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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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bekommen.
    Serroi säuberte sich mit geringerem Aufwand und schaute sich um. Sie befanden sich an einer Art Aussichtspunkt, einer flachen Stelle, umgeben von Findlingen, deren regelmäßige Anordnung vermuten ließ, daß sie von intelligenten Wesen und nicht vom Zufall so aufgestellt worden waren. Es mußte sich hierbei um die Sleykynstraße handeln, der Weg, den die meisten Mörder und Folterer nach Mijloc, Oras und zur Sutiren-See nahmen, da Skup für sie nicht passierbar und ihre eigene Südküste undurchdringliches Sumpfgebiet war. Ihre nördlichen Territorien waren von feindlichen Nomaden überrannt worden. Der Himmel im Osten hellte sich nun rasch auf, und die Spitze der Sonne hing wie ein geschmolzener Rubin zwischen zwei Berggipfeln. Vor ihrem Aussichtspunkt fiel das Gebirge steil ab. Auf seinem toten Gestein und der längst abgestorbenen Vegetation hatten sich Schichten großer, graugrüner Kristalle abgelagert, in denen sich das rote Licht aus dem Osten fing und sie zu trübem Dunkelbraun wandelte. Am Grunde des Beckens lag der See wie ein schillernder Blutstein, stumpfgrünes Wasser durchzogen von Spuren blutigen Zerfalls. Auf dem Beckengrund schimmerten kurzlebige Staubteufel, die die Einöde durchritten, ständig starben und wieder-geboren wurden. Wenn sie sie zu lange betrachtete, sah sie Augen im Staub, die ihren Blick erwiderten.
    Hern ritt voraus (sie war nicht in der Stimmung, sich um die Führung zu streiten), und sie zogen in einem langweiligen Dutzend Zickzackkurven den Hang hinab. Der Weg war bröckelig, ungepflegt und begann wieder mit dem Berghang zu verschmelzen, eine Folge der Sammlungsstürme, wenn das Ödland nicht passierbar war und durch Himmel und Erde vor weiteren Sleykynin geschützt wurde, durch das Matronenantlitz der himmlischen Jungfrau und Mutter Erde, die ihre Früchte zum Wohl des Menschen hervorbrachte. Wohl, nicht Pflicht. Tanzt aus Freude darüber im Mondlicht, tanzt den Zweiertanz zu Ehren der Jungfrau und zur Freude der Urmutter, trinkt den Wein und wärmt den Geist, wärmt den Körper mit dem heiße würzigen Most, der heftig in den Tonkrügen und -becher schäumt, verschüttet die Erde feiert und getrunken die Menschen zum hitzigen Tanz anregt, lacht zum Rauschen des Wassers, beobachtet Elfen beim Tanz, wenn sie Lichtfunke übers Wasser streuen... Hern, bleib stehen... Hern, komm tanz mit mir den Zweiertanz... laß uns unseren Spaß haben... Serroi blinzelte und riß ihre umnebelten Gedanken los. Sie errötete und hoffte inbrünstig, daß sie nichts von alledem laut gesagt und daß Hern nichts gehört hatte. Sie schluckte. Ihr Mund fühlte sich schon trocken an, aber sie wußte wohl, daß sie hier nicht trinken durfte.
    Sie erreichten die Senke ohne Zwischenfälle, obgleich Serroi ihre abschweifenden Gedanken und ihren Körper noch zwei mal zur Ordnung rufen und sich gegen den heimtückischen Einfluß des allgegenwärtigen Staubs wehren mußte. Der Weg durch die Senke war gelegentlich durch große Steinhaufen markiert und tiefer ausgehoben als die Erdoberfläche rechts und links von ihm, die von einer dicken grauen Staubschicht überzogen war. Der Weg wimmelte von Sandteufeln, die an ihnen zum Nichts zerschellten. Trotz aller Gegenwehr vernahm Serroi flüsternde Töne im Wind, Stimmen, die in ihrer Vielsilbigkeit fast deutlich genug waren, um verständliche Worte zu bilden, Geflüster, das sie lockte, intensiver zu lauschen, nur ein wenig intensiver, damit sie alle Geheimnisse mitbekäme. Sie schalt sich immer wieder, daß sie sich zum Zuhören hatte verleiten lassen, doch die Versuchung ließ nicht nach. Als sie sich ein wenig zu fürchten begann, trieb sie ihr Macai zu schnellerer Gangart an, bis sie neben Hern ritt. Hern hielt den Blick starr auf die Staubteufel gerichtet, die vor ihm ihr kurzes Dasein durchlebten. Sie hätte gerne mit ihm geredet, um ihr abschweifendes Denken durch die Allgemeinplätze eines banalen Gesprächs auf gewöhnlichen Pfaden zu halten. »Hern«, rief sie und mußte dann husten und spucken, als ihr Staub in den Mund flog. Er schien es nicht zu hören, und sie versuchte es auch nicht wieder.
    Die Macain schritten unbeirrbar weiter, vielleicht hatten sie ihre eigenen Visionen und hörten ihre eigenen Geistergeräusche. Im Laufe der Stunden kamen die Flüsterlaute näher, wurden lauter und aufdringlicher, obgleich sie sie immer noch nicht verstehen konnte. Manchmal glaubte sie ihren Namen zu hören, aber sie war sich nicht sicher. Ab und zu

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