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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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es nennen«, sagte Owen. Er hatte seine Zigarette bis zum Filter aufgeraucht und drückte sie nun am Rand seines leeren Kaffeebechers aus.
    Kurtz schaute hoch und sah Owen unerschrocken in die Augen. »Ja, so könnte man es nennen. Wir werden schätzungsweise dreihundertfünfzig Menschen vernichten – größtenteils Männer, aber ich kann nicht behaupten, dass die Säuberung nicht auch einige wenige Frauen und Kinder betreffen wird. Der Pluspunkt besteht natürlich darin, dass wir die Menschheit vor einer Pandemie und voraussichtlicher Unterwerfung retten. Und das ist kein unbeträchtlicher Pluspunkt.«
    Owens Gedanke – Hitler hätte diese Story bestimmt gefallen – war nicht aufzuhalten, aber er verbarg ihn, so gut er konnte, und hatte nicht das Gefühl, dass Kurtz ihn gehört oder gelesen hatte. Mit Sicherheit konnte man das natürlich nie wissen; Kurtz war gerissen.
    »Wie viele haben wir jetzt interniert?«, fragte Kurtz.
    »Etwa siebzig. Und noch einmal doppelt so viele sind aus Kineo unterwegs. Die werden gegen neun hier eintreffen, falls sich die Wetterverhältnisse nicht verschlechtern.« Davon ging man aus, aber erst nach Mitternacht.
    Kurtz nickte. »Mhm. Dazu noch etwa fünfzig aus dem Norden, siebzig oder so aus St. Cap’s und den anderen Dörfern im Süden … und unsere Jungs. Vergessen Sie die nicht. Die Masken scheinen zu wirken, aber bei den Nachuntersuchungen haben wir schon vier Fälle von Ripley festgestellt. Die Männer wissen natürlich nichts davon.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich will es mal so ausdrücken«, sagte Kurtz. »Ihrem Verhalten nach habe ich keinen Anlass zu der Vermutung, dass die Männer etwas wissen. Alles klar?«
    Owen zuckte mit den Achseln.
    »Die Story wird die sein, dass die Häftlinge zu einer streng geheimen medizinischen Einrichtung geflogen werden« , fuhr Kurtz fort. »So einer Art Area 51, wo sie dann gründlich untersucht und, wenn nötig, langfristig behandelt werden. Es wird nie wieder eine offizielle Stellungnahme zu ihnen geben – zumindest nicht, wenn alles nach Plan verläuft –, aber es werden im Laufe der nächsten zwei Jahre immer mal wieder Gerüchte durchsickern: fortschreitende Infektion trotz bester medizinischer Anstrengungen … Wahnsinn … groteske körperliche Verunstaltungen, die man besser nicht beschreibt … und schließlich ist der Tod eine Erlösung. Die Öffentlichkeit wird alles andere als empört, sie wird erleichtert sein.«
    »Während in Wirklichkeit …?«
    Er wollte es von Kurtz hören, hätte es aber besser wissen müssen. Es gab hier zwar keine Wanzen, aber dem Boss war die Vorsicht in Fleisch und Blut übergegangen. Er hob eine Hand, bildete mit Daumen und Zeigefinger eine Pistole nach und ließ den Daumen dreimal sinken. Dabei sah er Owen unverwandt in die Augen. Krokodilsaugen, dachte Owen.
    »Alle?«, fragte Owen. »Die Ripley-Positiven wie auch die anderen? Wohin führt uns das? Die Soldaten, die negativ sind?«
    »Die Jungs, die jetzt okay sind, werden auch okay bleiben«, sagte Kurtz. »Die Ripley haben, waren alle unachtsam. Darunter ist auch … tja, da ist ein kleines Mädchen da draußen, vielleicht vier Jahre alt, unglaublich süß. Man erwartet fast, dass sie im Stall steppt und dazu singt: On the Good Ship Lollipop. «
    Kurtz fand sich offenbar witzig, und Owen dachte, dass er es in gewisser Hinsicht wohl auch war, aber Owen selbst packte blankes Entsetzen. Da draußen ist ein vierjähriges Mädchen, dachte er. Gerade mal vier Jahre alt. Was sagst du jetzt?
    »Sie ist süß, und sie ist infiziert«, sagte Kurtz. »Sichtbarer Ripley innen an einem Handgelenk, er wächst an ihrem Haaransatz und in einem Augenwinkel. Die üblichen Stellen. Tja, und ein Soldat hat ihr einen Schokoriegel geschenkt, als wäre sie so ein hungerndes Elendsbalg im Kosovo, und sie hat sich mit einem Küsschen bedankt. Wirklich zuckersüß, ein wahrer Kodak-Moment, nur dass jetzt auf seiner Wange ein Lippenstiftabdruck wächst, der gar kein Lippenstiftabdruck ist.« Kurtz verzog das Gesicht. »Er hatte sich ein ganz klein wenig beim Rasieren geschnitten, eine kaum sichtbare Wunde, aber schon war es zu spät. Ähnliche Vorfälle bei anderen. Die Regeln ändern sich nicht, Owen; Achtlosigkeit ist tödlich. Eine Zeit lang hat man vielleicht Glück, aber irgendwann lässt einen das Glück im Stich. Achtlosigkeit ist tödlich. Die meisten unserer Jungs, es freut mich, das zu sagen, werden die Sache hier überstehen. Wir werden für den Rest unseres

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