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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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bestimmt schon auf dich.«
    »Ich bleib hier, bis du fertig bist. Marlene weiß Bescheid.«
    Auch gut, dachte sie. Tom sah auf die in der Küche eingebaute Duschkabine. »Du brauchst dringend eine neue Wohnung, Pia«, sagte er unvermittelt.
    »Ich weiß.« Das war ein Problem, mit dem sie sich an einem anderen Tag beschäftigen wollte.
    »Vielleicht habe ich doch einen Tipp für dich.«
    »Wirklich?« Pia streifte sich die Jeans vom Körper. »Die Mieten eurer Objekte kann ich aber nicht bezahlen.«
    »Wir werden sehen«, sagte er und verließ den Raum. Sie warf ihre Sachen über einen Stuhl und betastete kurz ihren Oberarm. Dort, wo von Alsen zugepackt hatte, waren ein paar hübsche Hämatome zu sehen. Am Kopf hatte sie auch eine Beule, aber zum Glück keine Gehirnerschütterung. Dafür stank sie nach Schweiß – der scharfe, typische Geruch, wenn man unter Stress gestanden hat.
    Als Pia unter dem heißen Duschstrahl stand und mit dem Schmutz auch einen Teil der angestauten Angstgefühle wegwusch, hörte sie ihre Türklingel. Sollte Tom sich darum kümmern, dachte sie, und griff nach dem Shampoo. Das heiße Wasser war zu wunderbar, um es gleich wieder abdrehen zu wollen. Außerdem kannte sie ihren Warmwasser-Boiler. Der nahm ein überflüssiges An und Aus manchmal übel und verweigerte anschließend womöglich die Warmwasserzufuhr.
    Als Pia eine Viertelstunde später im Bademantel ihr Wohnzimmer betrat, stand Tom am Fenster und telefonierte. »Vielleicht hab ich wirklich was für dich«, meinte er, nachdem er das Gespräch beendet hatte. »Ich gebe dir Ende der Woche Bescheid.«
    »Das ist großartig von dir«, sagte Pia. Sie hatten sich nicht immer gut verstanden. »Wer war das eigentlich eben an der Tür?«
    »Ach, der. Er sagte, er sei ein Kollege von dir. Er wollte nur wissen, wie es dir geht.«
    »Broders?«, fragte Pia.
    »Nein. Lassner, Lessner oder so ähnlich hieß er.«
    »Lessing?« Pias Mund wurde trocken.
    »Kann sein. Er meldet sich bestimmt noch mal. Die sollten dich erst mal zur Ruhe kommen lassen, Pia, nach allem, was passiert ist. Ich habe ihm gesagt, dass du für zwei Tage krankgeschrieben bist.«
    »Ach so. Danke schön.«
    »Habe ich was falsch gemacht?« Tom schaute sie aufmerksam an. »Ich fand den Typen etwas seltsam. Er hat mich so komisch angesehen, als ich mit Felix auf dem Arm an der Tür stand.«
    »Wo ist er überhaupt?« Pia war froh über den Themenwechsel.
    »Ihm sind die Augen zugefallen. Ich habe ihn hingelegt, und nun schläft er. Und du solltest das auch tun.«
    Ich habe für heute genug geschlafen, dachte Pia. Aber sie fühlte sich trotzdem müde.
    Als Tom gegangen war, legte sie sich aufs Bett und schaltete den Fernseher ein. Sie zappte über Arztserien und Cop-Shows hinweg, bis sie bei einem Reisebericht über Sansibar hängen blieb. In den darauf folgenden Spätnachrichten kam ein kurzer Bericht über den Vorfall an der Fehmarnsundbrücke. Es waren zum Glück noch keine Journalisten vor Ort gewesen, als es passiert war. Die einzigen Bilder, die sie zeigen konnten, waren die von einem Rettungswagen, den Polizeifahrzeugen und einem Leichenwagen am Fuße der Brücke.
    Pia schaltete den Fernseher aus.

28. Kapitel
    E s war kurz nach neun am Morgen. Nachdem Pia für zwei Tage aus dem Verkehr gezogen worden war, saß sie am Donnerstag wieder im Polizeihochhaus in ihrem Büro. Die Tür ging auf, und Horst-Egon Gabler stand vor ihrem Schreibtisch.
    »Moin! Bist du wieder voll einsatzfähig?« Sie fühlte sich von ihrem Chef einer kritischen Musterung unterzogen.
    »Ich denke, ja.« Und dann, mit einem ironischen Lächeln: »Dank dieses Zeugs, das von Alsen mir verabreicht hat, habe ich endlich mal wieder richtig ausgeschlafen.«
    Gabler sah an ihr vorbei aus dem Fenster. »Du hast uns allen einen Höllenschrecken eingejagt. Als Lessing von der Fehmarnsundbrücke aus anrief und uns sagte, was passiert ist, dachten wir zuerst, du wärst tot.«
    »Das dachte ich auch.« Pia wollte nicht weiter darauf eingehen. Der Schrecken, das eisige Gefühl, dass alles zu spät sei, steckte ihr immer noch in den Knochen. Doch Gabler sah nicht so aus, als würde er gleich wieder gehen.
    Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber. Stirnrunzelnd betrachtete er das Stillleben aus Aktenstapeln, Kugelschreibern und halbvollem Kaffeebecher, das von einem aufdringlich bunten Blumenstrauß gestört wurde. Pia wusste nicht, wer von ihren Kollegen für diesen Blödsinn verantwortlich war,

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