Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
bisher unentdecktes Gewürzlager. Die Schwestern haben versucht, es sich unter den Nagel zu reißen. Sie haben den Kult nur als Tarnung vorgeschoben.«
Idaho war verblüfft. Jetzt, wo es ausgesprochen war, erschien die Antwort offensichtlich.
Und mir ist es entgangen, dachte er.
Letos Aufschrei hatte ihn wieder völlig in die Rolle des Kommandeurs der kaiserlichen Garde zurückversetzt. Idaho kannte die wirtschaftlichen Verhältnisse des Imperiums, wenn auch nur in den einfachsten Grundzügen: Es gab keine Ratenkäufe; alle Geschäfte wurden in bar abgewickelt. Die einzige Münze zeigte ein Abbild des kapuzenbedeckten Gesichts Letos, des Gott-Kaisers. Aber alles basierte auf dem Gewürz, jener Substanz, deren enorm hoher Wert noch immer im Ansteigen begriffen war. Ein Mensch konnte den Gegenwert eines Planeten bequem in seinem Handgepäck befördern.
»Kontrolliere die staatliche Münze und die Gerichtsbarkeit«, dachte Leto. »Den Rest kann der Pöbel haben.« Der alte Jacob Broom hatte das gesagt. Leto konnte hören, wie er in ihm kicherte. »Es hat sich gar nicht so viel geändert, Jacob.«
Idaho holte tief Luft. »Das Glaubensbüro sollte auf der Stelle informiert werden.«
Leto schwieg.
Da er dies für eine Aufforderung hielt, mit seinen Berichten fortzufahren, machte Idaho weiter, aber Leto hörte ihm nur mit einem kleinen Teil seines Bewußtseins zu. Er kam sich vor wie ein Aufzeichnungsgerät, das Idahos Worte und Gesten beobachtete und aus ihnen die jeweils richtigen Schlüsse zog.
Und jetzt möchte er über die Tleilaxu sprechen.
Du bewegst dich auf gefährlichem Boden, Duncan.
Aber dies öffnete Letos Reflexionen einen neuen Weg.
Die listigen Tleilaxu erschaffen meine Duncans noch immer aus den Originalzellen. Sie tun etwas, das die religiösen Gesetze verbieten – und sie und ich wissen es. Ich habe die Manipulation menschlicher Gene untersagt. Aber die Tleilaxu wissen, wie sehr ich die Duncans als Kommandeure meiner Garde schätze. Ich glaube kaum, daß sie vermuten, wie amüsant das für mich ist. Es erheitert mich zu wissen, daß jetzt ein Fluß Idahos Namen trägt, während es früher ein Berg war. Der Berg existiert nicht mehr. Wir haben ihn abgetragen, weil wir Baumaterial für die hohen Wälle brauchten, die jetzt meine Sareer umgeben.
Natürlich wissen die Tleilaxu, daß ich die Duncans hin und wieder meinem eigenen Programm unterwerfe. Die Duncans stellen eine Kreuzung der Stärke dar – und viel mehr. Jede Feuerstatt braucht einen Zugregler.
Es war mein Plan, diesen Duncan mit Siona zu kreuzen, aber das ist jetzt vielleicht nicht mehr möglich.
Hah! Er sagt, ich soll gegen die Tleilaxu »etwas unternehmen«. Warum fragt er nicht geradeheraus: »Hast du vor, mich zu ersetzen?«
Ich bin versucht, es ihm zu sagen.
Erneut verschwand Idahos Hand in der dünnen Aktenmappe. Letos innerem Auge entging nicht die kleinste Bewegung.
Die Lasgun? Oder weitere Berichte? Ah, das letztere.
Der Duncan bleibt weiterhin vorsichtig. Er möchte nicht nur eine Versicherung, daß ich von seinen Plänen keine Ahnung habe, sondern verlangt auch nach weiteren »Beweisen« für die Theorie, daß ich seiner Loyalität gar nicht würdig bin. Er zögert es hinaus. Das hat er immer getan. Ich habe ihm oft genug erzählt, daß ich meine Fähigkeiten nicht dazu einsetze, den Augenblick vorauszusagen, in dem ich diese alte Gestalt aufgebe. Aber er zweifelt daran. Er ist stets ein Zweifler gewesen.
Diese grottenähnliche Kammer saugt nicht nur seine Stimme auf. Wäre ich nicht dermaßen empfindlich, würde die hier herrschende Dunkelheit auch die chemische Offensichtlichkeit seiner Ängste abschirmen. Ich dämpfe seine Stimme so, daß ich mich nicht ganz auf sie konzentrieren muß. Welch ein Langweiler dieser Duncan geworden ist. Er hält einen geschichtlichen Vortrag, erzählt mir von der Rebellion Sionas, und ich zweifle nicht daran, daß er mich wegen ihrer neuesten Eskapaden gleich wieder ins Gebet nehmen wird.
»Es ist keine gewöhnliche Revolte«, sagt er.
Sofort bin ich wieder da! Narr. Alle Revolten sind gewöhnlich. Die äußerste Langeweile. Eine folgt dem Muster der anderen. Eine ist wie die andere. Die Antriebskräfte bestehen aus Adrenalinabhängigkeit und dem Verlangen, persönliche Macht zu erringen. Sämtliche Rebellen sind verkappte Aristokraten. Deswegen kann ich sie auch so leicht überzeugen.
Warum hören die Duncans mir nie richtig zu, wenn ich sie darüber aufkläre? Und gerade mit
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