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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nickte. Er hatte davon gelesen, dass es eine bestimmte Vogelart gab, die im Maul von Krokodilen lebte, mit Duldung der Krokodile. Jetzt war er wohl auch so ein Vogel, schätzte er. Kurtz wollte ihn glauben machen, er hätte ihm verziehen, dass er den Funkspruch der Außerirdischen auf den Gemeinschaftskanal gelegt hatte – in der Hitze der Erregung, genau wie Kurtz in der Hitze der Erregung Melrose den Fuß zerschossen hatte. Und was war sechs Jahre zuvor in Bosnien passiert? Das spielte jetzt keine Rolle. Vielleicht stimmte das. Und vielleicht hatte das Krokodil ja auch das nervige Gepicke des Vogels satt und wollte eben das Maul zuklappen. Owen konnte an Kurtz’ Gedanken nicht ablesen, was davon denn nun zutreffend war, aber in jedem Fall geziemte es sich für ihn, sehr vorsichtig zu sein. Sehr vorsichtig und bereit zum Abflug.
    Kurtz griff wieder in seinen Overall und holte eine matt schimmernde Taschenuhr hervor. »Die hat meinem Großvater gehört. Sie funktioniert noch einwandfrei«, sagte er. »Weil sie zum Aufziehen ist, glaube ich – ohne Strom. Meine Armbanduhr spielt immer noch verrückt.«
    »Meine auch.«
    Um Kurtz’ Lippen spielte ein flüchtiges Lächeln. »Wenden Sie sich an Perlmutter, wenn Sie die Gelegenheit dazu haben und meinen, ihn ertragen zu können. Neben seinen vielen anderen Pflichten und Aktivitäten hat er die Zeit gefunden, sich heute Nachmittag dreihundert mechanische Timex liefern zu lassen. Das war, kurz bevor der Schneefall unseren Lufteinsatz verzögert hat. Pearly ist wirklich tüchtig. Ich wünsche nur bei Gott, er würde endlich aufhören zu glauben, dass er in einem Film lebt.«
    »Er dürfte da heute Abend Fortschritte gemacht haben, Boss.«
    »Ja, vielleicht hat er das.«
    Kurtz dachte nach. Underhill wartete.
    »Bürschchen, wir sollten Whiskey trinken. Es ist ein wenig wie eine irische Totenwache heute Abend.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Mein geliebtes Phooka ist kurz davor, tot umzukippen.«
    Owen runzelte die Augenbrauen.
    »Ja. Und in diesem Moment wird seine magische Tarnkappe weggezogen. Dann ist es nur noch ein ganz normales totes Pferd. Aber das wird die Leute und vor allem die Politiker nicht daran hindern, darauf herumzureiten.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    Kurtz schaute noch einmal auf die stumpf angelaufene Taschenuhr, die er wahrscheinlich in einem Pfandhaus gekauft oder einem Leichnam abgenommen hatte. Underhill hielt beides für denkbar.
    »Es ist jetzt sieben Uhr. In etwa vierzig Minuten wird der Präsident vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen sprechen. Diese Rede werden mehr Menschen sehen und hören als jede Rede bisher in der Menschheitsgeschichte. Sie wird in die Menschheitsgeschichte eingehen als das größte Ammenmärchen, seit Gott, der allmächtige Vater, den Kosmos erschaffen und mit seiner Fingerspitze die Planeten in Bewegung gesetzt hat.«
    »Und worin besteht es?«
    »Es ist eine schöne Geschichte, Owen. Wie alle guten Lügen enthält sie viel Wahrheit. Der Präsident wird einer faszinierten Welt, einer Welt, die mit angehaltenem Atem, gelobt sei der Herr, jedem Wort lauschen wird, erzählen, dass am sechsten oder siebten November dieses Jahres im nördlichen Maine ein Raumschiff mit einer Besatzung von Wesen aus einer anderen Welt abgestürzt sei. Das ist wahr. Er wird sagen, wir seien davon nicht gänzlich überrascht gewesen, da wir, wie auch die Regierungen der übrigen Staaten, die einen Sitz im UN-Sicherheitsrat haben, seit mindestens zehn Jahren wüssten, dass ET uns ausspioniert. Das stimmt ebenfalls, nur dass einige hier in Amerika seit den späten 1940ern von unseren Kumpeln aus dem All wüssten. Wir wissen auch, dass russische Kampfflugzeuge 1974 über Sibirien ein Schiff der Grauen abgeschossen haben … bloß dass die Russen bis heute nicht wissen, dass wir das wissen. Das war damals wahrscheinlich eine Drohne, ein Test-Ballon. Von denen hat es viele gegeben. Die Grauen sind bei ihren ersten Kontaktaufnahmen mit einer Umsicht vorgegangen, die sehr darauf hindeutet, dass wir ihnen ziemliche Angst einjagen.«
    Owen hörte mit einer Faszination zu, die ihm selbst zuwider war und von der er hoffte, dass sie weder seinem Gesicht anzusehen war noch sich auf der obersten Ebene seiner Gedanken abzeichnete, auf die Kurtz eventuell immer noch Zugriff hatte.
    Aus seiner Innentasche holte Kurtz jetzt eine verbeulte Schachtel Marlboro. Er bot Owen eine an, der erst den Kopf schüttelte und dann doch eine der vier noch übrigen

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