Duddits - Dreamcatcher
dabeihat … keinen einzigen Cent. Hält sich den Hörer ans Ohr.
Roberta Cavells Stimme meldet sich, unpersönlich und geschäftsmäßig: »Allgemeinkrankenhaus Boston, mit wem darf ich verbinden?«
7
Mr. Gray scheuchte Jonesys Körper den Pfad entlang, der vom Ende der East Road am Ostufer des Stausees entlangführte. Er rutschte immer wieder aus, stürzte hin, zog sich an Ästen hoch, stand wieder auf. Jonesys Knie waren wund, seine Hose aufgerissen und blutgetränkt. Seine Lunge brannte, sein Herz pochte wie ein Dampfhammer. Doch das Einzige, was ihm Sorgen machte, war Jonesys Hüfte, die er sich bei dem Unfall gebrochen hatte. Sie war ein einziger heißer, pulsierender Knoten, von dem aus Schmerzen durch den Oberschenkel ins Knie schossen und über seine Wirbelsäule hoch in seinen Rücken. Das Gewicht des Hundes machte alles noch schlimmer. Er schlief immer noch, aber das Ding in ihm drin war hellwach und blieb nur, wo es war, weil Mr. Gray es so wollte. Als er eben den Fuß hob, blockierte das Hüftgelenk vollkommen, und Mr. Gray musste mehrfach mit Jonesys Faust darauf einschlagen, bis sie sich wieder löste. Wie weit noch? Wie weit noch durch diesen verfluchten, erstickenden, ihm die Sicht raubenden, kein Ende nehmenden Schneefall? Und was trieb Jonesy währenddessen? Trieb er überhaupt irgendwas? Mr. Gray wagte nicht, den unbändigen Hunger des Byrums – es hatte nichts, was auch nur entfernt einem Gehirn ähnelte – lange genug allein zu lassen, um zu der verschlossenen Tür zu gehen und zu lauschen.
Geisterhaft tauchte ein Umriss vor ihm im Schnee auf. Mr. Gray blieb nach Luft schnappend stehen, sah sich das an und kämpfte sich dann weiter voran, hielt die schlaff herabhängenden Pfoten des Hundes gepackt und zog Jonesys rechten Fuß nach.
An einem Baumstamm war ein Schild festgenagelt: SCHACHTHAUS – ANGELN STRENG VERBOTEN. Fünfzehn Meter weiter führte von dem Pfad eine Steintreppe in die Höhe. Sechs Stufen … nein, acht. Oben stand auf einem steinernen, erhabenen Fundament ein Steinhäuschen, das sich von dem verschneiten, grauen Nichts abhob, in dem sich der Stausee befand – selbst beim rasenden, müden Pochen seines Herzens konnten Jonesys Ohren das gegen Stein schwappende Wasser hören.
Er war da.
Den Hund fest im Griff und das letzte bisschen Kraft aus Jonesys ausgelaugtem Körper herausziehend, schwankte Mr. Gray die verschneiten Stufen hoch, seinem Schicksal entgegen.
8
Als sie zwischen den Steinpfosten durchfuhren, die die Zufahrt zum Stausee markierten, sagte Kurtz: »Halten Sie hier am Straßenrand, Freddy.«
Freddy tat wie befohlen, ohne nachzufragen.
»Haben Sie Ihr Sturmgewehr, Bürschchen?«
Freddy hob es. Das gute alte M-16, in allen Lebenslagen bewährt. Kurtz nickte.
»Dienstpistole?«
»44er Magnum, Boss.«
Und Kurtz hatte eine Kaliber neun Millimeter, die er für den Nahkampf bevorzugte. Und es sollte ein Nahkampf werden. Er wollte die Farbe von Owen Underhills Hirn sehen.
»Freddy?«
»Ja, Boss?«
»Ich möchte nur, dass Sie wissen, dass das mein letzter Einsatz ist und ich mir dabei keinen besseren Begleiter hätte wünschen können.« Er drückte Freddy kurz die Schulter. Neben Freddy schnarchte Perlmutter jetzt und hatte das Gesicht nach oben gedreht. Fünf Minuten bevor sie an den Steinpfosten angelangt waren, hatte er mehrere lang gedehnte, spektakulär übel riechende Fürze von sich gegeben. Danach hatte sich Pearlys aufgeblähter Bauch wieder gesenkt, und das war wahrscheinlich gut so.
Währenddessen strahlten Freddys Augen ganz erfreulich. Kurtz war entzückt. Wusste er doch anscheinend immer noch den richtigen Ton anzuschlagen.
»Also gut, Bursche«, sagte Kurtz. »Volle Kraft voraus und keine Bange vor den Torpedos. Klar?«
»Klar, Sir.« Kurtz störte sich nicht an dem Sir. Das ganze Protokoll konnten sie jetzt eigentlich abhaken. Jetzt waren sie Guerilleros, wie Quantrills Jungs damals während des Bürgerkriegs, die beiden letzten marodierenden Kansas-Boys, die hier über die Weiten des westlichen Massachusetts ritten.
Mit angewiderter Miene wies Freddy mit dem Daumen auf Perlmutter. »Soll ich versuchen, ihn zu wecken, Sir? Es könnte schon zu spät sein, aber …«
»Wozu die Mühe?«, sagte Kurtz. Immer noch mit einer Hand auf Freddys Schulter, zeigte er nach vorn, wo die Zufahrtsstraße zum See in einer weißen Wand verschwand – dem Schnee. Der verdammte Schnee hatte sie die ganze Zeit über verfolgt, ein Schnitter, der hier weiß
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