Dumm gelaufen, Darling
eine Untertreibung, oder?“
„So kann man es auch nennen.“
Sie verstärkte den Griff um die Flasche. „Jetzt haben wir den Beweis: Onkel Marc will sichergehen, dass ich meinen siebenundzwanzigsten Geburtstag nicht erlebe.“
Ty stöhnte auf. Er hasste es, ihr zustimmen zu müssen, doch er hatte keine Wahl. „Ich wüsste nicht, wer es sonst sein sollte. Doch er wird dir kein Haar krümmen.“
Sie lächelte zum ersten Mal, seit sie die Kanzlei betreten hatten. „Was würde ich ohne dich tun?“, fragte sie und beugte sich spontan vor, um ihn auf die Wange zu küssen.
Er wollte keinesfalls herausfinden, was sie ohne ihn tun würde, doch sie wussten beide, dass sie ganz gut allein zurechtgekommen war. Sie hatte ihre Stärke bereits unter Beweis gestellt.
Er räusperte sich und startete den Wagen. „Ich schlage vor, wir fahren zu meiner Mutter zurück. Du kannst dich mit Digger vergnügen, am Nachmittag ein wenig ausruhen und später mit ins ‚Night Owl’s‘ kommen. Ich habe heute die Nachtschicht, und du musst sowieso unter Leute kommen.“
„Oh, eine Nacht unterwegs. Ich kann es kaum erwarten!“ Sie lebte ein wenig auf, und ihre Schultern strafften sich bei dem Gedanken. „Meinst du, ich kann vielleicht auch aushelfen? Ich habe es so satt, nichts zu tun zu haben.“
Ein weiteres Signal, dass diese kleine Idylle zwischen ihnen bald ein Ende haben würde, dachte Ty. „Du kannst den Boss doch bestimmt überzeugen, mich irgendetwas tun zu lassen, oder?“
Klar, denn heute Abend war zufällig er der Boss, und er konnte ihr einfach nichts abschlagen. Einschließlich ihrer Rückkehr nach New York zu dem Leben, das sie liebte.
Marc hatte sich den Vormittag für die Smoking-Anprobe vor seiner Hochzeit, die für den Ersten des nächsten Monats angesetzt war, freigenommen. Natürlich hatte er seiner künftigen Frau noch immer nicht erzählt, dass Laceys Geburtstag wenige Tage davor bedeutete, dass er nicht nur kein Geld aus dem Treuhandfonds, sondern auch kein Haus mehr haben würde. Sie würde das Anwesen erben, so wie es ihr von Rechts wegen zustand, und er säße auf der Straße. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihn hier wohnen ließe, und er würde niemals darum bitten. Er hatte alle Rechte verwirkt.
Er hatte sich bereits Luxus-Mietwohnungen angeschaut, die näher an Albany lagen. Gott sei Dank erlaubte ihm sein Gehalt einen gehobenen Lebensstandard. Er wusste nur nicht, ob er gehoben genug sein würde für Francie, die niemals genug zu haben schien. Marc wusste selbst nicht, warum er sie liebte, aber er tat es. Mit all ihren Fehlern. Sie zu verlieren, wäre vielleicht seine Strafe für die Sünden der Vergangenheit, das dachte er nicht zum ersten Mal. Ihre Tochter Molly liebte er ebenfalls und war gewiss, auch sie zu verlieren, sobald sie der hässlichen Wahrheit über seine Vergangenheit mit Lacey Glauben schenken würde.
Er fuhr in die lange Auffahrt zum Haus ein und bemerkte sofort, dass er Gesellschaft hatte. Der schwarze Cadillac kündete einen unheilvollen Besucher an. Einen, den er absichtlich ignoriert hatte seit dem Anruf, in dem er ein Treffen gefordert hatte. Marc hatte Paul Dunne nichts zu sagen. Der Mann hatte sich sein eigenes Grab geschaufelt, indem er in all den Jahren hohe Summen aus Laceys Besitz abgezogen hatte.
Marc parkte seinen Wagen neben dem von Dunne und trat hinaus in die kühle Herbstluft.
„Du bist mir aus dem Weg gegangen“, sagte der andere.
„Weil wir nichts zu besprechen haben.“
Paul hob eine Augenbraue. „Offensichtlich lebst du völlig außerhalb der Realität, doch ich werde dich jetzt aufklären.“
Marc steckte den Autoschlüssel in seine Tasche. „Weißt du was? Ich habe hierfür keine Zeit.“ Er wandte sich um und wollte zum Haus gehen.
„Warte.“ Paul hielt ihn am Ärmel fest. „Lillian, Lacey, wie auch immer sie jetzt heißt, darf ihren siebenundzwanzigsten Geburtstag nicht erleben.“
Marc drehte sich langsam zu ihm um. „Bist du verrückt? Geld zu veruntreuen ist schlimm genug. Willst du deiner Liste von Verfehlungen jetzt auch noch einen Mord hinzufügen?“
Paul lachte höhnisch auf, seine Augen glitzerten vor Entschlossenheit. „Natürlich nicht. Ich werde ihn deiner Liste hinzufügen.“
„Du hast den Verstand verloren.“ Marc musste sich mit aller Kraft beherrschen, um nicht die Panik zu zeigen, die ihn bei Pauls Worten überfiel. Er musste ruhig bleiben und es ihm ausreden, doch zuerst musste er erfahren, was Dunne
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