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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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haben ja immer die gleichen Klamotten an, hatte Pete gesagt, und Henry hatte eben den Mund aufgemacht, um etwas darauf zu erwidern, aber ehe er dazu kam …
    »Schrie der Kleine«, sagte Henry. Er rutschte im Schnee aus, schlitterte ein wenig, lief dann weiter und erinnerte sich an diesen Oktobertag unter dem weißen Himmel. Er lief weiter und erinnerte sich an Duddits. Wie Duddits geschrien und ihrer aller Leben verändert hatte. Zum Besseren, hatten sie immer geglaubt, aber nun kamen Henry da Zweifel.
    Gerade in diesem Moment kamen ihm da ziemlich große Zweifel.

3
    Als sie zur Auffahrt kommen – die nicht mehr viel hermacht, mittlerweile sind auch die gekiesten Fahrspuren mit Unkraut überwuchert –, geht Biber voran. Biber hat tatsächlich buchstäblich Schaum vor dem Mund. Nach Henrys Vermutung ist Pete fast genauso außer sich, kann es aber besser verbergen, obwohl er ein Jahr jünger ist. Biber hingegen platzt förmlich vor Neugier. Henry hätte fast gelacht, so bezeichnend fand er das, und dann bleibt Biber so abrupt stehen, dass Pete fast in ihn hineinläuft.
    »He!«, sagt Biber. »Mich laust der Affe! Ein Kindertrikot!«
    Ja, tatsächlich. Rot-weiß und nicht alt und schmutzig, als hätte es schon tausend Jahre dort gelegen. Nein, es sieht fast neu aus.
    »Ein Trikot – na und?«, meint Jonesy. »Gehen wir …«
    »Moment mal«, sagt der Biber. »Das ist ein gutes Trikot.«
    Als er es aber aufhebt, sehen sie, dass das nicht stimmt. Es ist durchaus neu – es ist ein brandneues Trikot der Derry Tigers, mit der Nummer 19 hintendrauf. Pete interessiert sich nicht die Bohne für Football, aber die anderen erkennen darin Richie Grenadeaus Spielernummer. Aber gut ist es nicht – nicht mehr. Es hat hinten am Kragen einen tiefen Riss, als hätte der Mensch, der es trug, versucht wegzulaufen, während man ihn am Schlafittchen gepackt hatte.
    »Da habe ich mich wohl geirrt«, sagt Biber enttäuscht und lässt es wieder fallen. »Gehen wir.«
    Doch kurz darauf finden sie schon wieder etwas – und diesmal ist es gelb und nicht rot, dieses knallige Plastikgelb, das nur Kinder mögen. Henry trottet vor den anderen her und hebt es auf. Es ist eine Lunchbox mit Scooby-Doo und seinen Freunden drauf, die alle gerade aus so etwas wie einem Geisterhaus fliehen. Wie auch das Trikot sieht die Schachtel neu aus und nicht so, als hätte sie schon länger hier draußen gelegen, und mit einem Mal kommt Henry die ganze Sache nicht geheuer vor, und er wünscht sich, sie hätten keinen Abstecher zur Auffahrt dieses verlassenen Gebäudes gemacht … oder hätten es sich für ein andermal aufgehoben. Doch auch schon mit vierzehn ist ihm klar, dass das Blödsinn ist. Wenn es um Mösen geht, denkt er, packt man es entweder an, oder man lässt es bleiben; das hebt man sich nicht für ein andermal auf.
    »Ich hasse diese Scheißserie«, sagt Pete und betrachtet über Henrys Schulter die Lunchbox. »Die haben immer die gleichen Klamotten an, ist dir das schon mal aufgefallen? Die tragen echt in jeder Folge die gleichen Sachen.«
    Jonesy nimmt Henry die Scooby-Doo-Lunchbox ab und dreht sie um, weil er gesehen hat, dass auf der Unterseite ein Aufkleber ist. Dieser wilde Blick ist aus Jonesys Augen gewichen, er hat die Stirn leicht gerunzelt, und Henry hat so das Gefühl, auch Jonesy wünscht sich, sie wären weitergegangen und hätten Zwei-gegen-zwei gespielt.
    Auf dem Klebeetikett steht: ICH GEHÖRE DUDDITS CAVELL, 19 MAPLE LANE, DERRY, MAINE. WENN SICH DER JUNGE, DEM ICH GEHÖRE, VERLAUFEN HAT, RUFEN SIE BITTE 949–1864 AN. DANKE!
    Henry macht den Mund auf, um zu sagen, dass die Lunchbox und das Trikot wohl einem Kind gehören, das auf die Behindi-Akademie geht – das ist ihm klar, seit er diesen Aufkleber gesehen hat, der Text ähnelt dem auf der Hundemarke ihres Hundes –, doch ehe er dazu kommt, schreit jemand auf der anderen Seite des Gebäudes, da drüben, wo die Großen im Sommer immer Baseball spielen. Er klingt sehr gekränkt, dieser Schrei, aber was Henry dazu bringt, spontan loszulaufen, ist das Erstaunen, das darin mitklingt, das schreckliche Erstaunen eines Menschen, dem zum allerersten Mal im Leben wehgetan oder Angst eingejagt wird (oder beides).
    Die anderen folgen ihm. Sie laufen die überwucherte rechte Fahrspur der Auffahrt hoch, die dem Gebäude am nächsten liegt, und zwar einer hinter dem anderen her: Henry, Jonesy, der Biber und Pete.
    Sie hören herzhaftes, männliches Gelächter. »Nun mach! Iss!«, sagt

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