Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
ganzen Leben nicht so nah dran, richtig gründlich verdroschen zu werden, und nie hat es ihn weniger gekümmert. Er tritt einen Schritt vor und ballt die Fäuste. Der Junge da am Boden schluchzt und lässt den Kopf hängen, und das Schluchzen hallt in Henrys Kopf wider und speist seinen Zorn.
    »Das erzähle ich«, sagt er. Das ist zwar eine kindische Drohung, aber als er es sagt, kommt er sich dabei gar nicht kindisch vor. Richie anscheinend auch nicht, denn Richie weicht einen Schritt zurück und lässt die Hand, in der er die getrocknete Hundekacke hält, wieder sinken. Zum ersten Mal wirkt er beunruhigt. »Drei gegen einen, gegen einen kleinen, behinderten Jungen. Na und ob ich das erzähle. Ich werde es allen erzählen, und ich weiß, wer du bist!«
    Duncan und der große Junge – der als Einziger keine Highschool-Jacke trägt – bauen sich links und rechts neben Richie auf. Der Junge in der Unterhose ist jetzt hinter ihnen, aber Henry kann immer noch das bebende, monotone Schluchzen hören, es ist in seinem Kopf, pocht in seinem Kopf und macht ihn wahnsinnig.
    »Also gut, jetzt reicht’s«, sagt der größte der Jungs. Er grinst und zeigt dabei mehrere Zahnlücken. »Jetzt machen wir euch kalt.«
    »Pete, du rennst los, wenn die uns angreifen«, sagt Henry, ohne Richie aus den Augen zu lassen. »Lauf nach Hause, und erzähl das deiner Mutter.« Und zu Richie: »Den kriegt ihr nicht. Der ist schnell wie der Wind.«
    Petes Stimme klingt dünn, aber nicht ängstlich: »Da hast du recht, Henry.«
    »Und je schlimmer ihr uns verkloppt, desto schlimmer wird’s für euch«, sagt Jonesy. Henry ist das längst klar, aber für Jonesy kommt es einer Offenbarung gleich; er muss sich das Lachen verkneifen. »Und wenn ihr uns kaltmacht, was habt ihr davon? Pete ist schnell, und er wird es allen erzählen.«
    »Ich bin auch schnell«, sagt Richie kühl. »Ich hole ihn ein.«
    Henry schaut erst Jonesy, dann den Biber an. Beide weichen sie nicht. Biber geht sogar noch weiter. Er bückt sich flink und hebt ein paar Steine auf – so groß wie Hühnereier, aber mit scharfen Kanten – und dreht sie in der Hand. Biber schaut mit zusammengekniffenen Augen zwischen Richie Grenadeau und dem größten der Jungs hin und her. Der Zahnstocher in seinem Mund wippt aggressiv auf und ab.
    »Ziel auf Grenadeau, wenn sie angreifen«, sagt Henry. »Die anderen beiden holen Pete im Leben nicht ein.« Er schaut wieder zu Pete hinüber, der blass ist, aber nicht ängstlich wirkt – seine Augen leuchten, und er tänzelt fast auf den Fußballen und ist drauf und dran loszurennen. »Erzähl’s deiner Ma. Sag ihr, wo wir sind und dass sie die Polizei schicken soll. Und vergiss auf keinen Fall den Namen von diesem Kinderquäler da.« Er zeigt mit der anklagenden Geste eines Staatsanwalts auf Grenadeau, der immer unsicherer blickt. Nein, mehr als nur unsicher. Ängstlich.
    »Richie Grenadeau«, sagt Pete und fängt jetzt wirklich an zu tänzeln. »Das vergesse ich nicht.«
    »Komm doch her, du Arsch mit Ohren«, sagt Biber. Das muss man dem Biber lassen: Er kennt die schönsten Schimpfwörter. »Ich brech dir gleich noch mal die Nase. Was für ’ne Memme bist du denn überhaupt, dass du mit ’ner gebrochenen Nase nicht mehr zum Football gehst?«
    Grenadeau erwidert nichts – vielleicht weiß er nicht mehr, an wen er sich noch wenden soll –, und dann passiert etwas wirklich Wunderbares: Der andere Junge mit der Highschool-Jacke, Duncan, guckt ebenfalls unsicher. Seine Wangen und seine Stirn haben sich gerötet. Er befeuchtet sich die Lippen und schaut unsicher zu Richie hinüber. Nur der Schlägertyp sieht noch gefechtsbereit aus, und Henry hofft beinahe, dass es zu einer Schlägerei kommen wird, Henry und Jonesy und der Biber werden sie richtig übel aufmischen, aber so richtig übel, einfach des Weinens wegen, dieses steinerweichenden Weinens wegen, das einem nicht mehr aus dem Kopf geht, das Poch-poch-poch dieses schrecklichen Weinens.
    »He, Rich, vielleicht sollten wir …«, setzt Duncan an.
    »Sie umbringen«, knurrt der Schlägertyp. »Hackfleisch aus ihnen machen.«
    Er tritt einen Schritt vor, und fast wäre es jetzt losgegangen. Henry weiß, wenn der Schlägertyp auch nur einen Schritt weiter hätte gehen dürfen, dann hätte ihn Richie Grenadeau nicht mehr unter Kontrolle gehabt – wie ein fieser Pitbull, der sich von der Leine losreißt und auf sein Opfer losstürzt wie ein Pfeil aus Fleisch.
    Aber Richie gestattet ihm diesen

Weitere Kostenlose Bücher