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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gewandet war und nicht schwarz wie sonst. Die Spuren des Subaru waren nun gänzlich verschwunden, aber die des Humvees, den Owen gestohlen hatte, waren noch sichtbar. Wenn sie schnell machten, wäre die Verfolgung der Spuren nicht mehr als ein Spaziergang, gelobt sei der Herr. »Ich glaube nicht, dass wir ihn noch brauchen, und für mich persönlich ist das eine große Erleichterung. Fahren Sie, Freddy, fahren Sie.«
    Der Humvee brach kurz hinten aus und fing sich dann wieder. Kurtz zog seine Pistole und legte sie sich ans Bein. Jetzt komme ich dich holen, Owen. Jetzt komme ich dich holen, Bursche. Überleg dir schon mal, was du sagen willst, wenn du vor den Herrn trittst, denn es ist keine Stunde mehr bis dahin.

9
    Das Büro, das er – aus seinen Gedanken und Erinnerungen schöpfend – so hübsch eingerichtet hatte, fiel nun in Stücke.
    Jonesy humpelte rastlos auf und ab und sah sich im Zimmer um, die Lippen so streng aufeinandergepresst, dass sie ganz weiß waren, und Schweißtropfen auf der Stirn, obwohl es verdammt kalt hier drin geworden war.
    Das hier war zur Abwechslung mal nicht der Fall des Hauses Usher, sondern der Fall des Büros von Jonesy. Der Hochofen heulte und rumpelte unter ihm und ließ den Boden erbeben. Weißes Zeug – vielleicht Eiskristalle – wurde zum Lüftungsgitter hereingeweht und hinterließ eine pulvrige, dreieckige Spur an der Wand. Wo es landete, machte es sich sofort an der Holzvertäfelung zu schaffen, ließ sie faulen und gleichzeitig wellig werden. Die Bilder fielen nacheinander von den Wänden, stürzten sich wie Selbstmörder in die Tiefe. Der Charles-Eames-Sessel – den er immer hatte haben wollen, genau der – spaltete sich in der Mitte, wie von einer unsichtbaren Axt zerhackt. Die Mahagoniplatten an den Wänden fingen an, sich wie abgestorbene Haut zu lösen. Die Schubladen ruckelten aus den Schreibtischunterschränken und knallten nacheinander auf den Boden. Die Fensterläden, die Mr. Gray angebracht hatte, um ihm die Aussicht nach draußen zu versperren, zitterten und rieben aneinander und erzeugten dabei ein metallisches Knirschen, das Jonesy wie Zahnschmerzen in den Kopf fuhr.
    Nach Mr. Gray zu rufen und eine Erklärung dafür zu verlangen, was hier vor sich ging, wäre nutzlos gewesen … und außerdem hatte Jonesy ja alle nötigen Informationen, um es sich selbst zusammenzureimen. Er hatte Mr. Gray gebremst, aber Mr. Gray hatte sich dieser Herausforderung gewachsen gezeigt. Ein Hoch auf Mr. Gray, der sein Ziel entweder bereits erreicht hatte oder es sehr bald erreichen würde. Als die Täfelung von den Wänden kam, sah er die schlichte Steinmauer dahinter – die Wände des Büros der Gebrüder Tracker, wie vier Jungs sie 1978 gesehen hatten, als sie nebeneinander die Stirn an die Fensterscheibe drückten und ihr neuer Freund, wie erbeten, an der Auffahrt stehen geblieben war und abwartete, dass sie damit fertig wurden, was auch immer sie da taten, und ihn nach Hause brachten. Jetzt löste sich eine weitere Holzplatte von der Wand – es hörte sich an wie zerreißendes Papier –, und darunter kam ein Schwarzes Brett zum Vorschein mit einem einzigen Foto daran, einem Polaroid. Es war keine Schönheitskönigin, nicht Tina Jean Schlossinger, sondern irgendeine Frau, die den Rock hob und ihre Unterhose zeigte, ziemlich blöde. Der schöne Teppichboden wurde plötzlich runzlig wie Haut, und darunter zeigten sich der schmutzige Fliesenboden der Gebrüder Tracker und diese weißen Kaulquappen, Wichsetüten, von Paaren hier liegen gelassen, die zum Bumsen hergekommen waren; all das unter dem desinteressierten Blick dieser Polaroidfrau, die eigentlich niemand war, wirklich nicht, sondern nur ein Überbleibsel aus einer schalen Vergangenheit.
    Er ging humpelnd auf und ab, denn so schlimm hatte seine Hüfte seit der Zeit kurz nach dem Unfall nicht mehr wehgetan, und er verstand das alles, o ja, tatsächlich, und ob. Sein Hüftgelenk fühlte sich an, als wäre es voller Splitter und gemahlenem Glas; Schultern und Nacken schmerzten und konnten nicht mehr. Mr. Gray ritt ihn bei seiner letzten Attacke zuschanden, und Jonesy konnte nichts dagegen tun.
    Der Traumfänger war noch intakt. Er schaukelte in großem Bogen hin und her, war aber unversehrt. Jonesy konzentrierte sich auf diesen Anblick. Er hatte gedacht, er wäre bereit zu sterben, aber so wollte er nicht enden, nicht in diesem stinkenden Büro. Hinter diesem Gebäude hatten sie einmal etwas Gutes, fast Edelmütiges

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