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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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selbst mit Gabel und Löffel sein Grab gegraben.«
    »Mein Beileid.«
    »Er war seit fast drei Jahren nicht mehr bei mir. Ich habe ihn vertrieben. Ich hatte … na, so was eben. Weißt du, was ich meine?«
    Jonesy glaubt schon. »War es die Linie?«
    Henry seufzt. Bei Jonesy klingt es nicht bedauernd. Es klingt erleichtert. »Ja. Ich hab ihm richtig einen reingewürgt. Er ist abgehauen, als hätte er Feuer unter dem Hintern gehabt.«
    »Deshalb bist du noch lange nicht für seine Herzkranzgefäße verantwortlich.«
    »Da hast du vielleicht recht. Aber es fühlt sich anders an.« Schweigen. Dann, mit einem Anflug von Amüsiertheit: »Ist das nicht eine Strophe aus einem Song von Jim Croce? Und du? Geht’s dir gut, Jonesy?«
    »Mir? Ja. Wieso fragst du?«
    »Ich weiß nicht«, sagt Henry. »Es ist nur … Ich muss an dich denken, seit ich die Zeitung aufgeschlagen und Barrys Bild auf der Seite mit den Nachrufen gesehen habe. Ich möchte, dass du auf dich aufpasst.«
    Jonesy spürt eine gewisse Kälte in seine Knochen (von denen viele bald gebrochen sein werden) kriechen. »Was genau meinst du damit?«
    »Ich weiß nicht«, sagt Henry. »Vielleicht ist es gar nichts. Aber …«
    »Ist es die Linie?« Jonesy ist beunruhigt. Er dreht sich auf seinem Stuhl um und schaut zum Fenster hinaus in den launenhaften Frühlingssonnenschein. Ihm kommt in den Sinn, dass dieser Defuniak vielleicht gestört ist und eine Schusswaffe dabeihat ( Packing heat, wie es in den Krimis und Thrillern immer heißt, die Jonesy so gern in seiner Freizeit liest) und Henry das irgendwie mitbekommen hat. »Henry, ist es kein Prall, kein Spiel?«
    »Keine Ahnung. Höchstwahrscheinlich ist das nur eine verlagerte Reaktion von mir darauf, dass ich Barrys Bild auf der Seite mit den Nachrufen gesehen habe. Aber pass in nächster Zeit auf dich auf, hörst du?«
    »Ja … gut. Mach ich.«
    »Schön.«
    »Und dir geht’s gut?«
    »Mir geht es gut.«
    Doch Jonesy glaubt nicht, dass es Henry gut geht. Er will eben noch etwas sagen, als sich hinter ihm jemand räuspert und ihm klar wird, dass Defuniak eingetroffen ist.
    »Na, das ist doch schön«, sagt er und dreht sich auf seinem Stuhl um. Ja, da steht sein Elf-Uhr-Termin im Türrahmen und sieht ganz und gar harmlos aus: nur ein Junge in einem dicken, alten Dufflecoat, der zu warm für dieses Wetter ist; er sieht dünn und unterernährt aus, trägt einen Ohrring, und seine irgendwie punkige Frisur ragt stachelig über seine besorgt blickenden Augen. »Henry, ich habe einen Termin. Ich rufe dich zurück …«
    »Nein, das ist nicht nötig. Wirklich nicht.«
    »Bestimmt nicht?«
    »Nein. Aber da ist noch etwas. Hast du noch dreißig Sekunden Zeit?«
    »Klar.« Er hält einen Finger hoch, und Defuniak nickt. Er bleibt aber stehen, bis Jonesy auf den, von seinem eigenen abgesehen, einzigen Stuhl in seinem kleinen Büro weist, auf dem keine Bücher aufgestapelt sind. Defuniak geht zögerlich dorthin. Ins Telefon sagt Jonesy: »Schieß los.«
    »Ich glaube, wir sollten nach Derry fahren. Nur ein kleiner Ausflug, nur wir beide. Unseren alten Freund besuchen.«
    »Du meinst …?« Aber mit einem Fremden im Zimmer will er diesen babyhaft klingenden Namen nicht aussprechen.
    Er muss es auch nicht. Henry übernimmt das. Einst waren sie zu viert, dann waren sie für kurze Zeit zu fünft und dann waren sie wieder zu viert. Doch der Fünfte hat sie eigentlich nie verlassen. Henry spricht den Namen aus, den Namen eines Jungen, der auf wundersame Weise immer noch ein Junge ist. Bei ihm sind Henrys Sorgen nicht so vage und lassen sich leichter ausdrücken. Nicht dass er etwas wüsste, erzählt er Jonesy, es ist nur so ein Gefühl, dass sich ihr alter Freund über einen Besuch freuen würde.
    »Hast du denn mit seiner Mutter gesprochen?«, fragt Jonesy.
    »Ich glaube, es wäre besser, wenn wir einfach … unangemeldet vorbeischauen«, sagt Henry. »Wie sieht’s denn an diesem Wochenende in deinem Terminkalender aus? Oder am nächsten?«
    Da muss Jonesy nicht nachschauen. Das Wochenende beginnt übermorgen. Am Samstag hat er noch einen Fakultätstermin, aber den kann er problemlos schwänzen.
    »Ich könnte dieses Wochenende an beiden Tagen«, sagt er. »Wenn ich am Samstag kommen würde? Um zehn?«
    »Das wäre schön.« Henry klingt erleichtert, schon eher ganz wieder der Alte. Jonesy wird ein wenig lockerer. »Bestimmt?«
    »Wenn du meinst, dass wir …« Jonesy zögert. »… Douglas besuchen sollten, dann sollten wir das

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