Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
vorbeugen, eskalieren die Ereignisse.
Es kommt zu einem Putsch durch die Kemalisten. Zentraler Ort
des Aufstands und der folgenden Handlung ist die örtliche Theaterbühne: Schüsse und Tote im Lauf einer Theateraufführung werden zunächst nicht als real und Beginn des Putsches erkannt. Später bittet man Ka, die Schauspielerin und Fundamentalistin Kadif
zu überzeugen, demonstrativ das Kopftuch während einer Theateraufführung abzunehmen. Für das Versprechen der Freilassung ih res zwischenzeitlich festgenommen Geliebten gibt sie dem Anliegen,
das eine Erpressung darstellt, nach. Sie nimmt das Kopftuch ab, erschießt jedoch anschließend mit einer vorgeblich leeren Pistole ihren Mitakteur auf der Bühne, der sie um Abnahme des Kopftuchs
gebeten hatte. Die von Intrigen und Fehlinformationen verworrene
Situation erfährt ihre gewaltvolle Auflösung, als die Zufahrtswege
nach Kars wieder frei sind. Militär trifft ein und schlägt den Aufstand nieder. Ka kehrt nach Frankfurt zurück.
Vier Jahre später holen ihn die Ereignisse in Deutschland ein.
Man verdächtigt ihn des Verrats und schießt ihn nieder. In der Wohnung des Toten findet der Erzähler, der wie der Autor des Romans
mit Vornamen Orhan heißt, Notizen und Briefe des Ermordeten,
aus denen er die Geschichte seines Lebens rekonstruiert.
Struktur Die Kritik monierte einen streckenweise langen, verschachtelten Satzbau des Romans. Auch gelang es ihr nicht, das Werk
einem Genre zuzuordnen. Künstlerroman, Politkrimi oder Liebesgeschichte, viele unterschiedliche Genremerkmale erkannte sie wieder. Von einigen als Inkonsistenz kritisiert, sahen andere darin den
literarischen Reichtum des Werks. Es sei realistischer Roman und
Allegorie zugleich, verbinde die rationale mit der mystischen Darstellung. Das Nobelpreiskomitee, das Pamuk mit dem Nobelpreis für
Literatur 2006 ehrte, begründete seine Entscheidung mit Pamuks
Fähigkeit, »neue Symbole für aufeinanderstoßende und sich überlagernde Kulturen« gefunden zu haben. Der Roman Schnee hat zu dieser Entscheidung beigetragen.
deutsche Schriftstellerin 1 *17.8.i953 in Nitzkydorf (Rumänien) 1
Studium der Literaturwissenschaft 1 1987 Auswanderung nach Deutschland 1 2009 Nobelpreis für Literatur
Herta Müllers Werk handelt von der Selbstbehauptung des Menschen im Moment der Übermacht totalitärer Systeme. Sprache und
Geschichten sind nicht nur das Handwerkszeug ihres Schaffens als
Schriftstellerin. Sie sind zugleich Gegenstand ihres Interesses als
letzten Refugiums der Identität, das den Protagonisten ihrer Bücher
als Opfer politischer Unterdrückung bleibt.
Das Werk Müllers ist von der Verarbeitung auch eigener Lebenserfahrungen geprägt. Als Angehörige einer deutschsprachigen Minderheit wurde Müller in Rumänien in der deutschsprachigen Ortschaft Nitzkydorf geboren. Ihr Vater hatte im Zweiten Weltkrieg als
Angehöriger der Waffen-SS gedient. Ihre Mutter wurde nach dem
Zweiten Weltkrieg wie viele Angehörige der deutschen Minderheit
aus Rumänien nach Russland verschleppt.
1973 ging Müller zum Studium deutscher und rumänischer Literatur nach Temeswar. Nach Beendigung des Studiums 1976 war sie
als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik tätig. In dieser Zeit widersetzte sie sich den Anwerbungsversuchen des rumänischen Geheimdienstes. Ihr Widerstand hatte den Verlust ihrer Arbeitsstelle
und staatliche Repressionen wie Hausdurchsuchungen und Verhöre
zur Folge.
Eine Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel Niederungen erschien in zensierter Form 1982 in Rumänien, 1984 in Deutschland in unzensierter Form. Darin erzählt Müller vom Leben in einer
deutschsprachigen Ortschaft Rumäniens, das von Unterdrückung
und Korruption geprägt ist. Aufgrund ihrer öffentlichen Kritik an
der rumänischen Regierung wurde ein Publikationsverbot ihrer
Werke erlassen. 1987 wanderte Müller nach Deutschland aus und
ließ sich in Westberlin nieder.
In Deutschland entstanden die Romane Der Fuchs war damals schon der Jäger (1992) und Heute wär ich mir lieber nicht begegnet
(1997). Sie reflektieren die vergeblichen Bemühungen totalitärer Regime, gesellschaftliche Zusammenbrüche mit Gewalt aufzuhalten.
Mit dem Roman Atemschaukel (2009), der wesentlich zur Entscheidung des Nobelpreiskomitees beitrug, der Autorin den Nobelpreis für Literatur zuzusprechen, schuf Müller eines der literarischen
Schlüsselwerke zum Leben in totalitären Gesellschaften der jüngeren
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