Duddits - Dreamcatcher
Kleiderhaufen, den Henry nicht erkannte: ein brauner Mantel, eine orangefarbene Warnweste, ein Paar Jeans mit Aufschlägen (niemand von ihnen hatte je aufgekrempelte Jeans getragen; in der Junior High wurden Jungs, die so was trugen, als Bauerntrampel abgestempelt). Etliche Eier fielen mit dem Kadaver vom Bett. Die meisten landeten auf den Klamotten und auf Jonesys Bücherhaufen und blieben heil dabei, aber ein paar fielen auch auf den Boden und platzten auf. Eine trübe Substanz, wie verdorbenes Eiweiß, sickerte heraus, knapp ein Esslöffel pro Ei. Und mit ihr diese Haare, die sich krümmten und zuckten und Henry mit ihren schwarzen stecknadelkopfgroßen Augen grimmig anzufunkeln schienen. Als er das sah, war ihm zum Schreien zumute.
Er machte kehrt und ging ruckartig aus dem Zimmer, auf Beinen, in denen er etwa so viel Gefühl hatte, als wären es Tischbeine. Er kam sich wie eine Marionette vor, die von jemand gesteuert wurde, der es zwar gut meinte, sein Handwerk aber eben erst erlernte. Er hatte keine Ahnung, wohin er ging, bis er dann in der Küche war und sich vor dem Schrank unter der Spüle bückte.
»I am the eggman, I am the eggman, I am the walrus! Goo-goo-joob!«
Das sang er nicht, sondern deklamierte es mit lauter, anfeuernder Stimme, von der er gar nicht gewusst hatte, dass er sie in seinem Repertoire hatte. Es war die Stimme eines Schmierenkomödianten aus dem 19. Jahrhundert. Dieser Gedanke beschwor – Gott allein wusste, warum – ein Bild von Edwin Booth herauf, als d’Artagnan gekleidet, komplett mit Federhut und allem, wie er die Verse von John Lennon rezitierte, und Henry stieß ein lautes, zweisilbiges Lachen aus: Ha! Ha!
Ich werde verrückt, dachte er … aber das war schon in Ordnung. Lieber d’Artagnan, der I Am the Walrus rezitierte, als das Bild, wie das Blut dieses Viehs an die Wand spritzte, oder die mit Schimmelpilz bedeckten Doc Marten’s, die aus der Badewanne ragten, oder, am schlimmsten, diese Eier, wie sie aufplatzten und eine Ladung zuckender Haare mit Stecknadelkopfaugen freisetzten. Und wie ihn alle diese Augen angestarrt hatten.
Er schob das Geschirrspülmittel und den Wischeimer beiseite, und da war sie: die gelbe Dose Sparx-Grillanzünder. Der unfähige Puppenspieler, der ihn hierher geführt hatte, streckte Henrys Arm mehrmals ruckartig aus und schloss dann Henrys rechte Hand um die Sparx-Dose. Er trug sie quer durchs Wohnzimmer zurück und dachte auch daran, die Streichholzschachtel vom Kaminsims mitzunehmen.
»I am he and you are me and we are all together!«, deklamierte er und betrat wagemutig Jonesys Zimmer, ehe der verängstigte Mensch in seinem Kopf die Kontrolle wieder an sich reißen und ihn dazu bringen konnte wegzulaufen. Dieser Mensch wollte, dass er lief, bis er bewusstlos umfiel. Bewusstlos oder tot.
Die Eier auf dem Bett platzten nun ebenfalls auf. Zwei Dutzend oder mehr dieser Haare krochen jetzt auf dem blutgetränkten Laken und auf Jonesys Kissen herum. Eines davon hob seinen Knubbel von einem Kopf und zischte Henry an, ein fast unhörbares Geräusch, so dünn und hoch war es.
Sich immer noch keine Atempause gönnend – hätte er eine Pause gemacht, dann hätte er nie wieder losgelegt, wäre höchstens noch zur Tür gelaufen –, eilte Henry mit zwei Schritten ans Bett. Eines der Haare kam auf dem Boden auf ihn zugeglitten und bewegte sich dabei mit seinem Schwanz fort wie ein Spermium unter dem Mikroskop.
Henry zertrat es und zupfte den roten Plastikdeckel von der Düse der Dose. Er richtete die Düse aufs Bett und sprühte hin und her und achtete darauf, auch den Fußboden gut zu erwischen. Als die haarartigen Wesen mit dem Grillanzünder in Berührung kamen, gaben sie ein hohes Wimmern von sich wie frisch geborene Kätzchen.
»Eggman … eggman … walrus! «
Er zertrat noch ein weiteres Haarwesen und sah, dass sich ein drittes an das Hosenbein seiner Jeans klammerte, sich mit seinem winzigen Schwanz daran festhielt und versuchte, mit seinen noch nicht festen Zähnen durch das Gewebe zu beißen.
»Eggman«, murmelte Henry und schabte es mit der Sohle des anderen Stiefels ab. Als es sich wegschlängeln wollte, zertrat er es. Plötzlich merkte er, dass er von Kopf bis Fuß klatschnass von Schweiß war und dass er sich, wenn er so in die Kälte hinausginge (und das würde er tun müssen, hier konnte er nicht bleiben), wahrscheinlich den Tod holen würde.
»Ich kann nicht hier bleiben, darf mich nicht ausruhen!«, rief Henry in seinem
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