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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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sie überhaupt nicht kratzen konnte. Ein Zucken machte sich in einem Augenwinkel bemerkbar, und es kitzelte sie in der Nase. Sie überlegte, ob sie zu schlafen versuchen sollte, doch sie fürchtete sich vor den Träumen, die sie an diesem Ort quälen würden.
    Was Hern dachte, ließ sich nicht sagen. Er saß von ihr abgekehrt – sie konnte von seinem Gesicht nur die Wölbung von Wange und Stirn erkennen. Er bewegte sich nicht. Seine schlanken, schönen Hände ruhten leicht auf seinen Oberschenkeln (sie sah nur eine, schloß aber aus seiner Haltung auf die Lage der anderen). Er strahlte eine Ruhe aus, mit der sie nicht gerechnet hatte und die ihr Bild von ihm wieder ins Wanken brachte. Sie beneidete ihn einen Augenblick lang um diese Entspanntheit (während sie ausgiebig an einer juckenden Stelle auf der Innenseite ihres Oberschenkels kratzte), dann fragte sie sich, was er eigentlich beobachtete, ging auf die Knie, kroch neben ihn und folgte der Richtung seines Blicks.
    Hinter dem Tor zog das Gebirge im Bogen nach Norden, eine windgemeißelte Steinwoge nach der anderen, kahl und öde und auf gespenstische Weise schön. Ihre Hell-Dunkel-Muster wechselten langsam, während der große Mond höherstieg und die kleineren wie bei einem Tanz in langsamem Rhythmus nach sich zog, bei dem es unendliche Geduld kostete, wollte man alle Figuren beobachten.
    Immer noch heulte der Wind, manchmal sogar so laut, daß er den Hängen um das Tor Echos entriß. Das Gestein gab seine Wärme in einen klaren, wolkenlosen Himmel ab, während die gelben Wolken über der Ebene brodelten und tosten. Serroi und Hern warteten schweigend, daß die ermüdende Wache ein Ende nahm. Etwa zwei Stunden nach Mitternacht erstarb der Gesang zu einem Flüstern. Sie gaben den Macain soviel Wasser, wie sie aufnehmen konnten, und ritten dann vorsichtig in die Schlucht.
    Der furchige, wellige Boden war mit Felssplittern übersät, und immer noch brachen Steine vor und hinter ihnen herunter. Kleine Stücke prallten laut von Vorsprung zu Vorsprung und zersprangen auf dem Felsboden in noch kleinere Splitter. Es herrschte große Finsternis in der Kluft. TheDom stand auf der anderen Himmelsseite, so daß sein Schein nur die oberen Meter der Ostklippe streifte. Über ihnen schwebten die Juwelen von Anesh, drei kleine Fünkchen in der Größe und Tönung von kupfernen Sonnenuntergängen, deren schwacher Schein das Wirrwarr der Schatten am Fuße der bröckelnden Felsen nur verstärkte. Hern und Serroi lauschten beim Reiten auf das Krachen und Splittern, das einen größeren Steinschlag ankündigen würde. Ihr Unbehagen übertrug sich auf ihre Macain, die schon unglücklich genug waren und vor Schmerzen stöhnten, weil sich die scharfen Gesteinssplitter in ihre zähen, sehnigen Ballen bohrten.
    Das Tor zog sich endlos in die Länge, führte sie bergauf und bergab und wies keine längere gerade Strecke auf als etwa zwölf Macainschritte. Es ging immer hoch und runter und im Bogen, bis Serroi von den ständigen Richtungswechseln schwindelig, wurde. Der von den Macain auf gewirbelte Staub schnürte ihr, die Kehle zu, und sie hätte am liebsten vor Frustration über das. langsame Vorkommen geschrien – aber es war noch kein Ende abzusehen.
    Nach zwei weiteren Stunden – oder einer kleinen Ewigkeit, beides zutreffende Beschreibungen – sah sie einen fahlen, tiefen V-förmigen Bergeinschnitt vor sich und vernahm ein zaghaftes Stöhnen von den Wänden, als der Wind gelegentlich an ihrem Haar zupfte. Dann wehte er eine Wolke grauen Staubs auf, so daß sie das Ende der Schlucht nicht mehr sehen konnte. Der schwache Sternenschein, das einzige Licht, das ihnen blieb, ging im Staub unter, und sie ritten blind weiter, vertrauten auf die Sinne der Macain. Das Stöhnen und Pfeifen und Heulen in dem ausgehöhlten Gestein rings um sie her zehrte an ihren Nerven. Alles hat einmal ein Ende, und so gelangten sie schließlich aus dem Tor ins blaßrote Licht der ersten Morgendämmerung. Hern brachte sein Reittier an einer flachen Stelle auf einem Felsen zum Stehen, wischte sich übers Gesicht und kratzte dabei eine graue Staubschicht fort, von der jedoch Streifen zurückblieben. Er fischte in seiner Tasche nach dem Stofflappen, mit dem er das Schwert gesäubert hatte und rieb ihn sich fest über das Gesicht. Er suchte gefühlsmäßig nach den brennenden Staubstreifen und knurrte jedesmal angeekelt, wenn er den Lappen begutachtete und neu faltete, um eine saubere Stelle zu

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