Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
als würde sie einschlafen.
    Ein erwartungsvoller Blick der Ehrwürdigen Mutter. Sie löste die rechte Hand von dem Würfel und brachte sie in die Nähe von Pauls Nacken. Etwas metallisch Blitzendes gelangte kurz in sein Blickfeld, und Paul versuchte sich umzudrehen.
    »Halt!« zischte die Ehrwürdige Mutter.
    Schon wieder diese Stimme! Paul lenkte seine Aufmerksamkeit auf ihr Gesicht zurück.
    »Was du jetzt an deinem Nacken fühlst«, sagte sie, »ist das Gom Jabbar. Eine vergiftete Nadel, verstehst du? Wenn du einen Fluchtversuch machst, wirst du sie zu spüren bekommen.«
    Trotz seiner trockenen Kehle versuchte Paul zu schlucken. Es war ihm unmöglich, den Blick von dem verwelkten Gesicht mit den blitzenden Augen und ihren metallisch leuchtenden Zähnen zu lösen.
    »Der Sohn eines Herzogs sollte alles über Gifte wissen«, sagte sie. »Es ist ein Zeichen unserer Zeit, nicht wahr? Musky, das in Getränken verwendet wird. Oder Aumas, das man vorzugsweise fester Nahrung beigibt. Die schnell- und langsamwirkenden Gifte sowie alle Abstufungen dazwischen. Das Gom Jabbar ist ein völlig neues, es tötet nur Tiere.«
    Plötzlicher Stolz überflutete Pauls Furcht. Aufbrausend sagte er: »Ihr vergleicht den Sohn eines Herzogs mit einem Tier?«
    »Sagen wir lieber, du bist möglicherweise ein Mensch«, erwiderte die Ehrwürdige Mutter. »Vorsicht! Ich habe dich gewarnt. Kontrolliere deine Bewegungen. Ich bin alt, aber dennoch in der Lage, die Nadel in dich zu bohren, bevor du meiner Reichweite entwischst.«
    »Wer seid Ihr?« flüsterte Paul. »Wie habt Ihr es fertiggebracht, daß meine Mutter mich mit Euch allein ließ? Haben die Harkonnens Euch geschickt?«
    »Die Harkonnens? Himmel, nein! Sei jetzt still.« Ein dürrer Finger berührte seinen Nacken und erzeugte den plötzlichen Impuls, wegzulaufen.
    »Gut«, sagte die Ehrwürdige Mutter. »Du hast den ersten Test bestanden. Über das Weitere gibt es folgendes zu sagen: Wenn du die Hand herausziehst, wirst du sterben. Dies ist die einzige Spielregel. Laß sie drinnen und du lebst. Ziehe sie heraus und stirb.«
    Um das leise Zittern seiner Glieder zu überspielen, nahm Paul einen tiefen Atemzug. »Wenn ich schreie, werden in einigen Sekunden genügend Bedienstete hier sein, um Euch sterben zu lassen.«
    »Kein Bediensteter wird es wagen, eine Tür zu passieren, vor der deine Mutter steht, vergiß das nicht. Deine Mutter hat diesen Test bereits bestanden, jetzt bist du an der Reihe. Du solltest dir dieser Ehre bewußt sein, denn wir unterziehen männliche Kinder nur selten diesem Test.«
    Die Neugier reduzierte Pauls Angst auf ein überschaubares Maß. Aus der Stimme der alten Frau klang Wahrheit, unzweifelhafte Wahrheit. Wenn seine Mutter draußen Wache stand ... wenn dies wirklich ein Test war ... Aber er konnte sowieso nicht mehr zurück: Das Gom Jabbar in seinem Nacken verhinderte es. Er rief sich die Litanei gegen die Furcht ins Gedächtnis zurück. Seine Mutter hatte sie ihm beigebracht, und auch sie gehörte zum Ritus der Bene Gesserit.
    Ich darf mich nicht fürchten. Die Furcht tötet das Bewußtsein. Die Furcht führt zu völliger Zerstörung. Ich werde ihr ins Gesicht sehen. Sie soll mich völlig durchdringen. Und wenn sie von mir gegangen ist, wird nichts zurückbleiben. Nichts außer mir.
    Er fühlte die Ruhe zurückkehren und sagte: »Mach weiter, alte Frau.«
    »Alte Frau!« zischte sie. »Du hast wirklich Mut, das muß ich sagen. Nun, wir werden sehen, Sirra .« Sie beugte sich vor, ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Du wirst Schmerz in deiner Hand spüren. Aber wenn du sie zurückziehst, genügt ein kleiner Stich mit dem Gom Jabbar – und dein Tod kommt so schnell wie die Axt eines Henkers. Wenn du die Hand zurückziehst, bringt das Gom Jabbar dich um. Verstanden?«
    »Was ist in diesem Kasten?«
    »Schmerz.«
    Ein leichtes Kitzeln in der Hand ließ ihn die Lippen aufeinanderpressen. Wie kann das ein Test sein? dachte er. Das Kitzeln wurde zu einem Jucken.
    Die alte Frau sagte: »Hast du davon gehört, daß es Tiere gibt, die sich ein Bein abbeißen, um einer Falle zu entrinnen? So etwas bringen nur Tiere fertig. Ein Mensch in dieser Situation würde ausharren, leidend in seinem Schmerz, seinen Tod vortäuschen und darauf hoffen, den Jäger töten zu können, sobald er erscheint, um seine Beute abzuholen.«
    Das Jucken wurde zu einem leichten Brennen. »Was hat das alles zu bedeuten?« fragte Paul.
    »Es dient dazu, herauszufinden, ob du ein

Weitere Kostenlose Bücher