Dumm gelaufen, Darling
gegen die Wand. „Der Mann ist so ein Scheißkerl“, sagte Lacey.
„Das trifft es ziemlich genau“, kicherte Ty über ihre passende Wortwahl.
Angesichts ihrer Reaktion auf die Neuigkeiten wusste er nicht, wie er ihr den zweiten Grund seines Besuchs erklären sollte. Doch dann wurde ihm bewusst, dass sie trotz ihrer Zerbrechlichkeit und Schutzbedürftigkeit, die sie nach wie vor ausstrahlte, auch eine tiefe innere Kraft haben musste, mit deren Hilfe sie die letzten Jahre überstanden hatte.
Ty räusperte sich und kam gleich zur Sache. „Dir ist klar, dass du nach Hause kommen musst.“
Sie riss die Augen auf, in denen purer Schrecken stand. „Nein. Auf gar keinen Fall.“
Er hatte diesen anfänglichen Widerstand erwartet. Sie brauchte Zeit, um über die Dinge nachzudenken. „Dann willst du ihm das Vermögen einfach kampflos überlassen?“
Sie zuckte die Achseln. „Ich bin auch ohne gut zurechtgekommen.“
Er erhob sich und ging in ihrem kleinen, aber netten Apartment auf und ab. „Ich werde darüber nicht mit dir streiten. Doch das Geld gehört ihm einfach nicht. Deine Eltern haben es dir hinterlassen, und du lebst und bist wohlauf. Es ist eine Sache, das Geld unberührt zu lassen. Doch zuzulassen, dass dieser Mistkerl es in die Finger bekommt, ist etwas ganz anderes.“
Sie atmete tief durch. Ihre Unentschlossenheit und Qual waren offensichtlich. „Wie geht es deiner Mom?“
Er musterte sie argwöhnisch. „Wir werden so oder so auf das Thema zurückkommen müssen.“
„Ich weiß. Doch gib mir die Gelegenheit, es ein bisschen zu überdenken. Also – wie geht es deiner Mutter?“
Er nickte. Er akzeptierte Laceys Bitte. „Mom geht es gut. Sie hat ein Herzleiden, doch mit den richtigen Medikamenten und einer Diät ist sie immer noch dieselbe.“
Ty versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, doch seine Gedanken waren schon längst zu dem Handel mit Marc Dumont abgeschweift, auf den sich Flo Benson eingelassen hatte. Als Kind hatte er die Wahrheit nicht gesehen, auch dann nicht, als seine Mutter plötzlich hübsche Dinge für sich gekauft hatte. Auch als sie ihn an seinem zwanzigsten Geburtstag mit einem Auto überraschte, für das sie angeblich gespart hatte, schöpfte er keinen Verdacht, das niedrige Studiendarlehen machte ihn ebenso wenig misstrauisch. Inzwischen hatte er verstanden, dass er an seinem einzigen Elternteil keinen Makel hatte sehen wollen und deshalb alle Zeichen ignoriert hatte.
„Wie hat Flo mein … äh … Verschwinden aufgenommen?“, fragte Lacey. „Es war hart, daran zu denken, wie sehr sie darunter gelitten haben muss, dass ich in ihrer Obhut ums Leben gekommen sein soll.“ Laceys Augen füllten sich mit Tränen bei dieser Erinnerung.
Ty verstand das. Er hatte ebenso empfunden. „Mom fühlte sich schuldig“, gab er zu. „Sie machte sich Vorwürfe. Dass sie besser auf dich hätte aufpassen müssen.“
„Das tut mir sehr leid. Ich liebte sie, weißt du.“ Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. „Und Hunter? Wie geht es ihm?“
Ein deutlich einfacheres Thema, dachte Ty. „Dem geht’s gut. Ob du’s glaubst oder nicht, er ist zu einem Anzugträger geworden. Er ist ein piekfeiner Anwalt.“
„Also kann er streiten und nun auf legale Weise für sich einstehen. Gut für ihn.“ Sie strahlte vor Zufriedenheit und Stolz über diese Neuigkeiten. „Und du? Bist du aufs College gegangen, wie wir es besprochen hatten?“, fragte sie erwartungsvoll.
Ty und Hunter hatten damals ein gemeinsames Zimmer gehabt, während sich Lillys Bett in einer Nische der Küche befunden hatte, die von Flo in einen gemütlichen Rückzugswinkel umgewandelt worden war. Ty erinnerte sich daran, wie er eines Nachts in Lillys Bett geschlüpft war und sie bis zum Morgen geredet hatten – über die College-Pläne, die seine Mutter für Ty geschmiedet hatte, und darüber, dass er ihren Traum erfüllen wolle. Damals war es ihm so wichtig gewesen, seine Mutter stolz zu machen und ihr alles zurückzugeben, was sie für ihn getan hatte, dass er gar nicht nach seinen eigenen Träumen gefragt hatte.
Er war sich noch immer nicht sicher, wie diese Träume eigentlich aussahen, weil seine Pläne so sehr durch seine Mutter beeinflusst gewesen waren. Und Laceys Erwartungen an ihn basierten auf einer Vision, die sie sich als Teenager ausgemalt hatten. Tys jetziges Leben fand in der Realität statt.
„Ich bin aufs College gegangen“, sagte er. „Und dann habe ich es geschmissen.“
Überrascht öffnete
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