Dumm gelaufen, Darling
viel darüber nachgedacht, heute tat sie es. Paul Dunne hatte sie in der Obhut ihres Onkels gelassen, und wenn er sich überhaupt nach ihrem Wohlergehen erkundigt hatte, dann aus der Ferne. Vermutlich hatte er Marc Dumont abgekauft, dass Lacey ein problematisches Kind war. Auch wenn sie den Mann nicht kannte, brachte Lacey ihm nicht viel Sympathie entgegen.
Die Frau, die sie am Empfang begrüßt hatte, klopfte an die Tür von Dunnes Büro und trat ein. Lacey und Ty ließ sie einen Moment draußen warten, bevor sie wieder herauskam. „Mr. Dunne empfängt sie nun.“
„Danke.“ Lacey ging hinein. Ty blieb dicht hinter ihr.
Ein älterer Mann mit grauen Haaren und in einem dunkelblauen Dreiteiler erhob sich, um sie zu begrüßen. „Lillian, es ist eine Freude, Sie endlich kennenzulernen.“ Er kam um den Schreibtisch herum und schüttelte ihr die Hand. „Ich war so erleichtert zu hören, dass Sie nach all dieser Zeit lebend und wohlauf sind. Sie müssen mir erzählen, wo Sie all die Jahre waren.“
Lacey zwang sich zu einem Lächeln. „Die Vergangenheit ist vergangen. Ich würde lieber in die Zukunft blicken“, entgegnete sie. „Ist nicht das der Grund, warum wir hier sind? Damit Sie mir erklären, was der Letzte Wille meiner Eltern vorsah und wie es nun weitergeht?“
Er nickte.
Lacey nahm das als Einladung und setzte sich in einen der großen Sessel vor dem alten Holzschreibtisch. Wieder folgte Ty ihrem Beispiel und nahm in dem anderen Sessel Platz. Lacey faltete die Hände im Schoß und wartete, dass der Treuhänder das Wort ergriff.
Als ob er ihr Unbehagen spürte, legte Ty als Zeichen seiner Solidarität seine warme, starke Hand auf die Ihre. Er ahnte nicht, wie dankbar sie ihm dafür war.
Der ältere Mann räusperte sich. „Ich würde nur zu gerne anfangen. Allerdings würde ich die Angelegenheit lieber unter vier Augen besprechen.“ Er warf einen Blick auf Ty.
Offensichtlich wollte Dunne, dass Ty den Raum verließ, doch Lacey entschied, dass sie das Sagen hatte. Sie war zu nervös, um sich später an alles erinnern zu können, was in diesem Raum besprochen worden war. Ein zweites Paar Ohren würde bei der Erinnerung helfen. Außerdem gruselte Lacey vor der Kälte, die Paul Dunne ausstrahlte. Und der letzte Grund, warum sie Ty hier haben wollte, lag in den merkwürdigen Anschlägen der letzten Tage. Sie würde mit Menschen zusammen sein, die sie kannte und denen sie traute, oder aber gar nicht auftauchen.
„Ty bleibt“, beharrte Lacey.
Dunne nickte. „Wie Sie wünschen.“ Er setzte sich in seinen Schreibtischsessel und zog eine blaue Mappe hervor. „Dies ist der Letzte Wille Ihrer Eltern.“
Er las die Bestimmungen des Testamentes vor, und sie erfuhr, dass zusätzlich zu der großen Geldsumme im Treuhandfonds auch das Haus ihrer Eltern an sie ging. Verblüfft nahm sie den restlichen Text kaum noch wahr.
Am Ende räusperte sich Dunne. „Haben Sie verstanden, was ich gerade vorgelesen habe?“
Sie schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid. Können Sie es wiederholen?“
„Der Hauptpunkt ist, dass Sie Ihren Anspruch auf das Geld an Ihrem siebenundzwanzigsten Geburtstag oder später anmelden müssen. Sollten Sie vor diesem Geburtstag sterben, wird das Geld zwischen Robert und Marc, den Brüdern ihres Vaters, aufgeteilt.“
Lacey schüttelte erneut den Kopf. „Das kann nicht stimmen. Onkel Marc sagte immer, dass ich mit einundzwanzig erben würde.“ Tatsächlich hatte er darauf spekuliert, dass sie ihm an jenem Tag die Verwaltung ihres Geldes anvertrauen würde. Sie erinnerte sich noch gut an das Gespräch, das sie mitgehört hatte.
Ty neben ihr schwieg.
Paul Dunne legte die Fingerspitzen aneinander und blickte sie an. „Ich kann Ihnen versichern, dass dies der Wille Ihrer Eltern ist. Ich kann mir nicht vorstellen, warum Ihr Onkel Ihnen etwas anderes erzählt haben sollte.“
„Vermutlich hoffte er, sie überzeugen zu können, ihm das Geld anzuvertrauen, solange sie noch jünger war“, murmelte Ty voller Abscheu.
Lacey nickte zustimmend. Tys Erklärung ergab Sinn, doch der Treuhänder schüttelte den Kopf.
„Lillian …“
„Ich heiße jetzt Lacey“, berichtigte sie und beugte sich vor.
„Gut. Lacey, Sie müssen zugeben, dass Sie ein schwieriges Kind waren. Ich bin mir sicher, dass Ihr Onkel – sollte er Sie in die Irre geführt haben –, dies nur aus der Überzeugung tat, dass jemand mit Ihrer, wie soll ich sagen, geringen Reife ihn mehr brauchte, als Ihnen klar
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