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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er fort.
    Zunächst bleibt Henry reglos sitzen und lauscht dem Davondonnern der Einmannbüffelherde namens Barry Newman. Sein Wartezimmer ist leer, er hat keine Sprechstundenhilfe, und da Barry weg ist, ist seine Arbeitswoche beendet. Was soll’s. Ein schöner Schlamassel. Er geht zur Couch und legt sich hin.
    »Doktor, ich habe gerade Mist gebaut«, sagt er.
    Inwiefern, Henry?
    »Ich habe einem Patienten die Wahrheit gesagt.«
    Wenn wir die Wahrheit kennen, Henry, befreit sie uns dann nicht?
    »Nein«, antwortet er sich selbst und schaut dabei zur Decke. »Nicht im Mindesten.«
    Mach die Augen zu, Henry.
    »Gern, Doktor.«
    Er schließt die Augen. Der Raum weicht einer Dunkelheit, und das ist gut so. Er hat sich mit der Dunkelheit angefreundet. Morgen trifft er dann seine anderen Freunde (jedenfalls drei von ihnen), und dann wird er auch das Licht wieder ertragen können. Aber heute … jetzt …
    »Doktor?«
    Ja, Henry.
    »Das ist nun wirklich ein Fall von ›selbe Scheiße, anderer Tag‹. Ist Ihnen das klar?«
    Was soll das heißen, Henry? Was bedeutet das für Sie?
    »Alles«, sagt er mit geschlossenen Augen und fügt dann hinzu: »Nichts.« Doch das ist eine Lüge. Und nicht die erste, die hier je aufgetischt wurde.
    Er liegt mit geschlossenen Augen auf seiner Couch, die Hände auf der Brust verschränkt wie ein Leichnam bei einer Totenwache, und irgendwann schläft er ein.
    Am Tag darauf fahren sie zu viert auf die Jagd, und es werden fabelhafte acht Tage. Die großen Jagdreisen gehen ihrem Ende entgegen, es kommen nur noch einige wenige, aber das wissen sie natürlich nicht. Die wahre Dunkelheit steht ihnen erst in ein paar Jahren bevor, rückt aber bereits näher.
    Die Dunkelheit rückt näher.

    2001: Jonesys Schüler-Lehrer-Besprechung

    Wir kennen die Tage nicht, die unser Leben ändern werden. Und das ist wahrscheinlich auch gut so. An dem Tag, der seines ändern wird, sitzt Jonesy in seinem Büro im zweiten Stock des Emerson College, schaut hinaus auf seinen kleinen Streifen Boston und denkt, wie unrecht T. S. Eliot damit hatte, den April als grausamsten Monat zu bezeichnen, nur weil ein wandernder Zimmermann aus Nazareth angeblich in diesem Monat wegen Aufwiegelung des Volkes gekreuzigt wurde. Wer in Boston lebt, weiß, dass der März der grausamste Monat ist, wenn er ein paar Tage lang falsche Hoffnungen stiftet, nur um dann mit erneutem Frost zuzuschlagen. Heute ist einer dieser Tage mit launenhaftem Wetter, an denen es so aussieht, als wollte es nun wirklich Frühling werden, und er überlegt, spazieren zu gehen, wenn die unangenehme Kleinigkeit erledigt ist, die ihm bevorsteht. Zu diesem Zeitpunkt hat Jonesy natürlich keine Ahnung, wie unangenehm ein Tag werden kann; keine Ahnung, dass er diesen Tag in einem Krankenhauszimmer beschließen wird, zerschlagen und um sein bloßes Leben kämpfend.
    Selbe Scheiße, anderer Tag, denkt er, aber das wird eine gänzlich andere Scheiße sein.
    Da klingelt das Telefon, und er nimmt sofort ab, von einer freudigen Erwartung erfüllt: Das wird Defuniak sein, der seinen Termin um elf absagen will. Dem schwant, was ihm blüht, denkt Jonesy, und das ist durchaus möglich. Normalerweise bitten die Collegestudenten beim Professor um einen Termin. Wenn aber ein Student eine Vorladung von einem Professor bekommt … tja, man muss kein Genie sein, um zu wissen, was das bedeutet.
    »Hallo, hier Jones«, sagt er.
    »He, Jonesy, wie geht’s dir denn?«
    Diese Stimme würde er immer auf Anhieb erkennen. »Henry! He! Gut geht’s mir!«
    Nun, im Grunde geht es ihm nicht ganz so gut, da ihm in einer Viertelstunde Defuniak bevorsteht, aber das ist ja alles relativ, nicht wahr? Verglichen damit, wie es ihm zwölf Stunden später gehen wird, wenn er an diese ganzen piependen Geräte angeschlossen sein wird, eine Operation hinter sich und noch drei vor sich, pupt Jonesy, wie man so schön sagt, noch in seidene Tücher.
    »Freut mich zu hören.«
    Jonesy könnte Henry die Niedergeschlagenheit angehört haben, aber wahrscheinlich hat er sie eher gespürt.
    »Henry? Was ist denn?«
    Schweigen. Jonesy will eben die Frage wiederholen, da antwortet Henry.
    »Einer meiner Patienten ist gestern gestorben. Ich habe den Nachruf zufällig in der Zeitung gesehen. Barry Newman hieß er.« Henry hält inne. »Er war ein Couchmensch.«
    Jonesy weiß nicht, was das bedeutet, aber dass sein alter Freund leidet, das weiß er.
    »Selbstmord?«
    »Herzinfarkt. Mit neunundzwanzig Jahren. Hat sich

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