Dune 01: Der Wüstenplanet
gekostet hat, ist darauf angewiesen.«
Die alte Frau zog ihre formlose schwarze Robe enger um die Schultern und drückte sich durch die Menge, bis sie an der Lanzenbarriere aufgehalten wurde.
»Ehrwürdige Mutter Gaius Helen Mohiam«, sagte Paul, »es ist lange her, seit wir uns auf Caladan sahen, nicht wahr?«
Die Greisin sah an ihm vorbei auf seine Mutter und sagte: »Jessica, ich sehe jetzt ein, daß er derjenige ist, von dem wir sprachen. Dafür kann ich dir die Geburt deiner schrecklichen Tochter vergeben.«
Paul erwiderte mit kalter Stimme: »Sie hatten niemals das Recht oder die Macht, meiner Mutter auch nur das geringste zu vergeben!«
Die alte Frau schloß die Augen, als sein Blick den ihren traf.
»Versuche doch, mich mit deinen Tricks hereinzulegen, alte Hexe«, sagte Paul. »Wo hast du dein Gom Jabbar? Versuch nur, an jenen Ort zu schauen, an den du nicht schauen darfst! Dort wirst du mich finden und erkennen, daß ich dich genau im Auge behalte.«
Die alte Frau senkte den Kopf.
»Du hast nichts dazu zu sagen?« verlangte Paul.
»Ich habe dich unter den Menschen willkommen geheißen«, murmelte die Ehrwürdige Mutter. »Beschmutze nicht dieses Angedenken.«
Lauter sagte Paul: »Schaut sie an, Kameraden! Vor euch steht eine Ehrwürdige Mutter der Bene Gesserit. Sie hat zusammen mit ihren Schwestern neunzig Generationen lang auf eine Kombination aus Fleisch und Geist gewartet, deren Erscheinen sie selbst mit vorbereitet hat. Schaut sie euch an. Sie weiß jetzt genau, daß die Arbeit von neunzig Generationen nicht umsonst gewesen ist! Hier bin ich – das Produkt. Und ich werde dennoch nicht den Plan erfüllen, den ich erfüllen sollte!«
»Jessica!« kreischte die alte Frau. »Bring ihn zum Schweigen!«
»Schweigen Sie! «
Paul sah die Alte an. »Für all das, was Sie in dieser Affäre angerichtet haben, könnte ich Sie lachend erwürgen. Und Sie könnten es nicht einmal verhindern!« Er schnappte nach Luft, als er sah, wie die Greisin sich wütend versteifte. »Aber ich halte es für besser, Sie am Leben zu lassen, ohne daß Sie jemals die Gelegenheit haben werden, mich zu berühren oder auch nur den kleinsten Einfluß auf mein Leben zu nehmen.«
»Jessica, was hast du nur angerichtet«, jammerte die alte Frau.
»Ich kann Ihnen nur eines zugute halten«, fuhr Paul fort. »Und zwar, daß Sie erkannten, was die Menschheit braucht. Aber mit welch dilettantischen Mitteln seid ihr vorgegangen! Ihr Bene Gesserit habt angenommen, es würde genügen, gewisse Abstammungslinien zu kontrollieren und voranzutreiben, damit sich euer Meisterplan erfüllt. Wie wenig versteht ihr doch von ...«
»Du darfst davon nicht in der Öffentlichkeit sprechen«, zischte die alte Frau entsetzt.
»Ruhe!« donnerte Paul. Das eine Wort verlor seine Wirkung nicht. Die Alte taumelte zurück und wäre, hätte man sie nicht von hinten festgehalten, umgestürzt. »Jessica«, keuchte sie. »Jessica!«
»Ich erinnere mich an Ihr Gom Jabbar«, sagte Paul. »Denken Sie in Zukunft an das meine. Ich kann Sie mit einem einzigen Wort töten.«
Die Fremen, die in der Halle versammelt waren, sahen einander vielsagend an. Behauptete die Legende nicht: »Und sein Wort wird den Tod in die Reihen jener tragen, die sich der Rechtschaffenheit verschließen?«
Paul wandte seine Aufmerksamkeit jetzt der hochgewachsenen Prinzessin zu, die neben ihrem Vater stand. Sie im Auge behaltend, sagte er: »Majestät, wir beide kennen den einzigen Weg, der aus unseren Schwierigkeiten hinausführt.«
Der Imperator schaute überrascht auf seine Tochter und erwiderte: »Sie wagen es? Ein Abenteurer ohne Familie, ein Niemand von ...«
»Sie haben bereits zugegeben, daß ich jemand bin«, fiel ihm Paul ins Wort. »Ein Blutsverwandter, das haben Sie selbst gesagt. Lassen Sie uns also mit diesem Unfug aufhören.«
»Ich bin ein Herrscher«, sagte der Imperator.
Paul warf einen Blick auf die beiden Gildenvertreter, die noch immer neben der Funkanlage standen. Beide Männer nickten ihm zu.
»Ich könnte Sie zwingen«, sagte Paul.
»Das werden Sie nicht wagen!« krächzte der Imperator. Paul sah ihn nur an.
Die Prinzessin legte plötzlich eine Hand auf den Arm ihres Vaters und sagte: »Vater.« Der Klang ihrer Stimme war weich und sanft.
»Versuchen Sie nicht, mich hereinzulegen«, erwiderte der Imperator. Er blickte seine Tochter erneut an. »Du brauchst das nicht auf dich zu nehmen, Tochter. Wir haben noch andere Möglichkeiten ...«
»Aber er ist
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