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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Biber gesagt hatte: Lass mich mal machen, Mann, und wie Duddits erwidert hatte: Was mahn?
    »Es schadet ja nicht, an Duddits zu denken, Pete«, sagte er, als er den improvisierten Schlitten mit der Frau drauf in den Unterstand zerrte. Jetzt war er selbst auch etwas aus der Puste. »Über Duddits haben wir uns definiert. Die Zeit mit ihm war unsere beste.«
    »Meinst du?«
    »Ja.« Henry hockte sich hin, um Luft zu schnappen, ehe er sich der nächsten Aufgabe widmete. Er sah auf seine Armbanduhr. Fast schon zwölf. Mittlerweile würden Jonesy und Biber nicht mehr glauben, der Schneefall hätte sie aufgehalten; sicherlich dachten sie mittlerweile, dass etwas nicht stimmte. Vielleicht würde einer von ihnen das Schneemobil anwerfen (wenn es funktioniert, musste Henry immer wieder denken, wenn das Scheißding funktioniert) und nach ihnen suchen. Das würde alles etwas vereinfachen.
    Er sah sich die Frau an, die auf der Plane lag. Das Haar war ihr über ein Auge gerutscht und verbarg es nun; mit dem anderen sah sie Henry mit eisiger Gleichgültigkeit an – und durch ihn hindurch.
    Henry war der Ansicht, dass alle Kinder in früher Jugend mit Situationen konfrontiert würden, in denen sie sich selbst definieren mussten, und dass Kinder in Gruppen darauf normalerweise entschiedener reagierten als Kinder, die allein waren. Oft verhielten sie sich böse und reagierten mit Grausamkeit auf Leid. Henry und seine Freunde hatten sich, warum auch immer, gut verhalten. Das bedeutete letztlich nicht viel, aber es konnte nicht schaden – und schon gar nicht, wenn einem so düster zumute war –, sich daran zu erinnern, dass man sich einmal in einer eigentlich aussichtslosen Situation anständig verhalten hatte.
    Er erklärte Pete, was sie jetzt zu tun hatten, und stand dann auf, um damit loszulegen. Er wollte, dass sie alle sicher in der Hütte waren, ehe die Sonne unterging. Ein sauberer, gut beleuchteter Raum: Das war natürlich von Papa, und das brachte ihn wieder auf die Hemingway-Lösung.
    »Gut«, sagte Pete, klang aber ängstlich dabei. »Ich hoffe bloß, sie stirbt mir nicht. Und diese Lichter kommen nicht wieder.« Er legte den Kopf in den Nacken und schaute zum Himmel, aber dort waren nur dunkle, niedrig hängende Wolken zu sehen. »Was war das wohl? Eine Art Gewitter?«
    »Wahrscheinlich«, sagte Henry. »Sammle mal die Stöckchen ein. Dazu musst du nicht mal aufstehen.«
    »Als Anmachholz?«
    »Genau«, sagte Henry, stieg dann über die Frau auf der Plane und ging zum Waldrand, wo im Schnee jede Menge Kleinholz herumlag. Knapp neun Meilen Fußmarsch hatte er jetzt vor sich. Aber erst würden sie noch ein Feuer machen. Ein schönes großes Feuer.

Kapitel 4
McCarthy geht aufs Klo

1
    Jonesy und Biber saßen in der Küche und spielten Cribbage, das sie einfach nur »das Spiel« nannten. So hatte es Lamar, Bibers Vater, immer genannt, so als gäbe es nur dieses eine Spiel. Und für Lamar Clarendon, dessen ganzes Leben sich um sein Bauunternehmen gedreht hatte, hatte es wahrscheinlich auch nur dieses eine Spiel gegeben, weil Cribbage in den Holzfällercamps, an Bahnhaltestellen und, natürlich, in Bauwagen am häufigsten gespielt wurde. Ein Brett mit hundertzwanzig Löchern, vier Stiften aus Holz oder Metall und ein altes, labbriges Kartenspiel – wenn man das hatte, konnte es losgehen. Das Spiel wurde meistens gespielt, während man auf etwas wartete – dass es aufhörte zu regnen, dass eine Frachtlieferung eintraf oder dass die Freunde vom Einkaufen wiederkamen und man besprechen konnte, was man mit dem komischen Kerl machen sollte, der da nun hinter einer geschlossenen Schlafzimmertür lag.
    Nur dass wir, dachte Jonesy, im Grunde eigentlich auf Henry warten. Pete ist nur dabei. Henry wird wissen, was zu tun ist, da hat der Biber recht. Henry wird es wissen.
    Aber Henry und Pete waren spät dran. Es war noch zu früh, um zu vermuten, dass ihnen etwas zugestoßen sei, es hätte auch einfach nur der Schneefall sein können, der sie aufgehalten hatte, aber Jonesy fragte sich allmählich, ob das alles war, und vermutlich fragte sich der Biber das auch. Sie hatten noch nicht darüber gesprochen – es war noch vor zwölf, und vielleicht war ja auch alles in Ordnung –, aber der Gedanke stand unausgesprochen im Raum.
    Jonesy konzentrierte sich auf das Spielfeld und die Karten und schaute dann doch immer mal wieder zu der verschlossenen Schlafzimmertür hinüber, hinter der McCarthy lag und wahrscheinlich schlief, und, o Mann,

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