Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
blicken. Er sagte uns, dass eine einzige obskure Entscheidung, vielleicht nur die Veränderung eines einzigen Wortes, den gesamten Verlauf der Zukunft ändern kann. Er sagte: »Die Vision der Zeit ist weit, doch wenn man hindurchtritt, wird die Zeit zu einer schmalen Tür.« Stets wehrte er sich gegen die Versuchung, einen klaren und sicheren Weg zu wählen, und warnte uns: »Dieser Pfad führt unweigerlich in die Stagnation.«
Aus »Arrakis erwacht«,
von Prinzessin Irulan
Auf dem Planeten Dan wimmelte es von Gestaltwandlern. Wenn er nur die Einwohner der Siedlung in der Nähe der zerfallenen Burg der Atreides beobachtete, konnte Uxtal sie überall spüren. Sie verursachten ihm eine Gänsehaut, aber er wagte es nicht, Furcht zu zeigen. Vielleicht konnte er sich davonschleichen, sich in der Wildnis der Steilküste verstecken oder so tun, als wäre er ein einfacher Fischer oder Farmer.
Doch wenn er etwas Derartiges versuchen sollte, bestand kein Zweifel, dass die Gestaltwandler ihn jagen, fangen und bestrafen würden. Er wagte es nicht, ihren Zorn zu erregen. Also machte er teilnahmslos alles mit.
Vielleicht wäre Khrone so glücklich darüber, den jungen Baron zu sehen, dass er Uxtal einfach freiließ, ihn für seine Dienste entlohnte und fortschickte. Der Forscher der Verlorenen Tleilaxu konnte sich an unrealistische Hoffnungen klammern ...
Man brachte ihn und Wladimir in eine Herberge am Rand des Dorfes. Der junge Ghola beklagte sich, dass er Steine ins Wasser und auf die Boote werfen oder in den Marktständen herumstöbern wollte, wo die Fischverkäufer den Fang ausnahmen. Doch Uxtal hielt den unruhigen Jungen mit Ausreden hin, während sie in ihrem kühlen, rustikal eingerichteten Zimmer warteten. Wladimir durchwühlte jeden Schrank und jedes Versteck, das er finden konnte. Uxtal tröstete sich mit dem Wissen, dass zumindest die Geehrten Matres weit entfernt waren.
Ein unauffälliger Mann erschien an der Tür zu ihrem Zimmer. Er sah wie ein ganz normaler Dorfbewohner aus, doch Uxtal bekam sofort eine Gänsehaut. »Ich bin gekommen, um den Ghola-Baron abzuholen. Wir müssen ihn prüfen.«
Er hörte ein seltsames Geräusch, wie von knackenden und sich verschiebenden Knochen. Das Gesicht des Mannes verformte sich, bis das bleiche, ausgezehrte Gesicht von Khrone ihn aus tintenschwarzen Augen anstarrte.
»J-ja«, sagte Uxtal. »Der Junge macht beachtliche Fortschritte. Er ist schon sieben. Aber es würde mir helfen, wenn ich wüsste, was Sie mit ihm vorhaben. Es wäre wirklich sehr hilfreich.«
Wladimir betrachtete den Gestaltwandler mit einer Mischung aus Neugier und Ehrfurcht. Er hatte noch nie gesehen, wie ein Gestaltwandler wieder sein neutrales Aussehen annahm. »Toller Trick. Können Sie mir beibringen, mein Gesicht so zu verändern?«
»Nein.« Khrone wandte sich wieder an den Tleilaxu. »Als ich Sie damals gebeten habe, diesen Ghola zu züchten, wusste ich noch nicht, wer er war. Als ich von seiner Identität erfuhr, war ich mir immer noch nicht sicher, ob der Baron Harkonnen uns nützen würde, aber ich hielt es immerhin für denkbar. Nun habe ich eine wunderbare Möglichkeit entdeckt.« Er nahm den Jungen an der Hand und führte ihn fort. »Warten Sie hier, Uxtal.«
Also blieb der kleinwüchsige Forscher im primitiven Zimmer der Herberge zurück und fragte sich, wie lange man ihm noch erlauben würde, am Leben zu bleiben. Unter anders gelagerten Umständen hätte er diesen Moment des Friedens und die entspannende Ruhe genossen, aber dazu hatte er viel zu viel Angst. Was war, wenn die Gestaltwandler einen Makel am Ghola entdeckten? Wozu brauchten sie ihn hier auf Dan? Würde Khrone ihn wieder dem Zugriff der Mater Superior Hellica ausliefern? Die Gestaltwandler hatten ihn viele Jahre lang den Geehrten Matres überlassen. Uxtal wusste nicht, wie lange er es noch bei ihnen aushalten würde. Er konnte kaum fassen, dass Hellica ihn am Leben gelassen hatte oder dass die verhutzelte alte Ingva noch nicht versucht hatte, ihn sexuell an sich zu binden. Er schloss die Augen und schluckte den Stoßseufzer in seiner Kehle hinunter. Es gab so vieles, was schiefgehen konnte, wenn er dorthin zurückkehrte ...
Um sich zu beruhigen, begann er mit einem traditionellen Reinigungsritual. Er stand vor einem offenen Fenster, das aufs Meer hinausging, tauchte einen weißen Lappen in eine Schüssel mit Wasser und wusch sich den nackten Brustkorb. Es war schon sehr lange her, seit er zum letzten Mal in
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