Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
ist denn?« Diese meckernde, zänkische, leicht bebende Stimme … war das wirklich seine?
    Biber zeigte mit dem Finger. Die Tür des Schlafzimmers, in dem sie Rick McCarthy untergebracht hatten – Jonesys Zimmer –, stand offen. Die Tür zum Badezimmer, die sie offen gelassen hatten, damit sich McCarthy auf keinen Fall verlief, wenn er mal musste, war jetzt geschlossen.
    Biber drehte sein finsteres, bartstoppeliges Gesicht zu Jonesy um. »Riechst du das?«
    Jonesy roch es, trotz der kalten, frischen Luft, die zur offen stehenden Küchentür hereinkam. Äther oder Äthylalkohol, ja, danach roch es immer noch, aber jetzt auch noch nach etwas anderem. Ganz bestimmt nach Fäkalien. Vielleicht auch nach Blut. Und nach noch etwas anderem, etwas wie Grubengas, das eine Million Jahre lang eingesperrt gewesen war und nun endlich hatte entweichen können. Mit anderen Worten: Es waren nicht die Furzgerüche, über die Kinder im Zeltlager kichern. Es war stärker und weit schlimmer. Man verglich es nur mit Furzgerüchen, weil das noch am naheliegendsten war. Im Grunde, dachte Jonesy, roch es wie etwas Verseuchtes, das unter Qualen starb.
    »Und schau dir das an.«
    Biber wies auf den Dielenboden, auf dem Blut zu sehen war, eine Spur größerer Tröpfchen, die von der offenen Tür zur geschlossenen verlief. Als hätte McCarthy Nasenbluten gehabt.
    Nur dass Jonesy nicht glaubte, dass es seine Nase war, die da geblutet hatte.

3
    Von all den Dingen in seinem Leben, gegen die er sich gesträubt hatte – seinen Bruder Mike anzurufen und ihm zu sagen, dass ihre Mutter an einem Herzinfarkt gestorben sei, Carla zu sagen, dass sie mit dem Schnaps und den ganzen Medikamenten Schluss machen müsse, sonst würde er sie verlassen, Big Lou, seinem Hüttenwart im Camp Agawam, zu gestehen, dass er ins Bett gemacht hatte –, fiel es ihm jetzt am schwersten, durch den großen Hauptraum ihrer Hütte zu der geschlossenen Badezimmertür zu gehen. Es war wie in einem Albtraum, in dem man immer mit der gleichen traumwandlerischen Unterwassergeschwindigkeit vorankam, ganz egal, wie schnell man die Beine bewegte.
    In bösen Träumen kam man nie dort an, wohin man wollte, aber sie schafften es, den Raum zu durchqueren, und daher ging Jonesy davon aus, dass es wohl doch kein Traum war. Sie standen da und betrachteten die Blutspritzer. Sie waren nicht sehr groß, der größte wie eine kleine Münze.
    »Er hat wohl noch einen Zahn verloren«, sagte Jonesy, immer noch flüsternd. »Das ist es wahrscheinlich.«
    Der Biber sah ihn an und hob eine Augenbraue. Dann ging er zum Schlafzimmer und schaute hinein. Einen Moment später drehte er sich zu Jonesy um und winkte ihn herbei. Jonesy ging hinüber und ließ dabei die Badezimmertür nicht aus dem Blick.
    Im Schlafzimmer lag die Bettdecke am Boden, als wäre McCarthy ganz plötzlich und in aller Eile aufgestanden. Sein Kopfabdruck war noch auf dem Kissen zu sehen, und der Umriss seines Körpers zeichnete sich auf dem Laken ab. Und etwa in der Mitte des Lakens war ein großer Blutfleck. Auf dem blauen Tuch sah er lila aus.
    »Dem fallen die Zähne aber an komischen Stellen aus«, flüsterte Biber. Er biss auf den Zahnstocher, den er im Mund hatte, und die vordere Hälfte fiel auf die Türschwelle. »Vielleicht hofft er, von der Arschfee einen Vierteldollar zu kriegen.«
    Jonesy erwiderte nichts. Vielmehr zeigte er nach links. Neben der Tür lagen in einem Knäuel McCarthys lange Unterhose und der Jockey-Slip, den er darunter getragen hatte. Beide waren mit Blut verkrustet. Den Slip hatte es am schlimmsten erwischt; vom Bund und dem oberen Rand des Eingriffs abgesehen, hätte man meinen können, er wäre von Hause aus knallrot, ein Slip, wie ihn ein Anhänger des Penthouse- Forums anziehen würde, dem für den Abend noch Großes vorschwebte.
    »Guck mal im Nachttopf nach«, flüsterte Biber.
    »Wieso klopfen wir nicht einfach an der Badtür an und fragen ihn, wie’s ihm geht?«
    »Weil ich, verdammt noch mal, wissen will, womit ich da zu rechnen habe«, antwortete Biber energisch flüsternd. Er klopfte sich auf die Brust und spuckte dann die faserigen Reste des Zahnstochers aus. »Mann, mir geht vielleicht die Düse.«
    Jonesy hatte auch Herzklopfen, und er spürte, wie ihm Schweiß übers Gesicht lief. Trotzdem betrat er das Zimmer. Die kalte, frische Luft, die von der Hintertür kam, hatte den Hauptraum ordentlich durchgelüftet, aber hier drinnen stank es immer noch widerlich – nach Scheiße und

Weitere Kostenlose Bücher