Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
tatsächlich hilfreich war. Nur Yueh, Stilgar und Liet-Kynes waren erweckt worden, aber zwei von ihnen waren nicht mehr an Bord. Und Yueh, der zwar ein fähiger Suk-Arzt war, stellte nicht unbedingt einen großen Gewinn für sie dar.
Er hat meinen Herzog Leto getötet – schon wieder.
Angesichts der Bedrohung durch die Gestaltwandler, der vermissten Sprengsätze und der verschiedenen Sabotagefälle war der Bedarf an den Fähigkeiten der Gholas immer dringlicher geworden. Die noch übrigen unerweckten Ghola-Kinder mussten ganz besondere Eigenschaften haben. Jessica wusste, dass sie alle aus gutem Grund zurückgeholt worden waren. Jeder Einzelne. Paul, Chani und sie hatten das richtige Alter erreicht, und selbst Leto II. musste alt genug sein. Vorsichtige Maßnahmen konnten nicht genügen. Nicht mehr.
Sie seufzte. Wenn überhaupt, dann waren ihre historischen Fähigkeiten jetzt von größtem Nutzen. Ich muss mein Gedächtnis aktivieren!
Jessica konnte so viel Nützliches für das Nicht-Schiff tun, wenn sie nur die Gelegenheit dazu erhalten würde. Ohne ihr Originalleben kam sie sich lediglich wie der Schatten einer Persönlichkeit vor. In ihrem Quartier stand sie so plötzlich auf, dass Alia und Leto erschraken. »Ihr beiden müsst in eure Zimmer zurückkehren.« Ihre schroffe Stimme duldete keinen Widerspruch. »Ich habe etwas Wichtiges zu tun. Diese Bene Gesserit sind Feiglinge, obwohl es ihnen überhaupt nicht bewusst ist. Das muss ein Ende haben.«
In mancher Hinsicht war Jessica sehr ungestüm, während sie auch eine übermäßige Vorsicht an den Tag legen konnte. Aber Jessica kannte jemanden, der nicht davor zurückschrecken würde, ihr Schmerzen zuzufügen.
»Zu wem willst du gehen?«, fragte Leto.
»Zu Garimi.«
* * *
Die streng konservative Ehrwürdige Mutter musterte sie eine Weile mit versteinerter Miene, bis sie leicht lächelte. »Warum sollte ich das tun? Bist du dem Wahnsinn verfallen?«
»Es ist nur Pragmatismus.«
»Hast du eine ungefähre Vorstellung, wie schmerzhaft das sein wird?«
»Ich bin darauf vorbereitet.« Sie betrachtete Garimis dunkles, gelocktes Haar und ihre flachen, unattraktiven Züge. Jessica dagegen war das Ideal klassischer Schönheit. Die Bene Gesserit hatten sie entworfen, damit sie die Rolle der Verführerin spielen konnte, einer Zuchtmutter, deren Erscheinungsbild nach ihrem Tod jahrhundertelang immer wieder kopiert worden war. »Und ich weiß, Proctor Superior, dass Sie am besten geeignet sind, diese Art von Schmerzen zuzufügen.«
Garimi schien zwischen Belustigung und Unbehagen zu schwanken. »Ich habe mir immer neue Methoden vorgestellt, wie ich dich mit einer Messerklinge quälen könnte, Jessica. Ich habe oft darüber nachgedacht, wie viel Schaden deine Taten der alten Schwesternschaft zugefügt haben. Du hast unser ganzes Kwisatz-Haderach-Programm aus der Bahn geworfen und ein Monstrum geschaffen, das wir nicht mehr kontrollieren konnten. Als direkte Folge deiner Trotzhandlung mussten wir jahrtausendelang unter dem Tyrannen leiden. Welchen vernünftigen Grund sollte ich haben, dich wiedererwecken zu wollen? Du hast uns verraten.«
»Das sagen Sie.« Garimis Worte trafen sie wie geworfene Steine. Die Frau hatte Jessica jahrelang gequält, genauso wie den armen Leto II. Jessica kannte all die Vorwürfe und wusste, welche Meinung die konservative Fraktion der Bene Gesserit von ihr hatte. Aber sie hatte noch nie so tiefen Hass und Zorn erlebt, wie die Frau ihr nun entgegenbrachte. »Ihre Worte offenbaren sehr viel, Garimi. Die alte Schwesternschaft. Wo sind Sie mit Ihren Gedanken? Wir leben bereits in der Zukunft.«
»Damit kannst du nicht die schrecklichen Schmerzen abstreiten, die du zu verantworten hast.«
»Sie betonen immer wieder, dass ich diese Schuld tragen sollte. Aber wie soll ich das tun, wenn ich mich gar nicht an meine Taten erinnere? Reicht es Ihnen, wenn ich die Rolle des Sündenbocks übernehme, des Prügelknaben, der für alle eingebildeten Fehler der Vergangenheit büßen muss? Sheeana will, dass ich meine Erinnerungen zurückerhalte, damit ich uns helfen kann. Aber Sie, Garimi, sollten genauso sehr daran interessiert sein, mich zu erwecken. Geben Sie es zu – können Sie sich eine bessere Bene-Gesserit-Strafe vorstellen, als mich in den unverzeihlichen Dingen zu ertränken, die ich nach Ihren Worten der Schwesternschaft angetan habe? Erwecken Sie mich! Sorgen Sie dafür, dass auch ich selbst es sehe.«
Unvermittelt griff Garimi
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