Düstere Schatten (Darian & Victoria #2) (German Edition)
eine Art Schüleraustausch mit der Mondstätte in Berlin.« Darian und ich sahen sie ratlos an.
Als wir nicht sofort in Begeisterungsstürme ausbrachen, klärte sie uns endlich auf: »Elric kommt uns heute besuchen! Sein Onkel dachte, es wäre gut für ihn, wenn er etwas Abstand zu der Situation bekommen würde. Da sich die freundschaftlichen Verhältnisse und Bekanntschaften der Familie Rothschild auf die Familie Rothschild beschränken, sah er dich, Darian, als einzige Möglichkeit.
Ihr habt in der kurzen Zeit so etwas wie eine Freundschaft entwickelt. Eine solche Unterstützung braucht er in dieser schweren Zeit. Er hat seine Eltern und die Hälfte seiner übrigen Familie verloren. Er muss ziemlich wütend sein. Und wir wissen alle, was das heißt.« Aurelia sah uns nacheinander in die Augen.
Wut war die stärkste Verbündete der dunklen Seite. Wer ihr unterlag, sich von ihr bestimmen ließ, konnte sich schon fast im nächsten Zirkel anmelden. Darian kontrollierte dieses Gefühl seit seinem Ausstieg aus dem Zirkel richtig gut. Elric war bei den Vorbereitungen auf den Kampf von der Wut überrumpelt worden. Mit der Hilfe seines Vaters konnte er aber verstehen, was mit ihm passierte, und wie man dem entgegensteuern konnte. Doch nun war sein Vater tot.
»Wann kommt er denn an?« Darian freute sich sichtlich. Bis zu unserem Trip nach London war er hier im Gemeinschaftshaus meist mit Mike zusammen gewesen. Der hatte aber eine neue Freundin unter den Menschen gefunden und die beiden klebten förmlich aneinander. Er verbrachte auch die Nächte nach dem Unterricht beinahe immer bei ihr. Da die Kontrolle meiner mentalen Fähigkeit viel Training mit Aurelia erforderte, musste Darian als einziger von uns vier Neulingen hier viel Zeit alleine verbringen.
»Warte«, sagte Aurelia und schloss die Augen. Sie tippte sich in ihrer typischen Geste an die Schläfe. Das war ihr »Katalysator« für den Zugang zur Lunar-Ebene und somit auch der für den Kurztrip in die Zukunft. Nach wenigen Sekunden öffnete sie ihre Augen wieder und fuhr fort: »Er kommt in ungefähr 15 Minuten an.«
Darian sprang auf. »Ich werde gleich das Gästezimmer neben meinem vorbereiten.« Er war schon so gut wie aus dem Raum gestürmt, als er abrupt stoppte und Aurelia die Frage stellte, ob das überhaupt in Ordnung war.
Aurelia lachte auf, gab ihr Okay und deutete ihm mit der Hand an, zu beginnen.
»Ich wusste nicht, dass ihm die Einsamkeit so zusetzt.« Aurelia seufzte schwermütig. »Aber eigentlich ist es offensichtlich. Er hatte sonst immer genug damit zu tun, seinem Vater zu gefallen und zu versuchen, dessen Ansprüchen zu genügen. Tagsüber das Training im Zirkel, nachts die Ausbildung hier. Er war immer sehr beschäftigt. Und nun verbringt er viel zu viel Zeit mit den Tieren.«
»Das ist dir alles aufgefallen? Ich fand eigentlich, dass er sich ganz normal benimmt.« So einsam, wie Aurelia tat, wirkte Darian nicht auf mich. Da steckte doch mehr dahinter.
»Ich habe einen Blick auf seinen weiteren Lebensweg geworfen.« Ich sah sie geschockt an. Das konnte nichts Gutes heißen. »Nein, nein. Es ist nichts Bedrohliches oder Dunkles zu sehen. Aber ich finde, nach allem, was er durchgemacht hat, hat er ein Recht darauf, etwas glücklicher zu sein. Die Idee mit Elric kam mir bei einem zufälligen Telefonat mit Berlin. Es ist zwar ein kleiner und einfacher Besuch, aber er wird den beiden dabei helfen, besser mit ihrer Situation zurechtzukommen.«
Ich sprang zu Aurelia und nahm sie in den Arm. Sie war einfach die Beste! »Danke!«, sandte ich ihr in Gedanken und sie nickte nur zufrieden.
Besuch
Darian
Ich hätte nie geglaubt, dass ich mich einmal so sehr auf Elric freuen würde. Nachdem mir mein sechster Sinn schon bei unserer ersten Begegnung gesagt hatte, dass dieser Typ auf meine Freundin stand, hatten bei mir alle Alarmglocken geläutet. Doch nachdem unser Gott das korrigiert hatte, entstand immer mehr so etwas wie ein freundschaftliches Band zwischen uns.
Uns verband in der Tat sehr viel. Wir stammen beide aus einer Lunaer-Familie, einer Familie mit Geburtsrecht auf magische Fähigkeiten. Wir stammten beide aus Kriegerfamilien und wurden schon lange vor unserer Wiedergeburt auf einen entsprechenden Kampf vorbereitet. Der einzige Unterschied waren die Seiten, denen wir angehört hatten. Seine Familie gehörte zu den Besten der Guten, mein Vater war das Oberhaupt des mächtigsten Hexenzirkels der Welt.
Doch
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