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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Beklommenheit aus –, aber vielleicht wussten sie ja noch nicht von den Wieseln. Und von den Eiern. Er, Henry Devlin, würde ihnen davon berichten – wer denn auch sonst? Er war ja schließlich der Eggman, der Eiermann.
    Die Rohleder-Bespannung der Schneeschuhe war von so vielen Mäusen angenagt, dass kaum mehr als leere Rahmen übrig waren. Nach einigem Suchen fand er aber ein kurzes Paar Langlaufski, die aussahen, als hätten sie so um 1954 dem neuesten Stand der Technik entsprochen. Die Bindungen waren verrostet, aber als er mit beiden Daumen drückte, gelang es ihm, dass sie sich zögerlich um die Sohlen seiner Stiefel schlossen.
    Aus der Hütte hörte man nun ein stetes Prasseln. Henry legte eine Hand an die Holzwand und spürte die Wärme. Unter dem Dachvorsprung lehnten Skistöcke wirr durcheinander. Ihre Griffe waren mit schmierigen Spinnweben überzogen. Henry sträubte sich, das anzufassen – die Erinnerung an die Eier und den krabbelnden Wiesellaich war noch zu frisch –, aber er hatte ja schließlich seine Handschuhe an. Er wischte die Spinnweben weg und sah schnell die Skistöcke durch. Jetzt sah er in dem Fenster neben seinem Kopf die Funken stieben.
    Er fand ein Paar Skistöcke, das kaum zu kurz für ihn war, und fuhr auf den Skiern unbeholfen zur Ecke des Gebäudes. Mit den alten Skiern an den Füßen und Jonesys Gewehr am Riemen über der Schulter kam er sich vor wie ein Nazi-Gebirgsjäger in einem Alistair-MacLean-Film. Als er sich umdrehte, platzte die Fensterscheibe, neben der er gestanden hatte, mit erstaunlich lautem Knall – so laut, als hätte jemand eine große Glasschüssel aus dem ersten Stock geworfen. Henry duckte sich weg und spürte Glassplitter auf seiner Jacke aufprallen. Etliche landeten in seinem Haar. Ihm ging auf, dass ihm das splitternde Glas das ganze Gesicht zerschnitten hätte, hätte er noch zwanzig oder dreißig Sekunden länger Skistöcke sortiert.
    Er schaute zum Himmel, hielt sich die Handrücken wie AI Jolson an die Wangen und rief: »Ich habe da oben wohl einen Freund! Juchu!«
    Jetzt schlugen Flammen zum Fenster heraus und loderten unter den Dachvorsprung, und drinnen hörte er weitere Dinge in der sprunghaft ansteigenden Hitze platzen und splittern. Das Camp von Lamar Clarendons Vater, ursprünglich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut, brannte jetzt lichterloh. Das konnte doch einfach alles nur ein Traum sein.
    Henry fuhr auf den Skiern in weitem Bogen ums Haus herum und sah zu, wie Funken aus dem Kamin stoben und zu den niedrig hängenden Wolkenbäuchen aufwirbelten. Aus dem Osten scholl immer noch stetes Maschinengewehrrattern. Da schöpften aber einige ihre Quote aus. Mehr als nur das. Dann erklang im Westen eine Explosion – was um Gottes willen war da geschehen? Unmöglich festzustellen. Wenn er heil bei anderen Menschen ankam, würden sie es ihm vielleicht erzählen.
    »Wenn die mich nicht auch einfach umlegen«, sagte er. Seine Stimme war nur noch ein trockenes Krächzen, und da erst merkte er, wie durstig er war. Er bückte sich vorsichtig (er hatte zehn Jahre oder noch länger nicht mehr auf Skiern gestanden), nahm zwei Hände voll Schnee und stopfte ihn sich in den Mund. Er ließ ihn schmelzen und seine Kehle hinabrinnen. Es war ein göttliches Gefühl. Henry Devlin, Psychiater und Verfasser eines Essays über die Hemingway-Lösung, ein Mann, der einst ein unschuldiger Junge gewesen war und jetzt ein großer, plumper Kerl, dem immer die Brille auf die Nasenspitze rutschte, der graue Haare bekam und dessen Freunde entweder tot oder auf der Flucht oder verwandelt waren, dieser Mann stand am offenen Tor zu einer Hütte, zu der er nie zurückkehren würde, stand da auf Skiern, stand da und aß Schnee, wie ein Kind im Zirkus einen Eislutscher aß, stand da und sah zu, wie der letzte richtig angenehme Ort, den er in seinem Leben hatte, niederbrannte. Die Flammen schlugen durch das mit Holzschindeln gedeckte Dach. Schmelzender Schnee verwandelte sich in dampfendes Wasser und lief zischend in die rostigen Dachrinnen. Feuerarme ragten zappelnd aus der Haustür, als wäre das Feuer ein begeisterter Gastgeber, der eben eingetroffenen Gästen zuwinkte, sie sollten sich beeilen, sollten schnell machen und hereinkommen, ehe das Haus ganz abgebrannt war. Die Schicht aus rotgoldenem Flaum, die auf dem Granitblock wuchs, brutzelte vor sich hin, büßte ihre Farbe ein, wurde grau. »Gut«, murmelte Henry. Er ballte rhythmisch die Fäuste um die Griffe der Skistöcke,

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