Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
Ixianer und ich. Sie haben eine Menge Apparaturen für mich gebaut und nehmen an, daß sie sich dadurch meine Dankbarkeit erkauft haben. Die Worte, die ihr jetzt lest, wurden von einem ixianischen Gerät geschrieben, das man Diktatel nennt. Sobald ich meine Gedanken in einer bestimmten Weise aussende, schaltet sich das Diktatel ein. Ich brauche nur auf diese Weise zu denken, dann erscheinen die Worte gedruckt vor mir auf ridulianischen Kristallbögen, die kaum dicker sind als Moleküle. Manchmal gebe ich die Anweisung, daß meine Gedanken auf weniger haltbarem Material ausgedruckt werden. Zwei dieser Aufzeichnungen wurden mir von Siona gestohlen.
Ist sie nicht faszinierend, meine Siona? Sobald euch klargeworden ist, wie wichtig sie für mich ist, werdet ihr euch fragen, ob ich sie wirklich hätte im Wald umkommen lassen können. Ihr solltet nicht daran zweifeln. Der Tod ist eine äußerst persönliche Angelegenheit. Ich werde mich nur selten mit ihm anlegen. Und niemals in einem Fall, in dem jemand wie Siona einer Prüfung unterzogen wird. Ich hätte sie in jedem Stadium ihrer Tätigkeit sterben lassen können. Und da die Zeit nichts für mich bedeutet, hätte ich auch jederzeit einen anderen Kandidaten aufbauen können.
Sie fasziniert sogar mich. Ich habe sie beobachtet, als sie durch den Wald lief. Ich habe sie mit Hilfe meiner ixianischen Gerätschaften beobachtet und mich gefragt, warum ich dieses Unternehmen nicht vorausgesehen hatte. Aber Siona ist ... Siona. Deswegen habe ich auch nichts getan, um die Wölfe anzuhalten. Es wäre falsch gewesen, wenn ich das getan hätte. Die D-Wölfe sind nur der verlängerte Arm meines Willens – und ich will das größte Raubtier sein, von dem man je gehört hat.
Die Journale von Leto II.
Der nachfolgende kurze Dialog stammt aus einem Manuskript, das man »Das Welbeck-Fragment« nennt. Man nimmt an, daß es von Siona Atreides verfaßt wurde. Die Dialogsprecher sind Siona selbst und ihr Vater Moneo, der (wie die Geschichte ausweist) Majordomus und Chefadjutant Letos II. war. Der Dialog stammt aus einer Zeit, in der Siona weniger als zwanzig Jahre alt war und von ihrem Vater in ihrer Unterkunft in der Fischsprecherschule in der Festivalstadt Onn, einer dichtbesiedelten Großstadt, auf dem Planeten besucht wurde, den wir heute unter dem Namen Rakis kennen. Laut der Identifikationspapiere des Manuskripts besuchte Moneo seine Tochter heimlich, um ihr mitzuteilen, daß sie ihre Auslöschung riskierte.
SIONA: Wie hast du nur so lange in seiner Nähe überleben können, Vater? Er bringt doch jeden aus seiner Umgebung um. Das ist allgemein bekannt.
MONEO: Nein! Du irrst dich. Er tötet niemanden.
SIONA: Du brauchst mir über ihn nichts vorzulügen.
MONEO: Ich sage die Wahrheit. Er tötet niemanden.
SIONA: Welche Rechtfertigung hast du dann für die bekanntgewordenen Tode?
MONEO: Es ist der Wurm, der tötet. Der Wurm ist Gott. Leto lebt zwar am Busen Gottes, aber er tötet keinen.
SIONA: Und wie überlebst du dann?
MONEO: Ich kann den Wurm erkennen. Ich sehe es in seinem Gesicht und an seinen Bewegungen. Ich weiß, wann Shai-Hulud erscheint.
SIONA: Er ist nicht Shai-Hulud!
MONEO: Nun, so hat man den Wurm in alten Zeiten genannt.
SIONA: Ich habe davon gelesen. Aber er ist nicht der Gott der Wüste.
MONEO: Sei still, du närrisches Mädchen! Du weißt doch überhaupt nichts von solchen Dingen.
SIONA: Ich weiß, daß du ein Feigling bist.
MONEO: Wie wenig du doch weißt. Du hast nie dort gestanden, wo ich gestanden habe. Du hast ihm weder in die Augen geblickt, noch die Bewegungen seiner Hände gesehen.
SIONA: Was tust du, wenn der Wurm erscheint?
MONEO: Ich gehe.
SIONA: Das ist klug. Wir wissen ganz sicher, daß er neun Duncan Idahos umgebracht hat.
MONEO: Ich habe dir doch gesagt, daß er niemanden umbringt!
SIONA: Wo ist der Unterschied? Leto oder der Wurm – sie haben nun ein und denselben Körper.
MONEO: Aber sie sind zwei eigenständige Lebewesen – Leto der Kaiser und der Wurm, der Gott ist.
SIONA: Du bist wahnsinnig!
MONEO: Vielleicht. Aber ich diene Gott.
2
Ich bin der inbrünstigste Menschenbeobachter, den es je gegeben hat. Ich beobachte die, die in mir, und die, die außerhalb sind. Vergangenheit und Gegenwart können in meinem Innern zu einer seltsamen Mixtur der Zumutung werden. Und wie die Metamorphose sich in meinem Fleisch fortsetzt, können meinen Sinnen wundervolle Dinge passieren. Es ist, als würde ich alles in einer Nahaufnahme
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