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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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sehen. Ich verfüge über ein außerordentlich präzises Hör- und Sehvermögen und kann sogar die vagesten Gerüche aufnehmen. Ich kann aus einer eine Million Köpfe zählenden Menge jeden Selbstgerechten heraussuchen. Ich weiß es. Ich habe es ausprobiert. Man kann vor meinen Sinnen nicht viel verbergen. Ich glaube, ihr würdet entsetzt sein, wenn ihr wüßtet, was mir allein der Geruch sagt. Eure Ausdünstungen sagen mir, was ihr tut oder vorhabt zu tun. Und erst Gesten und Posen! Einmal habe ich einen halben Tag lang einem alten Mann zugesehen, der in Arrakeen auf einer Bank saß. Er stammte in der fünften Generation von Stilgar dem Naib ab und wußte nicht einmal davon. Ich studierte seine Halslinie, die Hautfalten seines Kinns, die aufgesprungenen Lippen, die Schleimhäute seiner Nasenlöcher, die Poren hinter seinen Ohren und die grauen Haarbüschel, die unter der Kapuze seines altertümlichen Destillanzuges hervorlugten. Er bemerkte überhaupt nicht, daß man ihn beobachtete. Hah! Stilgar hätte so etwas in ein bis zwei Sekunden bemerkt. Aber der alte Mann wartete bloß auf jemanden, der dann doch nicht kam. Schließlich stand er auf und trottete weiter. Nach der langen Sitzerei war er ziemlich steif geworden. Ich wußte, daß ich ihn lebendig niemals wiedersehen würde. Er war dem Tode nah, und daß sein Wasser verschwendet werden würde, stand für mich außer Frage. Nun, aber das spielte auch keine Rolle mehr.
Die gestohlenen Journale
     
     
    Leto hielt den Ort, an dem er die Ankunft seines gegenwärtigen Duncan Idaho erwartete, für den interessantesten im Universum. Wenn man menschliche Maßstäbe zur Beurteilung heranzog, befand er sich in einem gigantischen Raum – im Kern eines weitverzweigten Katakombensystems unterhalb seiner Zitadelle. Vom Zentrum des Raums aus, in dem er wartete, liefen sprossenähnliche Heizkammern aus, die dreißig Meter hoch und zwanzig Meter breit waren. Man hatte seinen Wagen im Mittelpunkt des Raums aufgestellt. Dort stand er in einer kreisförmigen, vierhundert Meter durchmessenden Kammer, die an ihrem höchsten Punkt einhundert Meter maß und ihn kuppelartig überwölbte.
    Er hielt derartige Dimensionen für eine gute Rückversicherung.
    In der Zitadelle war früher Nachmittag, aber das einzige Licht in seiner Kammer kam von den am Rande vorbeitreibenden, durch Suspensoren gehaltenen Leuchtgloben, die sanfte, orangefarbene Helligkeit erzeugten. Das Licht drang nicht weit in die Sprossen ein, aber Letos Erinnerung teilte ihm die genaue Position jedes Gegenstandes mit, den es hier gab: Er wußte, wo sich das Wasser, die Gebeine und der Staub seiner Vorfahren – und mithin aller Atreides, die seit den alten Zeiten auf dem Wüstenplaneten gelebt hatten und gestorben waren – befanden. Sie befanden sich alle hier – und zusätzlich noch ein paar Melange-Behälter, die den Eindruck erwecken sollten, das seien alle, die er besaß – wenn es einmal zum Äußersten kam.
    Leto wußte, weswegen der Duncan kam. Idaho hatte erfahren, daß die Tleilaxu einen weiteren Duncan fabrizierten; einen neuen Ghola erschufen, der den Wünschen des Gott-Kaisers entsprach. Dieser Duncan fürchtete, daß man ihn nach fast sechs Dienstjahren ersetzen würde. Irgend etwas in dieser Art stand immer am Anfang dessen, was das Verderben der Duncans einleitete. Ein Gesandter der Gilde hatte Leto abgepaßt, um ihn zu warnen, daß die Ixianer diesem Duncan eine Lasgun zur Verfügung gestellt hatten.
    Leto kicherte. Die Gilde reagierte wirklich äußerst sensibel auf alles, was ihren Gewürzanteil bedrohen konnte. Der Gedanke, daß Leto das letzte Bindeglied zu den Sandwürmern war, die die Gewürzvorräte produziert hatten, erfüllte sie mit Schrecken.
    Wenn ich in einer Gegend ohne Wasser sterbe, wird es kein Gewürz mehr geben. Nie wieder.
    Davor hatte die Gilde Angst. Und ihre Geschichtsforscher versicherten ihnen, daß Leto auf der größten Gewürzmenge saß, die es im Universum gab. Dieses Wissen machte die Gilde praktisch zu seinem Verbündeten.
    Während er wartete, machte Leto die Hand- und Fingerübungen seines Bene-Gesserit-Erbes. Die Hände waren sein Stolz. Unter den grauen Membranen aus Sandforellenhaut befanden sich lange, fingerartige Auswüchse und in alle Richtungen bewegliche Daumen. Er konnte sie ebenso benutzen wie normale Hände. Die fast nutzlosen Flossen, die einstmals seine Beine und Füße gewesen waren, waren im Gegensatz dazu äußerst lästig. Leto konnte seinen Leib mit

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