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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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nahm nur wenige Minuten in Anspruch, aber Hwi zeigte keine Unruhe. Leto nahm sie sorgfältig in Augenschein. Sie erschien ihm zeitlos – als stünde sie auf eine zutiefst friedliche Weise außerhalb der Zeit. Ihm war noch nie zuvor ein gewöhnlicher Sterblicher begegnet, der vor ihm gestanden und abgewartet hatte, ohne die geringste Spur von Nervosität zu zeigen.
    »Wo bist du geboren, Hwi?« fragte er.
    »Auf Ix, Herr.«
    »Sage es mir genauer! In welchem Gebäude? Wo liegt es? Wer waren deine Eltern, deine Nachbarn, deine Freunde, deine Familie? In welcher Schule warst du? Sage mir alles!«
    »Ich habe meine Eltern nie gekannt, Herr. Sie sollen gestorben sein, als ich noch ein Säugling war.«
    »Hast du das geglaubt?«
    »Am Anfang – natürlich. Später habe ich mir meine eigenen Gedanken gemacht. Ich habe mir sogar vorgestellt, daß Malky mein Vater sein könnte – aber ...« Sie schüttelte den Kopf.
    »Du hast deinen Onkel Malky nicht gemocht?«
    »Nein, ich mochte ihn nicht. Oh, aber ich habe ihn bewundert.«
    »Die gleiche Reaktion wie bei mir«, sagte Leto. »Aber was ist mit deinen Freunden und deiner Schulausbildung?«
    »Meine Lehrer waren Spezialisten. Man brachte sogar einige Bene Gesserit heran, um mich emotionale Kontrolle und Beobachtung zu lehren. Malky sagte, ich würde auf große Dinge vorbereitet.«
    »Und deine Freunde?«
    »Ich glaube nicht, daß ich je wirkliche Freunde gehabt habe. Da waren nur Leute, die zur Erreichung bestimmter Ziele mit mir in Kontakt kamen – oder aus Gründen, die mit meiner Erziehung zu tun hatten.«
    »Und die großen Dinge, auf die man dich vorbereitete? Hat man je darüber mit dir gesprochen?«
    »Malky sagte, ich würde darauf vorbereitet, Euch zu bezaubern, Herr.«
    »Wie alt bist du, Hwi?«
    »Mein genaues Alter kenne ich nicht. Ich schätze, daß ich etwa sechsundzwanzig bin. Ich habe niemals Geburtstag gefeiert. Ich habe nur durch Zufall erfahren, daß es so etwas überhaupt gibt, als eine meiner Lehrerinnen sich für dieses Versäumnis entschuldigte. Ich habe sie daraufhin nie wiedergesehen.«
    Leto stellte fest, daß diese Antwort ihn faszinierte. Seine Beobachtungen hatten ihn mit der Gewißheit versorgt, daß ihr ixianischer Leib von den Tleilaxu in keiner Weise präpariert worden war. Hwi Noree war nicht in einem Axolotl-Tank der Tleilaxu herangewachsen. Aber was sollte diese Geheimnistuerei?
    »Weiß dein Onkel Malky, wie alt du bist?«
    »Vielleicht. Aber ich habe ihn seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Hat dir irgend jemand je erzählt, wie alt du bist?«
    »Nein.«
    »Warum, glaubst du, hat man dir dein Alter verschwiegen?«
    »Vielleicht hat man gedacht, ich würde danach fragen, wenn es mich interessierte.«
    »Und hat es dich interessiert?«
    »Ja.«
    »Warum hast du dann nicht gefragt?«
    »Zuerst dachte ich, irgendwo würde es verzeichnet sein. Ich sah nach, fand aber nichts. Und dann kam ich darauf, daß man mir diese Frage vielleicht nicht beantworten würde.«
    »Weil mir das etwas über dich sagt, Hwi, gefällt mir diese Antwort sehr gut. Auch ich weiß nichts über deine Vergangenheit, aber ich könnte den Ort, an dem du geboren wurdest, vielleicht erhellen.«
    Mit einer betroffenen Intensität, die keinerlei Heuchelei enthielt, saugte sich ihr Blick in seinem Gesicht fest.
    »Du wurdest im Innern der Maschine geboren, die deine Herren für die Gilde zu perfektionieren versuchen«, sagte Leto. »Du wurdest auch dort empfangen. Es ist nicht unmöglich, daß Malky dein Vater ist. Aber das ist unwichtig. Du weißt von dieser Maschine, Hwi?«
    »Ich darf zwar nichts davon wissen, Herr, aber ...«
    »Ist wieder einmal einer deiner Lehrer indiskret gewesen?«
    »Diesmal war es mein Onkel.«
    Leto brach in Gelächter aus. »Dieser Halunke!« sagte er. »Dieser charmante Halunke!«
    »Herr?«
    »Das ist seine Rache an deinen Herren. Es hat ihm nicht gefallen, daß sie ihn von meinem Hof abberufen haben. Er hat mir seinerzeit erzählt, daß sein Nachfolger noch weniger wert sei als ein Narr.«
    Hwi zuckte die Achseln. »Mein Onkel ist ein schwieriger Mensch.«
    »Hör mir gut zu, Hwi! Einige der Leute, mit denen du auf Arrakis zusammenarbeiten mußt, könnten dir gefährlich werden. Ich werde dich schützen, wo ich kann. Verstehst du?«
    »Ich glaube schon, Herr.« Sie sah ehrlich zu ihm auf.
    »Und jetzt habe ich eine Botschaft für deine Herren. Mir ist klar, daß sie einem Gildensteuermann zugehört und sich selbst in einer

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