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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Anspannung von Fly übertrug sich auf mich. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Eine Gestalt löste sich aus dem Schatten. Flying High machte einen Satz zur Seite und brachte mich erneut aus dem Gleichwicht. Ich geriet in eine gefährliche seitliche Rutschlage, krallte mich schnell in seiner Mähne fest und zog mich langsam wieder in den Sattel.
    „Sachte, mein Süßer, ganz sachte, wir brauchen beide heile Knochen“, sprach ich beruhigend auf ihn ein. Angespannt und jede Sekunde bereit, vor der Gefahr wegzugaloppieren, verharrte er. Ich kraulte seinen Mähnenkamm, murmelte weiter beruhigende Worte in sein Ohr. Die Gestalt blieb regungslos stehen und wartete ab. Fly beruhigte sich, ich konnte spüren, wie sich sein Körper entspannte. Unser beider Herzschlag verlangsamte sich. Jetzt konnte ich es wagen, mich aus dem Sattel gleiten zu lassen. Die Zügel behielt ich fest in der Hand aus Sorge, er könnte doch noch eine Kehrtwendung vollziehen und vor der vermeintlichen Gefahr flüchten. Wütend wendete ich mich der Gestalt zu. Mein Vater konnte es nicht sein, er wäre niemals aus den Bäumen getreten und hätte riskiert, dass Fly durchging. Wer immer es war, von Pferden hatte er keine Ahnung.
    „Tut mir leid, ich wollte euch nicht erschrecken“, flüsterte es mir leise entgegen.
    „Bist du völlig übergeschnappt, hier draußen unter den Bäumen zu stehen? So viel Pferdeverstand müsstest selbst du haben.“ Ärgerlich schlug ich Henning vor die Brust. „Mann, du hast uns fast zu Tode erschreckt. Was suchst du hier überhaupt?“
    „Ich habe auf dich gewartet, tut mir leid, ehrlich. Ich habe einfach nicht darüber nachgedacht“, beteuerte Henning. Er streckte Fly seine Hand hin, der keinen Schritt näher kam, dafür den Hals streckte und vorsichtig an seiner Hand roch. Ich kraulte die Stirn des Pferdes, mein Ärger wich langsam der Neugier, warum Henning hier in der Dunkelheit auf mich wartete. Bei meinen Eltern im Haus wäre er garantiert mit Essen und Trinken versorgt worden. Überhaupt hatte er gar nicht wissen können, wann ich nach Hause kam, schließlich war es kein geplanter Ausritt gewesen.
    Henning zog die Hand von Fly zurück und beobachtete mich. Ich drehte mich zu ihm um. Er hatte die Hände in der Hose vergraben, die Schultern eingezogen, ich musste zu ihm aufblicken, da er ein Stück größer war als ich. Er sah so schuldbewusst aus, dass ich mir ein Grinsen nun doch nicht verkneifen konnte. Typisch dieser Hundeblick, mit dem er immer alles erreicht hatte, während ich trotzig reagierte, wenn man mich bei einer Missetat erwischte. Erleichterung machte sich in seinem Gesicht breit.
    „Wieso wartest du hier draußen auf mich?“
    „Tja, vielleicht könntest du selber darauf kommen. Bei euch ist gerade keine gute Stimmung. Der wollte ich mich freiwillig nicht aussetzen. Ich war erst im Stall, bis mich dieser kleine Kerl“, er zeigte auf Duke im Paddock, „rausgelockt hat. Ich glaube, er hat gespürt, dass ihr kommt.“
    Puh, mein Vater, den hatte ich völlig vergessen. „War er verärgert oder sauer?“
    Henning zuckte mit den Schultern. „Das lässt sich bei deinem Vater schwer einschätzen. Aber wenn ich es mir recht überlege, doch, ja, er war richtig sauer.“ Er grinste breit, vermutlich weil er sich vorstellte, was mich zu Hause erwartete.
    Papas Vorwürfen würde ich nichts entgegensetzen können, denn er hatte Recht: Ich war in meiner Wut leichtsinnig gewesen. Im Grunde genommen hatte ich genauso wenig Pferdeverstand gezeigt wie Henning gerade. Ich zog sachte an den Zügeln und ging mit Fly zum Stall, meine Neugier war verflogen. Stattdessen überlegte ich, was ich Papa sagen sollte. Tut mir leid, ich bin total durcheinander, weil ich mit Thomas geschlafen habe und er seitdem kein Wort mehr mit mir redet? Einen Herzinfarkt würde er kriegen, und Mama gleich mit. So ein verfluchter Mist! Besser, er regte sich über meinen mangelnden Pferdeverstand auf.
    Ich öffnete die Tür der Box, streifte die Trense von Flys Kopf und ließ ihn das Gebiss ausspucken. Kaum war es raus, macht er sich über das Kraftfutter her. Henning war mir in den Stall gefolgt. Er blieb vor der Box stehen und sah Fly beim Fressen zu. Ich holte ein Handtuch sowie einen Hufkratzer aus der Sattelkammer. Fly ließ es sich gefallen, dass ich ihn mit dem Handtuch abrieb. Gelegentlich zuckte er unruhig mit den Ohren oder schlug mit dem Schweif. Mit gebührender Vorsicht kratzte ich ihm die Hufe aus und achtete auf

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