, einen Aufklärungspiloten verloren. Die Serben hatten groß mit dem Flugzeug von Captain Tommy Callahan angegeben und hätten noch mehr mit Callahan selbst angegeben, hätten sie ihn nur gefangen genommen; und deshalb hatten es die hohen Tiere, immer noch heimgesucht von den Bildern, wie die Nordvietnamesen hämisch der internationalen Presse umgedrehte US-Piloten vorgeführt hatten, zu einem vorrangigen Ziel erklärt, Tommy Callahan rauszuholen.
    Die Suchtrupps wollten schon aufgeben, da meldete sich Callahan auf einem Niederfrequenzband. Seine Highschool-Freundin nannte ihnen einen guten Anhaltspunkt für die Identifizierung, und als man den Mann am Boden befragte, bestätigte er es und erzählte, seine Freunde würden ihn seit einer denkwürdigen durchzechten Nacht in seinem ersten Highschool-Jahr King Kotz nennen.
    Kurtz’ Jungs flogen mit ein paar Hubschraubern, die viel kleiner waren als die, die sie heute einsetzten, los, um Callahan zu holen. Owen Underhill, den viele (und auch Kurtz selbst, schätzte Owen) für fähig hielten, Kurtz’ Nachfolger zu werden, leitete den Einsatz. Callahan sollte etwas Rauch machen, wenn er die Vögel sah, und sich dann bereithalten. Underhill sollte – das war der Phooka-Aspekt dabei – Callahan ungesehen einsammeln. Das war nicht unbedingt notwendig, soweit Owen das verstand, aber so hatte Kurtz es eben gern: Seine Männer waren unsichtbar und ritten auf diesem irischen Pferd.
    Das Rausholen klappte reibungslos. Ein paar Boden-Luft-Raketen wurden abgefeuert, verfehlten sie aber weit – Milosevic hatte eben auch wirklich Schiss. Und genau in dem Moment, als sie Callahan an Bord holten, sah Owen zum ersten und einzigen Mal Bosnier: Fünf oder sechs Kinder, das älteste höchstens zehn Jahre alt, sahen ihnen mit ernster Miene zu. Es wäre Owen nie in den Sinn gekommen, dass sich Kurtz’ Weisung, keinerlei Zeugen zu hinterlassen, auch auf einen Haufen Rotznasen beziehen könnte. Und Kurtz hatte auch nie etwas dazu gesagt.
    Bis heute.
    Dass Kurtz ein schrecklicher Mensch war, bezweifelte Owen nicht. Aber beim Militär gab es viele schreckliche Menschen, ganz sicherlich mehr Teufel als Heilige, und viele hatten einen Geheimhaltungsfimmel. Owen hatte keine Ahnung, was Kurtz so anders machte – Kurtz, dieser groß gewachsene, melancholische Mann mit den weißen Wimpern und den ruhigen Augen. Es fiel schwer, in diese Augen zu sehen, denn es lag nichts in diesem Blick – keine Liebe, kein Humor und nicht die mindeste Neugier. Und die fehlende Neugier war irgendwie das Schlimmste.
    Ein

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