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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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diesem habe ich mich darüber unterhalten. Es war eine unserer ersten Auseinandersetzungen; hier, in dieser Krypta.
    »Die Kunst des Regierens«, sagte er, »besteht darin, den Radikalen niemals die Initiative zu überlassen.«
    Wie pedantisch. Radikale tauchen in jeder Generation auf. Es hat keinen Sinn, dagegen Maßnahmen zu ergreifen. Und genau das meint er, wenn er sagt, »man dürfe ihnen nicht die Initiative überlassen«. Er will sie zerschmettern, unterdrücken, kontrollieren, abwehren. Er ist der lebende Beweis dafür, daß der Bewußtseinsunterschied zwischen einem Polizisten und einem Militär nur geringfügig ist.
    »Man hat nur dann einen Grund, Radikale zu fürchten«, sagte ich zu ihm, »wenn man sie zu unterdrücken versucht. Man soll ihnen zeigen, daß man das Beste, was sie anzubieten haben, übernehmen will.«
    »Sie sind gefährlich! Sie sind gefährlich!« Wenn er es nur oft genug wiederholt, glaubt er, wird eine Wahrheit daraus.
    Langsam, Schritt für Schritt, führe ich ihm meine Methode vor. Er erweckt sogar den Eindruck, als würde er zuhören.
    »Dies ist ihre Schwäche, Duncan: Radikale sehen alles in zu einfachen Begriffen – schwarz und weiß, gut und böse, sie und wir. Indem sie auf solch naive Weise komplizierte Dinge angehen, bereiten sie dem Chaos einen Weg. Und die Kunst des Regierens, wie du es ausdrückst, besteht darin, das Chaos zu beherrschen.«
    »Niemand ist in der Lage, mit jeder Überraschung fertig zu werden.«
    »Überraschung? Wer redet denn von Überraschungen? Das Chaos kommt nicht überraschend. Es hat voraussagbare Charakteristiken. Zum Beispiel zerschlägt es die Ordnung und stärkt die extremen Kräfte.«
    »Ist das nicht genau das, was die Radikalen zu tun versuchen? Versuchen sie nicht, Unruhe zu erzeugen, damit sie die Kontrolle übernehmen können?«
    »Sie glauben, daß sie das täten. In Wirklichkeit erzeugen sie nur neue Extremisten; neue Radikale, die dann ihrerseits genau dasselbe tun.«
    »Gesetzt den Fall, es gäbe einen Radikalen, der diese Komplexität durchschaut und für sich auszunutzen versteht?«
    »Das wäre dann kein Radikaler, sondern ein Rivale um die Führerschaft.«
    »Aber was würdest du dann tun?«
    »Entweder kooperiert er – oder er stirbt. So haben alle Kämpfe um die Führerschaft angefangen – auf dem Niveau eines Ringkampfs.«
    »Ja, aber was ist mit Erlösern?«
    »Wie mein Vater?«
    Dem Duncan gefällt diese Frage nicht. Er weiß, daß ich auf eine gewisse Weise mein eigener Vater bin. Er weiß, daß ich mit seiner Stimme sprechen und sein Bewußtsein annehmen kann, daß meine Erinnerungen präzise, unverblaßt und frisch sind.
    Zögernd sagt er: »Nun – wenn du willst.«
    »Duncan, ich bin jeder von ihnen, und ich weiß es. Es hat zu keiner Zeit einen wirklich selbstlosen Rebellen gegeben, nur Heuchler – bewußte oder unbewußte Heuchler. Es ist immer dasselbe.«
    In meinen uralten Erinnerungen rührt sich ein kleines Hornissennest. Einige von ihnen haben dem Glauben, daß sie – und nur sie – den Schlüssel zu allen Problemen der Menschheit in der Hand gehalten haben, niemals abgeschworen. Nun, in dieser Hinsicht sind sie mir ähnlich. Ich empfinde Sympathie für sie – und kann ihnen im gleichen Augenblick erzählen, daß das Versagen für sich selbst spricht.
    Allerdings bin ich dazu gezwungen, sie abzublocken. Es hat keinen Sinn, ihnen Gehör zu schenken. Sie sind nun kaum mehr als stechende Mahner – wie dieser Duncan, der mit seiner Lasgun vor mir steht ...
    Große Götter der Unterwelt! Er hat mich beim Einnicken überrascht. Er hält die Lasgun in der Hand und zielt damit auf mein Gesicht.
    »Du, Duncan? Du hast mich auch hintergangen?«
    Et tu, Brutus?
    Jede einzelne Faser von Letos Bewußtsein war nun voller Wachsamkeit. Er spürte, wie sein Leib zuckte. Das Wurmfleisch hatte seinen eigenen Willen.
    Idaho fragte höhnisch: »Sag mir, Leto: Wie oft muß ich noch für meine Loyalität einen Preis bezahlen?«
    Leto erkannte die wirkliche Bedeutung seiner Frage. »Wie viele Duncans hat es schon gegeben?« Die Duncans wollten das immer wissen. Jeder von ihnen stellte diese Frage. Die Antwort hatte keinen befriedigt. Sie zogen sie in Zweifel.
    Mit der volltönenden Stimme Muad'dibs sagte Leto: »Erfüllt es dich nicht mit Stolz, daß ich dich verehre, Duncan? Hast du dich eigentlich niemals gefragt, was ich an dir finde, weil ich durch die Jahrhunderte hinweg dich zu meinem ewigwährenden Gefährten gemacht

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