Duddits - Dreamcatcher
jemand. »Wenn du das isst, kannst du gehen. Vielleicht gibt dir Duncan dann sogar deine Hose wieder.«
»Ja, wenn du …«, setzt ein anderer Junge, wohl Duncan, an, verstummt dann aber, als er Henry und seine Freunde sieht.
»He, ihr! Hört auf!«, schreit Biber. »Hört sofort auf damit!«
Duncans Freunde – es sind zwei, und beide tragen sie Jacken der Derry High – merken, dass sie bei ihrem Nachmittagsvergnügen nicht mehr unbeobachtet sind, und drehen sich um. Zwischen ihnen auf dem Kies, nur mit Unterhose und einem Turnschuh bekleidet, das Gesicht mit Blut und Dreck und Rotze und Tränen verschmiert, kniet ein Junge, dessen Alter Henry nicht einschätzen kann. Mit seiner eben sprießenden Brustbehaarung ist er kein kleines Kind mehr, sieht aber trotzdem wie ein kleines Kind aus. Er hat hellgrüne Schlitzaugen, die in Tränen schwimmen.
Auf der roten Ziegelmauer hinter dieser kleinen Gruppe steht in großen, weißen, verblassenden Druckbuchstaben: KEIN PRALL, KEIN SPIEL. Es soll wahrscheinlich bedeuten: Haltet euch beim Spielen mit den Bällen von diesem Gebäude fern und bleibt damit draußen auf der Freifläche, wo man die Trampelspuren zwischen den einzelnen Bases und den zerklüfteten Hügel der Wurfhöhe immer noch erkennen kann, aber wer weiß das schon? KEIN PRALL, KEIN SPIEL. In den folgenden Jahren werden sie das oft sagen; es wird eines der gemeinsamen Schlagworte ihrer Jugend werden und hat keine genau definierte Bedeutung. Wer weiß?, kommt dem vielleicht noch am nächsten. Oder Was soll man da tun? Man sagt es am besten mit einem Achselzucken, einem Lächeln und einer hilflosen Handbewegung.
»Was wollt ihr denn hier?«, fragt einer der großen Jungs den Biber. Über der linken Hand trägt er einen Schlag- oder vielleicht auch Golfhandschuh … jedenfalls etwas Sportliches. Und darin hält er die getrocknete Hundekacke, die er versucht hat, an den fast nackten Jungen zu verfüttern.
»Was macht ihr da?«, fragt Jonesy entsetzt. »Das wollt ihr ihn essen lassen? Seid ihr nicht ganz richtig im Kopf?«
Der Junge, der die Hundekacke hält, hat ein breites weißes Pflaster auf dem Nasenrücken, und Henry lacht überrascht auf, als er ihn erkennt. Das ist doch einfach zu schön, oder? Sie sind hier, um sich die Möse der Homecoming Queen anzusehen, und da, bei Gott, ist der Homecoming King, dessen Footballsaison offensichtlich durch nichts Schlimmeres als eine gebrochene Nase beendet wurde und der sich gegenwärtig mit so etwas hier die Zeit vertreibt, während die übrige Mannschaft für das Spiel der Woche trainiert.
Richie Grenadeau hat nicht bemerkt, dass Henry ihn erkannt hat; er starrt Jonesy an. Weil er auf dem falschen Fuß erwischt wurde und weil Jonesys Empörung so ungeheuchelt klingt, weicht Richie erst mal einen Schritt zurück. Dann erst wird ihm bewusst, dass der Junge, der es gewagt hat, ihn in so tadelndem Ton anzusprechen, mindestens drei Jahre jünger und fünfundvierzig Kilo leichter ist als er. Die Hand, die eben noch gesunken ist, hebt sich wieder.
»Ich werde dieses Stück Scheiße an ihn verfüttern«, sagt er. »Dann kann er gehen. Und ihr Rotzlöffel macht besser die Biege, wenn ihr nicht die Hälfte abhaben wollt.«
»Ja, verpisst euch«, sagt der dritte Junge. Richie Grenadeau ist schon ein Schrank, aber dieser Junge ist noch größer, ein ein Meter fünfundneunzig großer Hüne, auf dessen Gesicht Akne blüht. »Solange ihr noch …«
»Ich weiß, wer du bist«, sagt Henry.
Richies Blick schwenkt zu Henry hinüber. Plötzlich wirkt er vorsichtiger … aber er wirkt auch gereizt. »Verpiss dich, Kleiner. Das ist mein Ernst.«
»Du bist Richie Grenadeau. Von dir war ein Foto in der Zeitung. Was meinst du wohl, was die Leute sagen, wenn wir erzählen, wobei wir dich hier erwischt haben?«
»Ihr werdet keinem Menschen was erzählen, sonst seid ihr nämlich tot«, sagt der Junge namens Duncan. Er hat schmutzig blondes Haar, das ihm bis auf die Schultern reicht. »Haut ab. Verschwindet.«
Henry beachtet ihn nicht. Er starrt Richie Grenadeau an. Er verspürt keine Angst, obwohl diese drei Jungs sie zweifellos ungespitzt in den Boden rammen könnten; er glüht vor Empörung wie noch nie im Leben. Der Junge, der da am Boden kniet, ist zweifellos geistig zurückgeblieben, aber so zurückgeblieben ist er auch nicht, dass er nicht verstünde, dass diese drei großen Jungs vorhatten, ihm wehzutun, dass sie ihm das Trikot ausgezogen haben und dann –
Henry war in seinem
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