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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Eins
    San Francisco, 1866
    Ein nagendes Hungergefühl quälte Lydia
McQuire, doch sie wußte, daß der Verdienst aus ihrem nächtlichen Pianospiel
höchstens für ein Zimmer in Miss Killgorams Pension ausreichte oder für
eine Mahlzeit, doch keinesfalls für beides. Mit müden, vom Zigarrenrauch
brennenden Augen betrachtete sie das Schild, das an der Außenwand des
Restaurants hing.
    Gesucht wird eine Frau für einen
anständigen, wohlhabenden Mann, der kein Trinker ist. Bitte wenden Sie sich an
Mister Devon Quade, Federal Hotel, Zimmer Vier.
    Lydia seufzte. Das Federal Hotel lag
nur wenige Blocks entfernt und hätte sich doch in einer anderen Welt befinden
können, denn dort schliefen die Gäste auf gestärkten weißen Laken, tranken
ihren Tee mit soviel Milch und Zucker, wie sie wollten, und nahmen Mahlzeiten
zu sich, die sie nicht zuerst nach Schimmelspuren oder Käfern untersuchen
mußten. Wenn sie diesen Devon Quade aufsuchte, würde er ihr während des
Gesprächs bestimmt eine Erfrischung anbieten — Brötchen und Kaffee vielleicht.
Selbst das erschien Lydia, die seit dem Vortag, als ihr ein gutmütiger Kellner
zwei hartgekochte Eier überließ, nichts mehr gegessen hatte, wie eine
Festmahlzeit.
    Entschlossen wandte sie sich ab und
schlug die Richtung zum Hotel ein. Es war noch früh am Morgen, nur wenige
Kutschen und Pferdewagen bevölkerten die Straßen. Für einen Moment kam Lydia
der Gedanke, daß Mister Quade möglicherweise noch schlief, aber sie ließ sich
davon nicht beirren und ging weiter. Vielleicht würde ihr Eifer ihn derart beeindrucken,
daß er ihr schäbiges Kleid übersah und auch, wie strähnig ihr blondes Haar
war, und nicht den schalen Zigarrengeruch wahrnahm, der ihrer Haut und ihren
Kleidern anhaftete.
    Als sie das Hotel erreichte, faltete
sie den Zettel mit Mister Quades Adresse zusammen und steckte ihn in ihre
Tasche zu den zwei schäbigen Münzen, die sie für ihr Klavierspiel im Saloon
erhalten hatte. Für einen flüchtigen Moment überlegte sie, ob sie sich
ernsthaft um die Stellung als Ehefrau des Fremden bemühen sollte, gab die Idee
jedoch schnell wieder auf. Mit der Zeit würde sie schon eine Stellung als
Gouvernante finden oder genug Geld zusammensparen, um sich ein Zimmer in einer
Pension nehmen zu können, die über ein Piano verfügte. Dann konnte sie
Klavierunterricht geben und sich einen anständigen, wenn auch bescheidenen
Lebensunterhalt verdienen.
    Der Hotelportier, der in seiner
Uniform mit den goldenen Epauletten und glänzenden Kupferknöpfen wie ein
Offizier aussah, schaute sie unter dem Rand seiner Mütze neugierig an. Sein
Blick drückte sowohl Bewunderung als auch Verachtung aus, als er Lydias
wohlgeformte Gestalt unter dem schäbigen Kleid musterte, ihr hübsches Gesicht
und ihr dichtes, honigblondes Haar.
    »Wünschen Sie etwas, Madam?«
erkundigte er sich mit einer ätzenden Höflichkeit, die Lydia sehr verletzte. Es
war offensichtlich, daß er sie für eine Halbweltdame auf der Suche nach
Kundschaft hielt. Am liebsten wäre sie geflohen, doch der Hunger hatte Lydia
zu sehr geschwächt, sie brachte einfach nicht mehr die Kraft auf, sich
abzuwenden und zu gehen. Sie nahm den Zettel heraus und zeigte ihn dem Portier.
»Ich möchte Mister Devon Quade sehen«, sagte sie ruhig und unter Aufbietung
ihres letzten Rests von Stolz.
    Der Portier musterte sie noch
einmal, dann lächelte er. Es war keine freundliche Geste, aber immerhin
bedeutete er ihr mit einer Handbewegung, einzutreten.
    Lydia betrat ein Foyer mit
Topfpalmen und Orientteppichen, und für einen Moment erfaßte sie eine solche
Verzweiflung, daß sie die Augen schließen mußte, um ihre Tränen zurückzudrängen.
    Dann blinzelte sie, schaute noch
einmal auf den Zettel in ihrer Hand und ging entschlossen auf die Treppe zu.
Die gesuchte Tür war nicht schwer zu finden.
    Sie brauchte nur noch anzuklopfen.
    Lydia biß sich auf die Unterlippe.
Sie war müde, hungrig und schmutzig, und das letzte, was sie sich auf Erden
wünschte, war ein Mann — was machte sie also hier? Sie wußte es selbst nicht;
nichts in ihrem Wissen oder ihrer Erfahrung konnte den seltsamen Zwang
erklären, der sie hierhergetrieben hatte. Denn es war sehr viel mehr gewesen
als nur die Hoffnung auf Kaffee und Brötchen.
    Mit klopfendem Herzen hob sie die
Hand und pochte leise an die Tür. Im gleichen Augenblick erfaßte sie ein
überwältigendes Entsetzen, und sie schaute sich hastig um, als wollte sie die
Flucht ergreifen. Aber ihre Beine

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