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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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haben wir es nicht gut? Wir leben in Freiheit, das würdigt man viel zu selten.«
    »Wie sollten wir denn sonst leben?«, fragte er zurück. »Woher hast du in letzter Zeit nur diese komischen Gedanken?«
    Ich hätte es ihm erklären können. Ihm sagen, dass meine Mutter gerade ihre Rouladen mit einer kargen Gefängniskost verglich, aber ich ließ es lieber sein.
    Gegen zehn machten wir uns auf den Weg zurück zu Nick.
    »Jetzt muss ich aber kurz bei mir vorbeifahren«, beharrte ich. »Ich laufe ganz bestimmt nicht zwei Tage in denselben Klamotten rum. Du kannst ja im Auto warten, wenn du nicht mit rauf willst.«
    Nick blieb einen Moment stumm, bis ihm offenbar etwas einfiel. »Nein. Das machen wir mal ganz anders. Du wartest im Auto, und ich gehe hoch und such dir etwas aus.«
    »Du willst mir Klamotten aussuchen? Aber du weißt doch gar nicht, was ich am Wochenende anziehen will«, wunderte ich mich.
    »Siehst du?«, sagte er, was ich völlig unlogisch fand. »Wir sind viel zu eingefahren. Wir machen immer das Gleiche. Du suchst deine Klamotten aus, du holst sie dir selbst. Lass uns einfach mal spontan sein und etwas Neues ausprobieren. Heute hole ich dir deine Sachen.«
    Langsam wurde er mir unheimlich. Wir waren eingefahren? Was meinte er damit? Und was sollten wir Neues ausprobieren? Hoffentlich meinte er damit nicht, dass wir herausfinden sollten, wie er in meiner Unterwäsche aussah.
    Aber er schien so angetan von seiner Idee, dass ich nur mit den Schultern zuckte. »Okay, von mir aus. Aber guck wenigstens, dass die Sachen zusammenpassen. Ich will nicht wie ein Clown rumlaufen.«
    Als er mit einer Plastiktüte in der Hand wieder zum Auto kam, durfte ich nicht mal hineinsehen.
    »Nein, das ist deine Überraschung für morgen früh«, beharrte er. Wie schön – meine Freude hielt sich bisher in Grenzen.
    Kaum waren wir in seiner Wohnung, schob er mich auch schon ins Schlafzimmer.
    »So. Du gehst am besten gleich ins Bett. Du siehst ja total müde aus.«
    »Nick, was ist denn los mit dir?«, wollte ich verwundert wissen. »Ich bin noch gar nicht so müde.«
    »Doch, doch«, behauptete er. »Glaub mir, morgen früh wirst du mir dankbar sein.«
    Er benahm sich wirklich mehr als merkwürdig. Aber tatsächlich wurde ich nach dem Abschminken doch müde. Die drei Gläser Rotwein zum Essen machten sich bemerkbar, und ich schlief sehr schnell ein.
    Allerdings weckte mich Nick schon um fünf Uhr morgens. Er stand komplett angezogen neben dem Bett.
    »Musst du arbeiten?«, fragte ich im Halbschlaf.
    »Ja, nein, nicht richtig«, druckste er herum. »Ich habe ganz vergessen, dass ich meine Eltern heute früh vom Flughafen abholen muss. Die waren doch im Urlaub.«
    »Ja?«, fragte ich desinteressiert. »Weiß ich nicht. Grüß sie schön von mir«, murmelte ich und drehte mich wieder um.
    »Nein, du kannst jetzt nicht mehr schlafen. Du musst mitkommen«, forderte er mich auf.
    Langsam wurde ich ein bisschen wach.
    »Ich muss mitkommen? Was meinst du damit? Es ist fünf Uhr morgens.«
    »Ach bitte, Süße, lass uns jetzt nicht diskutieren. Komm einfach mit, okay?«
    Missmutig schlurfte ich ins Badezimmer. Endlich hätte ich mal ausschlafen können, und stattdessen musste ich nun in aller Hergottsfrühe aufstehen, um Nicks Eltern abzuholen. Was war denn das für ein Mist?
    Ich bürstete meine Haare und schminkte mich mit den wenigen Sachen, die ich bei Nick deponiert hatte. Auf dem Bett fand ich eine weiße Jeans, ein rosa T-Shirt und weiße Ballerinas.
    »Nick?«, rief ich. »Ist dir aufgefallen, dass wir mittlerweile Ende Oktober haben? Kein Mensch läuft im Oktober in weißen Jeans herum«, meckerte ich.
    In bester Laune kam er ins Schlafzimmer. »Ach was, dann bist du eben ein Trendsetter und kreierst einen neuen Look. Komm, wir sind spät dran.«
    Beim Rausgehen schnappte ich mir noch eine von Nicks Lederjacken. Weiße Ballerinas und Jeans im Herbst, also wirklich. Hoffentlich traf ich niemanden, den ich kannte.
    Vor dem Haus stand Nicks Auto. »Oh, Steven hat den Mercedes wohl gestern Nacht wiedergebracht«, freute er sich. »Dann können wir ja mit dem fahren.«
    Mir war es egal, ich war noch immer müde. Kaum saß ich auf dem Beifahrersitz, schlief ich schon tief und fest. Nick hatte am Flughafen Mühe, mich wach zu kriegen.
    »Komm, du setzt dich jetzt erstmal gemütlich hin und trinkst einen Kaffee. Dann wirst du in Ruhe wach, und ich schau mal, ob meine Eltern schon gelandet sind.«
    Frierend drückte ich mich im

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