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Duenne Haut - Kriminalroman

Duenne Haut - Kriminalroman

Titel: Duenne Haut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kabelka
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ein altes Schloss, erklärt Mrs. O’Reilly, dort servieren sie einem den Kaffee in Kännchen aus echtem Sterlingsilber. Aha, sagt Lisa,
very interesting
. Wir wollen ohnehin zum Lough Corrib, nicht wahr, Tone, vielleicht können wir ja Ihre Tochter dort besuchen?
Wonderful
, sagt Mrs. O’Reilly und holt sofort eine rosa Visitenkarte aus der Schreibtischschublade hervor, auf der die genaue Adresse des Schlosshotels steht. Bereits am nächsten Tag parken zwei österreichische Touristen ihren kleinen, roten Mietwagen auf dem Hof des Belford Castle Hotel. An der Rezeption fragt Lisa nach Susan O’Reilly. Leider momentan außer Haus. Wir dürfen doch in der Lounge auf sie warten?, fragt Lisa höflich, aber im Ton einer Feststellung. Vielleicht bei einem Kännchen Kaffee? Natürlich dürfen sie warten, und in der Tat wird der Kaffee in einer echten Silberkanne serviert. Und, was am wichtigsten ist: Es handelt sich dabei um einen echten, meterweit duftenden und dank der geschlagenen Sahne und dem braunen Kandiszucker höchst aromatischen Espresso, wie er im edelsten Wiener Café nicht besser zu kriegen ist. Im Lichte dieser Erfahrung beehren sie fortan jedes im Reiseführer verzeichnete Nobelhotel entlang ihrer Route mit einem kurzfristigen Besuch, wo sie dann bei Kaffee und Kuchen auf eine alte Freundin oder eine Angestellte warten, die dort –
what a pity!
– nicht mehr arbeitet oder noch nie gearbeitet hat. Hagen schafft es überraschend schnell, seine berufsbedingten Skrupel abzulegen und Lisas Bluff als akzeptable Notlüge durchgehen zu lassen. Es ist einfach gar zu amüsant zu sehen, wie sie es fertigbringt, die bitter Enttäuschte darüber zu mimen, dass eine gewisse Mary oder Rachel oder Fiona nicht anzutreffen ist, und wie sie sich dann mit dem obligaten Silberkännchen über diesen Schicksalsschlag hinwegtrösten lässt. Manchmal dürfen sie nicht einmal bezahlen dafür – das Getränk ist
on the house
.
    Beim Gedanken, wie viel sie auf dieser Tour durch Connemara zusammen lachten und blödelten, tropft ihm eine Träne in die Tasse. Lisa, der Schalk. Lisa, die Schauspielerin. Lisa, die extra ein paar Brocken Gälisch gelernt hatte, um die alten Männer im Pub standesgemäß begrüßen zu können, was dann gar nicht so toll ankam, den Blicken nach zu urteilen. Vielleicht argwöhnten die Einheimischen, ihre extra auf Gälisch geführten Gespräche könnten von den Fremden belauscht worden sein. Aber was kümmerte das Lisa! Lisa, die Unentwegte, die Unermüdliche. Die alle Twelve Pins in zwei Tagen besteigen wollte: Binn Bhán, Binn Chorr, Binn Dubh … Dubh bedeutet schwarz, hat sie vor dem Aufstieg auf den dritthöchsten der zwölf Gipfel erklärt, und dunkel genug, in allen Abstufungen zwischen schwarzviolett und ölig, schimmerte in der Tat der nasse Grund der Moorgräben, die sie umlaufen mussten. Immer längere Umwege verlangten ihnen diese bis zu zwei Meter tiefen und ebenso breiten Gräben ab, die die Hochmoorlandschaft im Zickzackmuster durchschnitten, und ihre Schätzung, in zwei Stunden auf dem Gipfel zu stehen, ging bei Weitem nicht auf. Endlich oben angelangt war der Anblick des Meeres und der unzähligen kleinen Seen und Tümpel, die sich im schrägen Nachmittagslicht mit den tief hängenden Wolken zu einer silber- und orangelastigen Farbenskala verquickten, überwältigend. Der Mühe Lohn, eingefahren auf dem Gipfel eines Berges, der, nach dem Verständnis eines Alpenbewohners, gar keiner war, eine Kuppe eher mit wogendem, gelblich-braunem Gras, knappe sechshundert Meter über dem Meeresspiegel. Sie umarmten und küssten sich im scharfen Westwind, der heftig an ihren Jacken zerrte. Als wollte er beweisen, dass zwischen hier und New York nur er etwas zu bestimmen hätte, stellvertretend für alle Elemente. Im Schutz einer Mulde kuschelten sie sich aneinander, vergaßen auf Wind und Wetter und Zeit …
    Noch ein Stück Zucker, Herr Hagen?
    Ja, warum nicht, danke, Lucy. Kann einem eine einzige Träne wirklich den Kaffee versalzen, kann sie das? Was meinst du dazu, du Schönheit aus Trinidad? Wie es dich wohl hierher in den deutschen Süden verschlagen hat? Vermutlich über den Umweg Tanzlokal, das sich als Puff erwies, aber immerhin, der Sprung über den Ozean war geschafft. Mit dreißig dann endlich der Wechsel vom Ganzkörpereinsatz zur Stockwerkshilfe mit blauer Schürze. Allein unter den Stationsgehilfinnen auf dieser Abteilung gibt es drei Karibinnen. Ein von daheim bekanntes Muster: Billige

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