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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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herrlich in der Erinnerung alles war.
    Aber die Erinnerung hatte auch eine Kehrseite. Ihre Nasenschleimhäute hatten etwas gewittert – einen intensiven Geruch. – Eine Vorgewürzmasse!
    Dann – der Schlag!
    Die Melange-Explosion hatte Shaitan angelockt. Kein Sandwurm konnte einer Gewürzeruption aus dem Weg gehen, die sich auf seinem Territorium befand.
    Alles hast du aufgefressen, Tyrann – diese erbärmliche Ansammlung von Ställen und Bruchbuden, die wir unser ›Zuhause‹ nannten. Und ebenso meine ganze Familie und sämtliche meiner Freunde. Warum hast du mich verschont?
    Welcher Zorn hatte das magere Kind zum Erbeben gebracht. Alles, was sie geliebt hatte, hatte der Riesensandwurm ihr genommen. Und er hatte alle ihre Versuche abgewehrt, sich ihm ebenfalls zu opfern. So war sie in die Hände der Priester von Rakis und schließlich zu den Bene Gesserit gelangt.
    »Sie spricht mit den Würmern, und sie tun ihr nichts.«
    »Wer mich verschont hat, wird von mir nicht verschont.« Das hatte sie zu Odrade gesagt.
    Und jetzt weiß Odrade, was ich tun muß. Ich kann das Wilde in mir nicht unterdrücken, Dar. Ich wage es jetzt, dich Dar zu nennen, denn du bist in mir.
    Keine Antwort.
    Befand sich tatsächlich eine Perle von Letos Bewußtsein in jedem einzelnen Sandwurm? Ihre fremenitischen Vorfahren bestanden darauf.
    Jemand reichte ihr ein belegtes Brot. Walli, die Assistentin der Senior-Akoluthen, die das Kommando über die Wüstenwache führte.
    Weil ich es so wollte, als Odrade mich in den Rat aufnahm. Aber nicht nur deswegen, weil Walli von meiner Immunität gegenüber der sexuellen Versklavung der Geehrten Matres weiß. Und nicht deswegen, weil sie meinen Bedürfnissen gegenüber empfänglich ist. Walli und ich sprechen eine geheime Sprache.
    Wallis große Augen waren keine Zugänge zu ihrer Seele mehr. Sie waren verschleierte Barrieren, die den Beweis lieferten, daß sie bereits wußte, wie man sondierende Blicke abschmetterte. Ihre hellblaue Pigmentierung zeigte, daß sie bald in absolutem Blau erstrahlen würden, falls sie die Agonie überlebte. Sie war beinahe ein Albino, was ihre Verwendung für Zuchtzwecke in Frage stellte. Wallis Haut bestärkte nur dieses Urteil: sie war blaß und voller Sommersprossen. Eine Haut, die wie eine transparente Schicht aussah. Man konzentrierte sich nicht auf die Haut an sich, sondern auf das, was darunterlag: rosafarbenes, bluterfülltes Fleisch, das vor der Wüstensonne ungeschützt war. Nur hier im Schatten konnte Walli ihre empfindliche Außenhaut fragenden Blicken vorführen.
    Warum führt ausgerechnet sie das Kommando über uns?
    Weil ich ihr am meisten zutraue, daß sie das tut, was getan werden muß.
    Sheeana aß geistesabwesend ihr Brot. Ihre Gedanken kehrten zur sie umgebenden Landschaft zurück. Einst würde der gesamte Planet von Sand bedeckt sein. Ein neuer Wüstenplanet? Nein ... etwas Ähnliches – aber anders. Wie viele solcher Orte erschaffen wir in einem unendlichen Universum? Sinnlose Frage.
    Eine Laune der Wüste erzeugte in der Ferne einen kleinen schwarzen Punkt. Sheeana kniff die Augen zusammen. Ein Ornithopter. Er wurde langsam größer, dann wieder kleiner. Überflog den Sand. Inspizierte.
    Was erschaffen wir hier wirklich?
    Als sie auf die geduckt daliegenden Dünen sah, witterte sie Hybris.
    Sieh dir mein Werk an, Menschlein, und verzweifle!
    Aber dies haben wir getan, meine Schwestern und ich.
    Tatsächlich?
    »Ich spüre eine neue Art Trockenheit in der Hitze«, sagte Walli.
    Sheeana stimmte ihr zu. Kein Grund, etwas zu sagen. Sie begab sich an den großen Arbeitstisch, denn noch herrschte genug Tageslicht, um die dort ausgebreitete topographische Landkarte zu studieren: sie steckte voller kleiner Flaggen; grüne Fäden auf Stecknadeln, genauso, wie sie sie entworfen hatte.
    Odrade hatte einst gefragt: »Ist es wirklich besser als eine Projektion?«
    »Ich brauche etwas zum Anfassen.«
    Odrade hatte es hingenommen.
    Projektionen verloren ihren Reiz. Sie waren zu weit von der Scholle entfernt. Man konnte nicht mit einem Finger auf eine Projektion zeigen und sagen: »Wir werden da unten hingehen.« Ein Finger in einer Projektion war ein Finger in leerer Luft.
    Augen reichen niemals aus. Der Körper muß seine Umwelt spüren.
    Sheeana nahm die Schärfe männlichen Schweißes wahr, den muffigen Geruch von Ausdünstungen. Sie hob den Kopf und sah einen dunkelhaarigen jungen Mann, der in herablassender Pose und mit arrogantem Blick in der Tür

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