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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Gang ein und kroch wieder aus dem Graben. Der Jeep stand ziemlich schräg – so um die dreißig Grad –, fuhr aber gut, sobald Owen ihn wieder in Bewegung gesetzt hatte.
    »Schnall dich an. Und schnall vorher noch ihn an.«
    »Er wollte mir eben etwas …«
    »Ist mir scheißegal, was er dir sagen wollte. Das ist noch einmal gut gegangen, aber beim nächsten Mal überschlagen wir uns vielleicht. Schnall ihn an und dann dich selber.«
    Henry tat wie befohlen und grübelte dabei über das andere Schild über dem Münztelefon nach. Was hatte da draufgestanden? Irgendwas über Jonesy. Einzig Jonesy konnte Mr. Gray jetzt noch aufhalten, das war, laut Duddits, die reine Lehre.
    Was hatte auf diesem zweiten Schild gestanden?

4
    Owen war gezwungen, auf Tempo dreißig zu verlangsamen. Es machte ihn fast wahnsinnig, so kriechen zu müssen, aber es hatte richtiges Schneetreiben eingesetzt, und die Sicht tendierte wieder einmal gegen null.
    Wo die Subaru-Spuren aufhörten, fanden sie den Wagen selbst, der in einem durch Erosion entstandenen Graben hing, der quer über die Straße verlief. Die Beifahrertür stand offen, und die Hinterräder hingen in der Luft.
    Owen hielt, zog die Glock, öffnete seine Tür. »Bleib hier, Henry«, sagte er und stieg aus. Er lief geduckt zu dem Subaru.
    Henry löste seinen Sicherheitsgurt und drehte sich zu Duddits um, der jetzt an der Rückbank lehnte, nach Luft rang und nur vom Gurt noch aufrecht gehalten wurde. Eine Wange war wachsgelb, die andere ein einziger Bluterguss. Er hatte auch wieder Nasenbluten, und die Wattebäusche, die ihm aus den Nasenlöchern ragten, waren vollgesogen und tropften.
    »Duds, es tut mir leid«, sagte Henry. »Das ist wirklich ein Kackorama.«
    Duddits nickte und hob dann die Arme. Er konnte sie nur ein paar Sekunden lang oben behalten, aber für Henry war ohnehin sofort klar, was er damit sagen wollte. Henry machte seine Tür auf und stieg aus, und in eben diesem Moment kam Owen zurückgelaufen, die Glock nun im Gürtel. Die Luft war so voller großer Schneeflocken, dass das Atmen schwerfiel.
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst im Wagen bleiben«, sagte Owen.
    »Ich will mich nur hinten zu ihm setzen.«
    »Wieso?«
    Henry sprach ganz ruhig, nur seine Stimme zitterte ein wenig. »Weil er stirbt«, sagte er. »Er stirbt, und ich glaube, er hat mir noch etwas zu sagen.«

5
    Owen schaute in den Rückspiegel, sah Henry, der Duddits umarmt hielt, sah, dass sie beide angeschnallt waren, und schnallte sich ebenfalls an.
    »Halt ihn gut fest«, sagte er. »Das wird gleich mächtig rumsen.«
    Er setzte hundert Meter zurück, legte einen niedrigen Gang ein und fuhr dann los, wobei er auf die Lücke zwischen dem zurückgelassenen Subaru und dem rechten Straßengraben zusteuerte. Auf dieser Seite sah die Spalte in der Straße etwas schmaler aus.
    Es rumste tatsächlich mächtig. Owens Gurt griff, und er sah, wie Duddits in Henrys Armen zuckte. Duddits’ kahler Kopf prallte an Henrys Brust. Dann hatten sie die Spalte in der Straße hinter sich und fuhren weiter die East Road hinauf. Owen erkannte gerade so die Stiefelspuren auf dem weißen Band der Straße. Mr. Gray war zu Fuß unterwegs, und sie waren immer noch motorisiert. Wenn sie das Schwein einholen konnten, ehe es in den Wald abbog –
    Aber das gelang ihnen nicht.

6
    In einem letzten immensen Kraftakt hob Duddits den Kopf. Jetzt füllten sich, das sah Henry bestürzt und entsetzt, auch seine Augen mit Blut.
    Klack. Klack-klack. Das trockene Kichern alter Männer, als jemand beim Damespielen drei Steine in Folge geschlagen hatte. Verschwommen rückte das Telefon wieder in sein Gesichtsfeld. Und die Schilder darüber.
    »Nein, Duddits«, flüsterte Henry. »Mach das nicht. Spar deine Kraft auf.«
    Doch wofür? Wofür, wenn nicht für das hier?
    Auf dem Schild rechts stand: BITTE NICHT LÄNGER ALS 5 MINUTEN TELEFONIEREN. Tabaksduft, Holzrauch, Lake-Geruch aus dem Pökelfass. Die Arme seiner Freunde um ihn gelegt.
    Und auf dem anderen Schild stand: RUF JETZT JONESY AN.
    »Duddits …« Seine Stimme waberte in der Dunkelheit – der Dunkelheit, seiner alten Freundin. »Duddits, wie soll ich das denn machen?«
    Duddits’ Stimme drang noch ein letztes Mal zu ihm durch, sehr müde, aber auch ganz ruhig: Schnell, Henry – ich kann nicht mehr lange – du musst mit ihm reden.
    Henry nimmt den Hörer von der Gabel. Denkt absurderweise (aber ist nicht die ganze Situation ohnehin schon absurd?), dass er gar kein Münzgeld

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